Eine turbulente Woche war das in Russland. Das Problem wäre gar nicht so sehr die Schwäche des Rubels (die hat eher mittelfristig Konsequenzen), als vielmehr der Umstand, dass sich unter Zeitdruck gefasste oder nicht gefasste Entscheidungen in kürzester Zeit massiv auf deinen Vermögensstand auswirken.

Wenn man am Anfang der Woche 1000 Rubel hatte, konnte man sie in 14 Euro umtauschen, oder auch nicht umtauschen, oder in Dollar, oder darf‘s ein bisschen mehr sein? Zwei Tage später nur mehr 10-11 Euro, in manchen regionalen Wechselstuben sogar nur 8,5 Euro, heute wieder etwa 13. Wie geht man damit um wenn man aber beim Geldwechsler nicht mal den Zentralbankenkurs bekommt, sondern um 25% weniger? Gleich alles ausgeben, oder doch tauschen oder eher warten? 50:50? rot oder schwarz? Oder doch die 0?

Im nachhinein lässt es sich relaxter analysieren, aber in der Hitze des Gefechts gibt es vieles zu bedenken, vor allem wenn es nicht um 1000 Rubel geht, sondern um "richtige" Beträge, Überweisungen, Aufträge,Konten, Cash oder gar das flüssige Familiensilber.

Auf der Wirtschaftsuniversität lehrt man in volkswirtschaftlichen Veranstaltungen die Kosten von Inflation - und bei der sind wir in der oben beschriebenen russischen Situation noch nicht einmal - über, sagen wir es so, "eher abstrakte" Konzepte: menu-costs (Speisekarten müssen öfter neu gedruckt werden) oder shoe-leather-costs (Schuhe werden durch den häufigeren Gang zur Wechselstube schneller verschleißt). Ich möchte anregen die Kosten für den wechselkursschwankungsverursachten Mehraufwand "swimmies-costs" zu nennen, also die Kosten für permanent wechselnde Schwimmflügelchen, wenn alles schwimmt, wegschwimmt, verschwimmt, und du nichts mehr hast an dem du dich festhalten kannst, die Wellen von allen Seiten kommen, da noch viele andere schwimmen, kein Strand in Sicht ist und du dich aber auch nicht erinnern kannst ein Schild "hier gibt es keine hungrigen Haie" gesehen zu haben.

Volkswirtschaftliche Praxisseminare, wie sie weder in Harvard noch Princeton angeboten werden, gibt es zur Zeit gratis an jeder Ecke - in allen russischen Städten.

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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