Obwohl das brutal kolonialisierte Vietnam auf westliche Hilfe verzichten musste, eilt es jenen Ländern Afrikas davon, die von Abertausenden Helfern und 135 Milliarden Euro jährlichem Schenkungsgeld beglückt werden. Ein totaler Neuanfang ist notwendig.

Europas Entwicklungshilfe ist kolossal gescheitert. Sie hat in fünf Jahrzehnten unbegreifliche Summen erfolglos verplempert. Will sie endlich beginnen, Afrika zu entwickeln, anstatt hiesigen Sozialarbeitern die Taschen zu stopfen, dann darf kein Stein mehr auf dem anderen bleiben.

Genderforschung im Hungergebiet

Die deutsche „Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit“ (GIZ) sucht Entwicklungshelfer mit Studienabschlüssen in „Gender Studies“ und „Friedensforschung“. Schwerpunkt „Gewaltfreie Kommunikation“, „Maskulinität und Gewalt“ oder Geschlechterdemokratie. Die Aufgabe am Einsatzort Benin: „Als Berater/in für Gender Mainstreaming unterstützen Sie bei der Implementierung von Gender in allen Programmen und bei der Entwicklung neuer Formate für die Weiterbildung zu Genderkompetenz, Maskulinität, Gewalt und Konflikt“.

Benin ist eines der ärmsten Länder dieser Welt: 70% der Menschen haben keinen Zugang zu sanitären Anlagen, 40% vegetieren von einem Dollar am Tag. Der Hunger ist allgegenwärtig.

Was die Genderforscher hier verbessern können? Nichts. Abseits ihrer esoterischen Elfenbein-Türme interessiert das Geschwätz der im Müßiggang verlorenen (bzw. verzogenen) Bürgerskinder niemanden.

Sozialarbeiter verhindern Aufstieg

Vier hiesige Universitäten (etwa die Uni Klagenfurt) entwickeln mit dem „Österreichischen Austauschdienst“ für ostafrikanische Universitäten Sozialarbeiter-Lehrgänge, um so die Armut zu bekämpfen.

Nur – wer bezahlt die Sozialarbeiter dann? Unglücklicherweise erwirtschaften diese nämlich kein Geld (und sie schaffen auch weder Jobs noch Steuern), sondern sie verbrauchen nur die ohnehin knappen Ressourcen. Außerdem können Sozialarbeiter oder Soziologen Armut gar nicht bekämpfen. Das können nur ehrgeizige Unternehmer und intelligente Techniker, wenn sie vor Ort Güter produzieren, und damit Umsätze, Löhne und Steuern erwirtschaften.

„Produktive“ Studien wie Technik oder Chemie sind für Ostafrikas Universitäten aber nicht vorgesehen.

Ökonomisch ungebildet

Die meisten Hilfsorganisationen werden heute von stark ideologisierten Sozialarbeitern und Gesellschaftswissenschaftlern gesteuert – klinisch frei von Erfahrungen in Unternehmertum und Technik. Entsprechend naiv auch ihr Begriff von Wohlstand. Nicht Unternehmen würden diesen produzieren, sondern Sozialpolitiker (als die sie sich eigentlich sehen) mit ihren Projekten.

Infrastruktur geschenkt

Österreichs „Entwicklungs-Zusammenarbeit“ (das Wort „Entwicklungs-Hilfe“ ist verpönt, weil es eine „angebliche“ ökonomische Überlegenheit Europas suggeriert) baut für Millionen Euro Brunnen und Wasserleitungen in Uganda, das Land Steiermark tut dies in Tansania . Man errichtet Schulen und Arztstationen in Äthiopien, führt hierzulande Schülerworkshops zum Thema Wasserverbrauch durch („500 UserInnen auf www.entwicklung.at“).

Aber wozu das alles? Wer hat in Tiroler Bergtälern oder in Wien vor 150 Jahren Wasser- und Stromleitungen angelegt? Wer hat „unsere“ Schulen errichtet? Das waren „wir“ selber. Weil unsere Vorfahren Güter und Dienstleistungen „produzierten“ – also etwa Baumstämme zu Brettern sägten, um daraus Möbel zu zimmern. Von den dabei entstehenden Gewinnen und Löhnen konnte der Staat Steuern nehmen und den Bau der Infrastruktur bezahlen.

Wachstum ohne Entwicklungshilfe

Zu den 135 Milliarden Euro an Geldmitteln kommt ein – entgegen anderslautender Informationen von „Kirche, Attac + Co.“ – wohlwollendes Handelssystem. Es lässt 80 Prozent aller Drittwelt-Exporte heute zollfrei in den Westen . Wenn man denn Güter hat.

Denn die hat man nur dort, wo Europas Entwicklungshelfer mit ihren Milliardengeschenken nicht waren: In China, Japan, Singapur, Taiwan, Südkorea - und neuerdings in Vietnam.

Natürlich ist das auch eine Mentalitätsfrage: Die Naturvölker am Amazonas - oder eben am afrikanischen Sambesi – waren über Jahrtausende ohne Innovationsehrgeiz ausgekommen. Da hatten Asiens materialistische Wettbewerbskulturen Startvorteile.

Produktionshilfe starten

Resume´? Nicht ein einziges von abertausenden „solidarischen Projekten“ hat Afrika nachhaltig ökonomisch entwickelt.

Deshalb muss die Entwicklungshilfe radikal umgepolt, und an nur noch einem einzigen Ziel ausgerichtet werden: Der Produktion von Gütern vor Ort. In großgewerblichem oder besser noch: in industriellem Umfang.

Als „Abfallprodukt“ entstehen dann jene Jobs und Steuern, mit denen sich der Kontinent seine Infrastruktur selber finanzieren wird.

Afrikas Landwirtschaft lechzt nach kleinen, robusten aber billigen Traktoren. Wo sich in Asien ohne äußeres Zutun gleich Entrepreneure finden, die sich die Baupläne erprobter 50er-Jahre-Technik organisieren, da müssen in Afrika nun Europas neue „Produktions-Dienste“ initiativ werden.

Mit dem „15er-Steyr“ nach Afrika

Künftig finanziert die Entwicklungshilfe eine Traktoren-Fabrik vor Ort. Sie fertigt mit neuen Maschinen nach alten Steyr-Bauplänen (etwa den „Steyr 80“). Es werden ausschließlich Manager, Techniker und Facharbeiter eingesetzt, die Erfahrungen im Fahrzeugbau mitbringen. Gelingen Fertigung und Verkauf, winkt allen eine Prämie. Ein kleines Team wird immer vor Ort bleiben (und von Österreich aus entlohnt werden).

Analog dazu in der Rohstoffverarbeitung. Die ökonomische Passivität vieler Afrikaner verunmöglicht es auch Staaten wie Kamerun, etwa beim Holzexport auf eigene Firmen zurückgreifen zu können. Künftig gründen und betreiben Europas Produktions-Hilfen große Schlägerungsfirmen, Sägewerke und Möbelwerke vor Ort. Sie bleiben im Besitz Europas – so verhindert man Korruption und Freunderlwirtschaft. Gegebenen falls kann man sie (unter bestimmten) Auflagen auch von erfahrenen Konzernen betreiben lassen.

Was aber macht man mit den Sozialarbeitern, Soziologen und Politologen? Sie haben nichts gelernt, um etwas für die Gesellschaft zu produzieren. Im Gegenteil: Viele haben ihre Ausbildung gewählt, um eben einmal nicht in einer Fabrik stehen zu müssen.

Vielleicht bedingt die Neuorganisation der Entwicklungshilfe „dort“ auch eine Neuqualifizierung alter Sozialarbeiter „hier“. Kann man sie wieder in der Produktivwirtschaft unterbringen, erwirtschaften sie jene Steuern, mit denen man Afrika heute wirklich helfen kann.

Michael Hörl ist Wirtschaftspublizist. Sein soeben erschienenes Buch, „Deutschland lügt sich links“ befasst sich mit den Vor- und Fehlurteilen des linken Mainstreams. Besonderes Augenmerk schenkt er der Gender-Debatte, dem „Kirchen-Marxismus“ und dem „Armutsschwindel“.

Das Buch ist bei Lichtschlag erschienen und hat 450 Seiten.

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The_Fritz

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