Das anhaltende Versagen der Satire im Fall Erdoğan

Das mag den einen oder anderen nun verwundern, denn es gab ja eigentlich Satire, in welcher der türkische Präsident attackiert wurde. Aber seit Böhmermanns poetisch angehauchter Schmähkeule, hat keiner mehr nachgetreten.

Ja, es ist wahr: Nach sehr langer Zeit (ich glaube nach Dieter Hildebrandts Sendung nach Tschernobyl, was lange her ist) hat es Satire geschafft, Einfluss auf die Politik zu nehmen. Den Ausgang, den das Ganze für Böhmermann genommen hat, ist "bedauerlich" und er und wir alle können froh sein, dass das ZDF ihn im Verfahren gegen Erdoğan unterstützt. Übrigens ein Verfahren, zu dem es gar nicht hätte kommen müssen, wenn die Bundesregierung nicht ihr Einverständnis dazu gegeben hätte. Auch die geplante Abschaffung des "Majestätsbeleidungsparagraphen" in längerer Perspektive ist scheinheilig. Wenn Banken fast pleite gehen, springen sie alle aus dem Bett und machen einen Rettungsschirm für die Banken binnen vier Tagen. Mit etwas Rückgrat hätte man den Majestätsbeleidungsparagraphen gleich abgeschafft und Erdoğan mit den Worten abgewiesen, er möge sich aus den inneren Angelegenheiten Deutschlands raushalten.

Und jetzt!?

Jetzt, wo das Verfahren von Böhmermann durch die Instanzen geführt wird, haben alle anderen Schiss davor Erdoğan satirisch zu bearbeiten? Dabei ist es gerade er, der es verdient hat, mit seiner Quengeligkeit von morgens bis abends am Nasenring durch die Manege gezogen zu werden.

Also: ich möchte wieder Extra 3 und jetzt auch die heute show am Start haben, dem Schnäuzer aus Ankara muss so lange satirisch die Brust auf die Pistole gesetzt werden, bis er endlich die Klappe hält. Es braucht mehr Satire gegen ihn, nicht nur, weil wir es können und weil wir die Freiheiten haben, sondern, weil wir auch die Verpflichtung haben, die Integrität der Leute zu verteidigen, über die Erdoğan sich einfach hinweggesetzt hat. Diese Leute sitzen derzeit im Gefängnis oder sind emigriert. Das können und dürfen wir Erdoğan nicht unwidersprochen durchgehen lassen. Das Versagen der Politik derzeit in der diplomatischen Auseinandersetzung mit der Türkei darf kein Vorbild für den Kulturbetrieb sein!

Shahak Shapira hat es ganz klein vorgemacht:

shahak.de https://www.facebook.com/shapira88/photos/a.1658002754523097.1073741828.1645414519115254/1805010253155679/?type=3

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