Volksgarten Wien (oder Hortus Vulgi)

Volksgarten oder auch Hortus Vulgi

Gestern war ich mit dem bekannten, ortskundigen Gebirgsführer Dr. Franz W. (Name auf Wunsch der Frauenwelt geändert) wieder einmal in der Flora und Fauna des Wiener Nachtlebens unterwegs. Gut getarnt als gelangweilte Großstädter wagten wir uns in den berüchtigen Hortus Vulgi, in Jägerkreisen auch „Volksgarten“ genannt, vor. Mein erfahrener Begleiter hatte mir versichert, dass jene Stunden sich für vergleichende Tierstudien lohnen würden, da wir nur auf Fauna in gesetzterem Alter, als unserem, treffen würden. Er meinte lapidar "Thirty Dancing", jedoch nicht ohne jenes Glühen in seinen Augen zu zeigen, das die Leidenschaft des Jägers zum Ausdruck brachte.

Schon der Eingang zu diesem Paradies für Verhaltensforscher war mit grimmig blickenden Gorillas versperrt, die sich durch die etwas irreführende Bezeichnung „Security“ auswiesen. Nur durch den beherzten Eingriff des Dr. W und der Konsultation der berüchtigten „Gästeliste“ gelang es uns, weiter vorzudringen.

Unser Mut sollte in der Tat belohnt werden. Wir schafften es, vorbei an mächtigen Geräuschkulissen (ich wurde aufgeklärt, dass es sich um „Techno“ handelt) und nebelverhangenen Alkoholsümpfen, schließlich ins Herzstück des Gartens zu gelangen.

Welch’ grossartiges Schauspiel bot sich uns dort dar! Menschen, bar jeder Kleidung, tanzten ausgelassen auf einer kleinen Hochebene, die durch kleine Wasserbäche umspült wurde. Die Nacht war feucht und jung und voll ungeahnter Möglichkeiten. Ein leichter Regenschauer Man konnte hautnah die möglichsten und unmöglichsten Paarungsverhalten der Grau- und Grünrücken studieren und bedingungslos in die Stimmung dieser Welt eintauchen. Die Farbenspiele dieser Naturlandschaft, einzigartig in für Paarungsgebiete, wurde ohne eben jene Hemmung genossen, die einem sonst im Alltag so hinderlich ist. Ein grandioses Schauspiel, das man gesehen haben musste!

Ich begann langsam zu verstehen, wie sich dieser magische Ort in Jägerkreisen seinen Ruf verdient hatte. Hier konnte man Mann sein, ohne Frau sein zu müssen, oder Frau sein, ohne Mann sein zu müssen. Auch wenn die Kriegsbemalung der anwesenden Weibchen bisweilen erschreckend und verstörend auf mich wirkte, verfehlte sie offensichtlich bei anderen nicht ihren Zweck. Jedenfalls lichtete sich die Hochebene zusehends, während die nahen Büsche bald voller Leben waren.

Auch wilde Schamanen, der einfachen Aussprache wegen „DJ’s“ genannt, waren mit all ihrem Teufelswerk zugegen, um die Massen in ekstatischen Taumel zu versetzen. Mir blieb der nähere Kontakt mit der faszinierenden Tierwelt zum größten Teil versagt. Mein routinierter Begleiter jedoch wusste durch jahrzehntelangen Umgang mit jener besonders aparten Spezies „Frau“, wie ein erster Kontakt zu bewerkstelligen war.

Ja, dieser Ausflug in eine fremde Welt wird ewig in meinen Gedanken beheimatet bleiben, vielen Dank Herr Dr. W.! Die vielen Eindrücke ermüdeten mich jedoch recht schnell, und ich musste wehen Herzens viel zu früh jenen Ort der Freude und Inspiration verlassen. Vielleicht wage ich es ja in einigen Jahren wieder ...

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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lexago

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