Der Gläserne Boden

Auch auf die Gefahr hin jetzt von hunderten bösen Frauen und Mädchen noch bösere Kommentare zu bekommen, sage ich es ganz offen: ich halte den schlecht kalkulierten, aber umso besser inszenierten "Equal Pay Day" rund um das Thema der angeblichen finanziellen Schlechterstellung der Frauen im Berufsleben für ein Märchen, will aber eigentlich hier über ein verwandtes Thema schreiben: den „Gläsernen Boden“, oder die Ökonomie des Schenkens (dazu weiter unten). Zunächst aber, weil vermutlich der wahre Equal Pay Day erst in den nächsten Wochen ins Haus steht, und damit das Behauptete nicht im leeren Raum stehen bleibt, sprechen aus meiner Sicht folgende Argumente dagegen, dass Frauen im Jahre 2014 defacto ungerecht remuneriert werden:

Esoterisch könnte man sagen es ist das Schicksal der Männer arbeiten zu müssen, Frauen haben die Wahl, Männer nicht. Ein Fulltimejob eines Mannes hat statistisch eine höhere Wochstundenanzahl, denn die Aufgabe wird anders, ganzheitlicher, langfristiger verstanden, Frauen verzichten öfter auf Karrieremöglichkeiten und erweiterte Verantwortung als Männer, oder ziehen sich in eine Babypause zurück wenn das arbeiten keinen Spaß mehr macht (und ein Mann ihnen dies ermöglicht). Eventuell verhandeln Männer selbstsicherer, sicher ist auch die Berufswahl vieler junger Frauen die erste Weiche in Richtung geringerer Einkommen. Die Karenz der Frau ist, solange wir in keiner Planwirtschaft leben müssen, mikroökonomisch vom Arbeitgeber einzupreisen, über das männerübervorteilende österreichische Scheidungsrecht das in den 60ern eingeschlafen ist, will ich mich hier nicht äußern. Hinzu kommt, dass Frauen ein völlig ungerechtfertigtes niedereres Pensionseintrittsalter haben, und noch dazu länger leben, also mit weniger Beitragsjahren länger Leistungen beziehen, ein geringeres Einkommen in früheren Jahren erscheint vor diesem Hintergrund nur gerecht.

Während all diese Faktoren die angebliche Schlechterstellung der Frau auf unter 10% drücken, möchte ich anregen, dass wir uns eine Ökonomie des Schenkens durch den Kopf gehen lassen. Vielleicht findet sich sogar endlich einmal ein Volkswirtschaftsstudent der dieses Thema näher zu analysieren oder gar durchzurechnen im Stande ist.

Quick & dirty: Wie viele Frauen kennen Sie, die von einem Mann (Ehemann, Vater, Geliebter, …) irgendwann in ihrem Leben (wir lassen Schmuck, Kleidung, etc einstweilen beiseite)ein Auto oder gar eine Wohnung geschenkt bekommen haben? Ich kenne mehrere, aus unterschiedlichen Milieus, mit unterschiedlichem Background und verschiedenartigen Motivationen hinter den Geschenken.

Check, check, double-check, re-check, cross-check:  Wie viele Männer kennen Sie, die von einer Frau (Ehefrau, Mutter, Geliebte, …) irgendwann in ihrem Leben ein Auto oder gar eine Wohnung geschenkt bekommen haben? Ich kenne keinen einzigen.

Ob Geliebte oder Ehefrau, ob Tocher, Ex oder Freundin - Männer machen nicht nur materiell wertvollere Geschenke weil sie vermutlich mehr besitzen, sondern sie tun es einfach, weil sie es wollen, es eventuell in ihrem Wesen steckt, weil sie vielleicht so ausdrücken können was sie anders  auszudrücken nicht im Stande sind, oder weil Frauen dieses Glück beschenkt zu werden einfach auch aktiver anziehen? Der Gläserne Plafond sollte nicht losgelöst von jenem gläsernen Boden diskutiert werden, auf dem Frauen oft fast wie selbstverständlich stehen oder zu stehen kommen.

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irmi

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Martjusha

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