Die Wanduhr ist gewissermaßen ein Fake. Ihr großes Zifferblatt, dessen Design ich vielleicht in die 1930er oder 1950er Jahre datieren würde, hat nicht nur einen Stunden‑, Minuten- und Sekundenzeiger, sondern gibt auch – meistens – die korrekte Zeit an.

Wenn man sie von der Wand nimmt, sieht man, dass der ursprüngliche elektrische Antrieb durch einen Quarz-Mechanismus ersetzt wurde. Der Sekundenzeiger ist neuer als die beiden anderen.

Trotz dieses Authentizitätsmakels hänge ich an dieser Uhr, die ich während meiner Zeit hier von 1984 bis 1987 in funktionsuntüchtigem Zustand auf dem Wiener Naschmarkt erstanden habe. Ich brachte sie damals zu einer Uhrenfabrik in Wien, wo man den elektrischen Mechanismus zwar nicht reparieren konnte, aber für 50 Schilling (ca. 3 Euro) Quarzteile sowie einen Sekundenzeiger einbaute.

Seither hat die Uhr mit ihrem zerbrechlichen Glasgehäuse alle meine Umzüge von Wien nach London, Moskau, London, Berlin, Sevenoaks bei London, Kiew, Istanbul und jetzt wieder Wien auf wundersame Weise überlebt.

Dies gilt nicht für alles aus meiner Wiener Zeit. Das gerahmte Schwarzweiß-Porträt Ihrer Majestät der Königin, das ich 1987 vom Dachboden des alten britischen Botschaftsgebäudes in der Reisnerstraße gerettet habe, ging auf dem Weg nach Moskau 1992 zu Bruch. Die Vorderradgabel meines Steyr Waffenrads, das ich 1985 in Wien gekauft hatte, wurde beim Umzug von Moskau nach London 1995 zu Schrott verbogen.

Die Menschen haben eine unterschiedliche Einstellung zu materiellen Dingen. Manche kaufen gern neue Sachen, andere können sich von alten nicht trennen, wieder andere versuchen ihren Besitz auf das Mindestmaß zu begrenzen. Ich persönlich fühle mich glücklich und geborgen, wenn ich bei meinen häufigen Ortswechseln von ein paar vertrauten Gegenständen umgeben bin.

So habe ich mich gefreut, bei meiner Rückkehr nach Wien 2016 mehrere Dinge wiederzufinden, die ich während meiner früheren Dienstzeit dort angeschafft habe.

Die drei Likörgläser stammen ebenfalls vom Wiener Flohmarkt. Sie sind zu klein für alles andere als einen symbolischen Digestif nach dem Essen und nur für Gäste geeignet, die nichts dagegen haben, aus ungewöhnlichen, angeschlagenen Gläsern zu trinken. Deshalb werden sie nur gelegentlich hervorgeholt.

Eine „Robox“-Löschpapierwiege – der Schriftzug lässt auf die Marke „Bene“ schließen – ebenfalls vom Naschmarkt. Dieses Objekt, das für mich nützlich ist, da ich einen „Pelikan“-Füllfederhalter meines Vaters im täglichen Gebrauch habe, steht seit über 30 Jahren auf meinem Schreibtisch. Ich schätze es wegen seiner Funktion und seines Designs.

Hölzerne Ablagekästen für eingehende und ausgehende Post, ebenfalls vom Dachboden des alten Gebäudes in der Reisnerstraße, aus der die Britische Botschaft 1989 in ihr jetziges Zuhause in der Jaurèsgasse gezogen ist. Sie haben ihren Zweck nach der Verdrängung des Papiers durch den Computer verloren – die ersten Computer haben wir übrigens 1986 in der Reisnerstraße angeschafft.

Ich mag die arbeitslosen Ablagen auf meinem Schreibtisch, ihre Schwalbenschwanzverbindungen und Messingschrauben erinnern an die Handwerkskunst vergangener Zeiten. Auf ihrer Unterseite geben sie sich als Produkt von Cresswell Brothers Ltd. zu erkennen, hergestellt 1958 mit einer Artikelnummer (FTR 12LM) und einem Stempel „ER“ (für „Elizabeth Regina“) unter einer Krone. Es gibt noch Spuren einer grünen Filzauskleidung (weiß jemand, wo ich sie erneuern lassen kann?) sowie alte Aufkleber, darunter „Britain in Vienna 1986“ und Flughafen Klagenfurt .

Es würde mich interessieren, welches aus Ihrer Sicht die relativen Vorzüge davon sind, alte Dinge zu behalten, neue Dinge zu kaufen oder gar nichts zu besitzen. Außerdem wüsste ich gern, inwieweit etwas, was ich in den 80er Jahren in Wien gekauft habe, als „Wienerisch“ bezeichnet werden kann oder ob es einfach nur „aus Wien“ ist und was den Unterschied ausmacht.

In den kommenden Wochen werde ich auf Twitter (@leighturnerFCO) und Instagram (leighturnerFCO) Fotos von einigem Krimskrams aus meiner Wiener Zeit in den 1980er Jahren posten, mit dem Hashtag #viennamemories. Schauen Sie mal rein!

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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 31.01.2017 22:55:18

Petra vom Frankenwald

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Markus Andel

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