Lieber Herr Bundeskanzler Kurz,

wann wird unser stiller Widerstand zur lauten Pflicht?

Mein Name ist Michaela Bruckner-Seifert. Ich bin fast genau so alt wie Sie. Ich habe 3 wundervolle Kinder und einen liebevollen, fürsorglichen Partner. Wir sind alle gesund, ich habe einen großartigen Job und finanziell haben wir auch keine Probleme. Also im Großen und Ganzen betrachtet, brauche ich mir nicht wirklich Sorgen um die Zukunft zu machen. Dennoch habe ich seit längerer Zeit das Gefühl, dass etwas in unserem Land schiefläuft. Aus diesem Gefühl heraus haben sich in mir so viele Fragen entwickelt. Fragen, auf die auch Sie keine zufriedenstellenden Antworten für mich haben. Es sind Fragen, die viel mit Angst, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit verbunden sind. Ich bitte Sie zu versuchen, Antworten zu finden, die uns allen helfen und die wir glauben können. Antworten, die keine leeren Inhalte haben, Antworten, die mich wieder hoffen lassen, Antworten, die meine Suche nach dem Warum beenden, Antworten, die mich wieder Vertrauen lassen.

Lieber Herr Bundeskanzler Sebastian Kurz, ich versuche als Mutter mein Bestes zu geben, um meine Kinder zu guten Menschen zu erziehen, die zu ihrer Überzeugung stehen und ein ausgeprägtes Verständnis für Recht und Unrecht haben. Zu Menschen, die zu ihren Versprechen stehen, Menschen, die aufrecht und ehrlich sind und vor allem, die ein Gefühl für ihre Mitmenschen haben. Viele Österreicher haben Sie gewählt, weil Sie genau diese Eigenschaften in Ihnen gesehen haben. Sie gaben Ihnen ihr Vertrauen, damit Sie dieses Land und seine Menschen schützen. So wie Sie es versprochen haben.

Wissen Sie, meine Mama arbeitet in einem Lebensmittelgeschäft, weil sie eine Systemerhalterin ist, sie musste als Heldin während des Lockdowns arbeiten. Ich hatte noch nie so viel Angst um sie. Ihre Regierung versprach ihr und ihren Kollegen 1.000 Euro, aber bekommen hat sie nur einen Bruchteil dessen!

Sie haben im März versprochen: „Koste es, was es wolle“, aber warum ließen Sie zu, dass so viele Unternehmen Pleite gingen, weil die finanzielle Hilfe zu spät kam?

Lieber Herr Bundeskanzler Sebastian Kurz, ich wohne im wunderschönen Waldviertel, das kennen Sie ja. Dort, wo die Menschen noch zusammenhalten, dort, wo man miteinander redet, egal, welche Ausbildung oder soziale Stellung man hat. Man kennt sich, Ansichten und Meinungen werden da in trauter und manchmal auch in öffentlicher Runde besprochen. Ich will fest daran glauben, dass es sich generell um eine Eigenschaft der Österreicher handelt, diese Herzlichkeit, Offenheit und Ehrlichkeit. Und dass Österreich ein Land ist, wo die Menschen zusammenhalten, aber das hat unser Land schon so oft bewiesen.

Wissen Sie, es macht mir Angst, dass sich mittlerweile Ärzte öffentlich an Sie wenden und Ihnen von ihrer Kündigung berichten, davon, dass Sie den Job verloren haben, weil Sie nicht die Meinung der Masse teilen und Dinge gemacht haben, die angeblich jetzt nicht gut für uns sind. Dabei gibt es auch andere Länder, wo man genau das andere täglich hört. Es macht mir Angst, wenn ich mit Ärzten rede, und die pure Verzweiflung aus ihnen spricht, aber es ist nicht die Hoffnungslosigkeit über das Virus, das nicht unter Kontrolle ist, sondern dass sie nicht gehört werden, wenn sie ihren Patienten sagen, dass sie sich nicht fürchten sollen. Meine Frage ist, warum werden kritische Ärzte viel zu wenig zu Rate gezogen und zu Wort gelassen?

Im März galt es, das Gesundheitssystem unter allem Umständen zu entlasten. Nun, ich weiß von Ärzten, dass es entlastet ist. Dass es in den Spitälern noch genug Platz gibt. Warum werden Menschen mit ganz anderen Sorgen und Beschwerden als Corona noch immer weggeschickt? Warum werden so viele wichtige Eingriffe verschoben?

Lieber Herr Bundeskanzler Sebastian Kurz, ich habe nicht studiert, Sie ja auch nicht. Zumindest nicht fertig. Ich traue mir aber zu sagen, dass ich in diesem Land so viel Bildung genossen habe, dass ich merke, wenn die Dinge nicht mehr so laufen wie sie sollten. In solchen Situationen erkläre ich meinen Kindern immer, dass sie ehrlich sein sollen, und dass wir gemeinsam alles schaffen werden, wenn wir uns nur genug vertrauen.

Wissen Sie, ich frage mich immer wieder, warum mir mein Gefühl sagt, dass ich Ihnen nicht mehr vertrauen kann? Warum wird ein Epidemiegesetz, das uns beschützen soll, das über Jahre für uns da war, von heute auf morgen von Ihrer Regierung verabschiedet? Das ist nicht mein Verständnis von Demokratie! Wir Österreicher sind für einander da, wir stehen zusammen und helfen einander, haben wir es wirklich verdient, mit einem neuem Epidemie Gesetz bestraft zu werden? Ein Gesetz, das uns zeigt, dass Sie uns nicht mehr vertrauen! Verordnungen, die mehr Schmerz und Leid bringen als sie uns gebracht haben? Waren Sie schon einmal in einem Altersheim? Die Menschen sterben nicht an Corona, sondern an einem gebrochenen Herzen!

Lieber Herr Bundeskanzler Sebastian Kurz, für mich ist Bildung eine der wichtigsten Errungenschafte die wir haben. Für meine Kinder wünsche ich mir, dass sie Spaß und Freude am Unterricht haben.

Wissen Sie, es bricht mir mein Herz, wenn ich Kinder sehe, die erschöpft mit einer Maske im Gesicht herumlaufen. Es schmerzt so viel mit Lehrern zu reden, denen es genauso geht, die Mitleid mit ihren Schülern haben, aber nichts unternehmen dürfen, weil Sie selber disziplinare Konsequenzen fürchten müssten. Warum bringen Sie unsere Kinder, Lehrer und Eltern in eine solche Situation? Corona ist nicht Ebola! Ebola ist brandgefährlich und fast immer tödlich, Corona nicht!

Lieber Herr Bundeskanzler Sebastian Kurz, meine Kinder sind mir das wichtigste, Sie sind der Grund, warum ich Ihnen diesen Brief schreibe! Ich habe keine Angst vor Corona, ich besitze so viel Glauben, dass mich Gott, mein Immunsystem mein Partner und unser Gesundheitssystem beschützen können.

Wissen Sie, ich sehe das Leid, das nicht durch Corona nach Österreich gekommen ist, sondern die Entscheidungen durch Ihre Regierung. Ja, man kann Fehler machen, aber warum werden Experten mundtot gemacht? Warum werden Verordnungen verhängt, die nicht der Verfassung entsprechen? Die Verfassung ist für uns da, um uns zu schützten, genauso wie es das alte Epidemiegesetz war! Warum haben Sie es uns genommen? Was wird dann als nächstes kommen?

Lieber Herr Bundeskanzler Sebastian Kurz, ich bin eine Bürgerin, die keine besondere Ausbildung, kein besonders Amt, keine besonderen Eigenschafen hat. Ich bin aber ein Mensch, der gute Sinne hat, drei Kinder und viel Hausverstand.

Ich höre von Menschen, die in Zeiten wie diesen, hier bei uns in Österreich, einsam und verlassen sterben müssen, weil niemand zu ihnen darf oder nur für sehr kurze Zeit.

Ich höre und sehe, wie Angehörige weinen.

Ich höre und sehe, wie Menschen wirtschaftlich vor dem Aus stehen.

Ich höre und sehe, wie Mütter und Väter nicht mehr die Familie ernähren können!

Das, was Sie, Herr Kurz, gerade hier anrichten ist schlimmer als ein Virus.

Was haben Sie nun vor?

Wenn sie mir keine Antworten geben können auf die wenigen Fragen, in diesem Brief, so bitte ich Sie nur um eine: Wann wird unser stiller Widerstand zur lauten Pflicht?

Hochachtungsvoll,

Eine österreichische Bürgerin, die ihr Land liebt

Michaela Bruckner-Seifert

geralt/pixabay https://pixabay.com/de/illustrations/corona-coronavirus-virus-blut-5174671/

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