Man muss keine Drogen nehmen, um in Deutschland an der Realität zu zweifeln. Es reicht ein Blick auf die Personalpolitik der Bundesregierung.
Hendrik Streeck wird Drogenbeauftragter.
Ein Satz, der klingt wie ein Versprecher – und doch ist er die offizielle Linie eines Staates, der sich ganz offensichtlich entschieden hat, die Realität nur noch zu simulieren.
Der Mann, der in der Pandemie mit Vorliebe das Gegenteil dessen behauptete, was kurze Zeit später eintreten sollte, bekommt jetzt ein Amt, das über Leben, Abhängigkeit, Suchtprävention und gesellschaftliche Verantwortung entscheidet. Ein Virologe wird zum obersten Rauschmittelverwalter – vermutlich, weil der Abstand zur Wirklichkeit bei ihm bereits praxiserprobt ist.
Man kann sich die Besetzung kaum ausdenken: Da werden Abhängige kriminalisiert, Konsumenten stigmatisiert, Hilfsangebote unterfinanziert – und als Antwort auf all das setzt man jemanden ein, der mit öffentlichen Fehleinschätzungen Karriere gemacht hat. Wenn das die neue Form von Eignung ist, sind wir nur noch wenige Fehlentscheidungen vom Verkehrsminister Markus Lanz entfernt.
Natürlich hätte man einen Suchtmediziner ernennen können. Oder jemanden aus der sozialen Praxis. Aber wozu Kompetenz, wenn auch Eitelkeit reicht? Streeck bringt mit, was in Berlin zählt: Talkshowtauglichkeit, Quote, und eine bemerkenswerte Resistenz gegenüber der Realität. Das qualifiziert ihn nicht nur für den Bundestag, sondern offenbar auch für die Rauschpolitik.
Was wir hier erleben, ist keine absurde Personalentscheidung. Es ist ein Geständnis.
Ein Staat, der lieber Imagepflege betreibt als Problemlösung, braucht keine Experten – er braucht Gesichter. Und Streeck ist das perfekte Gesicht für eine Politik, die sich seit Jahrzehnten durch Ignoranz, Repression und moralischen Dünkel auszeichnet.
Er weiß, wie man in Talkshows spricht, ohne etwas zu sagen.
Er weiß, wie man Wissenschaft performt, ohne sich festzulegen.
Und er weiß, wie man mit möglichst viel medialem Nebel von der Tatsache ablenkt, dass man keine Ahnung hat, aber eine Meinung.
Kurz: Er ist genau der Richtige – wenn man nicht will, dass sich etwas ändert.
Vielleicht liegt genau darin die perverse Logik der Besetzung: Ein Mann, der in der Pandemie gegen wissenschaftlichen Konsens agitierte, soll jetzt über Substanzen aufklären, die Wahrnehmung verzerren. Wenn das politische Absicht ist, dann ist es genial. Wenn es Zufall ist, ist es konsequent.
Am Ende steht ein Bild: Ein Drogenbeauftragter, der nie durch Fachkenntnis, aber stets durch Fernsehpräsenz auffiel, soll eine Gesellschaft beraten, in der sich Menschen jeden Tag zudröhnen müssen, um das alles noch zu ertragen. Vielleicht passt das besser, als wir wahrhaben wollen.
Die Realität? Sie zuckt mit den Schultern und zieht sich zurück.
Ins Private. Ins Sarkastische. Oder gleich ins Koma.
Denn nüchtern ist das alles nicht mehr zu erklären.