Glücklich in eine neue Zeit

Jetzt ist das Gesetz beschlossene Sache! Und die Frau Ministerin darf sich zur Feier des Tages ob ihres durchschlagenden Erfolges punkto Gesundheitspolitik einen extra großen Doppel-Mega-Vegi-Burger in der (schon heute rauchfreien) Systemgastronomie auf der Zunge zergehen lassen. Denn nun gilt unserer Österreich nicht mehr als Aschenbecher Europas, weil eine überaus glorreiche Zeit über die heimische Wirtshauswelt hereinbrechen wird!

Vorbei sind endgültig die Zeiten, wo man bei Tobak und Kanaster bis tief in die Nacht das Leben schlechtgeredet und über die Politik geschimpft hat! Endlich werden diese unverbesserlichen Feinstaubschleudern, dort wo sie hingehören, auf die Gasse hinausgejagt, wo sie mit den Auspuffgasen um die Wette rauchen können!

Und eine neue, gesundheitsbewusste Klientel von Gästen wird diese bislang verfemten Orte mit so schrecklichen Bezeichnungen wie Beisl, Tschocherl oder Stüberl mit einer nie dagewesenen Wirtshausglückseligkeit beglücken. Schließlich kann man ja mit einer hundertprozentigen Sicherheit davon ausgehen, weil das doch einsichtige Politiker weitsichtigst feststellen, dass nach dem Inkrafttreten des österreichischen Jahrhundertgesetzes die Gastronomie nicht nur keine Einbußen erleiden wird, sondern womöglich mit Zuwächsen ungeahnten Ausmaßes rechnen muss. Denn weil eben diese Raucher, welche meist dem zusätzlichen Laster des Alkohols frönen, aus den Wirtshäusern verbannt werden, dürfen zum Glück aller jene kreativen Köpfe zum Zug kommen, die sich der Gesundheit der Menschheit verschrieben haben. Dann was verschafft größere Befriedigung, als sich einen ganzen Abend in geselliger Runde bei Karotten- und Sauerkrautsaft über sein zu erwartendes langes Leben zu freuen. Wenn dann auch noch statt eines fetttriefenden Kümmelbratens eine Variation aus Linsenbrei und Gurkenmous auf den Tisch wandert und man nicht mehr durch Zigarettenrauch aus dem Nebenlokal gestört werden kann, dann soll jeder mit Fug und Recht stolz auf unser Land sein, weil es dann eine Wirtshauskultur besitzt, die sich spät aber doch den Gepflogenheiten der restlichen, glücklich-amerikanisierten Welt angleicht.

Natürlich werden sich hier und da ein paar Unverbesserliche, wie sie es immer in Österreich gab, einfinden, die der alten, furchtbaren Zeit der Raucherlokale ein tränendes Auge nachweinen. (Leider könnten da auch ein paar verbrecherische Wirte darunter sein, die sich jahrzehntelang an ungesunder Lebensweise kropfert verdienten.) Aber wenn man denen mit einsichtigen Worten die unabdingbare Notwendigkeit einer rauchfreien, d.h. hypergesunden Gesellschaft erklärt, werden sie sicherlich froh darüber sein, dass eine visionäre Gesundheitsministerin den Staatsbürgern ein Gesetz schenkte, welches den Menschen jedweden Gedanken an eine ungesunde Lebensweise ordentlich austreibt. Und wenn halt einsichtige Worte nichts nützen, dann wirken auf jeden Fall einige tausend Euro Strafe!

Aber ohne Strafandrohung eben kein Gesetz! Danke Frau Minister! Danke liebe Abgeordnete!

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Locker

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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:11

fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:11

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