Maybrit Illner und die merkwürdige Distanz zur Wahrheit

In bekannter Weise ging es in der Sendung von Maybrit Illner vor allem um Abwesende. Die Talkmoderatorin, die der Sendung den Namen gibt, muss sich daher schon gefallen lassen, dass man ihre Sendung kritisch beleuchtet und mit ihrem Namen in Verbindung bringt. Gefällig der Tradition geschuldet, dass man am liebsten unter sich bleibt, wenn dem Wähler Themen erläutert werden, sprachen viele selbsternannte „Experten“ über ein Problem, das keinen in der Runde etwas anging. Die von der GEZ und den Steuerzahlern durchfinanzierten Berufsexperten beteten in der Sendung auch brav den Mainstream nach und waren sich nicht zu schade, die Wahrheit bis zur Unkenntlichkeit zu verzerren.

Oft wurde die AfD erwähnt, die sich freilich nicht verteidigen durfte. Mal ganz davon abgesehen, dass auch das nicht mehr viel bei der Übermacht der Protagonisten bewirkt hätte, wurden hier Thesen vertreten, die derart haarsträubend und unsinnig sind, dass man sich bei all dem Klamauk nach dem Sinn des Unsinns fragt.

Maybrit Illner gibt sich gern den Anschein einer Journalistin, die ausgewogen und objektiv Fragen der gesellschaftlichen Befindlichkeit erörtert. Man sah bei ihren Sendungen schon einige Gäste, deren Glaubwürdigkeit sehr zweifelhaft ist. In der hier behandelten Sendung werden wir aber Aussagen erleben, die eigentlich jeder halbwegs gebildete Mensch sofort in den Bereich der Fabeln und Märchen verbannt hätte. Dennoch war die „ausgewogene“ Sendung eine Ausstrahlung über Abwesende. Man stellte oft die Frage, warum immer mehr Menschen dem System misstrauen. Man kann natürlich nur eine Antwort auf diese Frage bekommen, wenn man nicht jemanden fragt, der dem System absolut nicht misstraut. Das wäre in etwa mit dem Vorgang zu vergleichen, dass man einen Metzger fragt, ob man das Schlachten abschaffen soll. Diese journalistische Tradition ist aber in Deutschland das beliebte Instrument der vorgegaukelten Ausgewogenheit. Wir werden uns in dieser kleinen Auseinandersetzung mit den Aussagen der politischen Metzger auseinandersetzen, die das Schlachten erklären wollen.

Dieses Buch steht exemplarisch für die vielen Versuche der Medien, die Wahrheit zu verdrehen, zu verbiegen und dem Offensichtlichen immer aus dem Weg zu gehen. Die Presselandschaft in Deutschland ist in einem erbärmlichen Zustand. Die Zwangsabgabe und verdeckte Steuer, die die Bürgerinnen und Bürger an eine mit Inkassoriesen verbündete GEZ zu leisten haben, finanzieren eine hauchdünne Schicht von ewig gleichen Schauspielern, oft selbsternannten politischen Experten und Moderatoren, die Sendungen nicht der Erkenntnis wegen, sondern der Verwirrung wegen ausstrahlen.

Wir werden in dieser Sendung dem gesamten Arsenal an Verdrehungen, Auslassungen und Halbwahrheiten oder glatten Lügen begegnen, die in ihrer Mixtur den Alltag großer Teile der politischen Berichterstattung ausmachen. Diese politischen Talkshows sind riesige Dauerwerbesendungen. Sie haben mit Objektivität, mit Ausgewogenheit, mit journalistischer Recherche und mit der Realität in Deutschland nur sehr selten etwas gemein.

Man könnte den ganzen Tag solche Sendeanalysen betreiben. Leider fehlt mir dafür die Zeit. Tatsächlich senden an jedem Tag linke Magazinformate wie „Monitor“ ungefiltert Propagandaberichte, die von der GEZ voll kostenpflichtig dem Steuerzahler in Rechnung gestellt werden.

Der politische Einheitsbrei, der in den Fernsehsendern täglich über den Äther geht, ist nur noch für Menschen erträglich, die entweder kein Hintergrundwissen besitzen oder die sich stoisch eine Schönwetteragenda einreden lassen wollen. Der Mix ergibt aber ein Gesamtbild, das die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler in Deutschland in einer Art Agonie hält. Es ist auch schwer, gegen den gesamten Apparat der Berufsexperten eine eigene Position zu beziehen. Dies besonders dann, wenn man sich für die Hintergründe der Sachverhalte nur sehr oberflächlich interessiert.

Auf der anderen Seite arbeiten aber Meinungsprofis, die von einem gefestigten und zementierten Weltbild ausgehend die Welt in Sekundenschnelle erklärbar machen und werten. Wir haben uns daran gewöhnt, den ganzen Tag mit Kochsendungen überflutet zu werden, den Reichen und Schönen beim Baden in einem Goldozean zuzusehen und wir haben uns damit abgefunden, dass Amerika jeden Tag neue Klischeesendungen auf unterstem Niveau in die Welt sendet. Wir empfinden es nicht mehr als schlimm, dass jede 2 Minuten der Fernseher seine Lautstärke verdoppelt, um die neuesten Werbeclips zu jedem passenden und unpassenden Moment in unser Gehirn zu schmettern.

Wir wissen, dass die politische Satire in Deutschland auch von der GEZ finanziert ist und sehen deshalb sowieso nicht mehr zu. Wir kennen unsere Experten, die immer wieder in den Talkshows wortreiche Argumente verbreiten, die bei näherem Hinsehen Nebelkerzen sind. Wir lassen uns von weichgespülten Berufspolitikern seit Jahrzehnten die Welt erklären und bleiben immer in dem Gefühl zurück, dass das Wichtige eigentlich nicht zur Sprache kam.

Wir sehen Sendungen über den angeblichen Rechtsruck in Deutschland, in der sich jeder frisch promovierte Soziologe in epischer Breite auslassen darf, in denen aber kein „Rechter“ zu hören ist. Als wäre es die Aufgabe der Medien die Menschen vor Bösem zu beschützen, dient das Fernsehen als Erziehungsanstalt für den Durchschnittsbürger. Auch wenn das Internet sicher dem modernen Menschen mehr Möglichkeiten zur Information bietet, darf doch nicht ignoriert werden, dass das Fernsehen dennoch immer noch zu den wesentlichsten Meinungsmachern gehört. Wie ein Zahnrad greifen die Berichte ineinander, die morgens in den Printmedien veröffentlicht und am Abend in den Politsendungen zementiert werden.

Die vierte Kontrollinstanz, die eigentlich der Presse zugeschrieben ist, hat in Deutschland jeden Biss verloren. Da kann man Skandale sehen und hören, die keine sind. Da werden Analysen der Flora einer Bettwäsche in einem griechischen Hotel abgeliefert, die angeblich den Skandal der Unsauberkeit eines Reiseunternehmens unterfüttern sollen. Es werden Lebensmittel auseinandergenommen und in alle Bestandteile zerlegt, um den angeblichen Skandal zu behaupten, dass es in einigen Verpackungen mehr Luft als Inhalt gibt. Bei den wirklichen und entscheidenden Skandalen aber, überkommt die vierte Kontrollinstanz eine Wand des Schweigens.

Politprofis wie Maybrit Illner sind ebenso wie Frank Plasberg und Anne Will einer angeblichen Ausgewogenheit verpflichtet, die sich in den Sendungen meist nicht widerspiegelt. Die mit an der falschen Stelle klatschenden Jubeldeutschen besetzten Talkshows, verstehen unter Ausgewogenheit, dass man einmal einen Satz mit einem gewissen Wahrheitsgehalt erfährt, der dann mit Unterbrechungen garniert von mindestens sechs anderen Thesen widerlegt wird. Wenn mal ein Mensch in diesen Talkshows reden darf, der nicht den Mainstream verkörpert, kann man sich sicher sein, dass die Ausgewogenheit der Redakteure darin besteht, dass man diesem isolierten Menschen fünf andere gegenübersetzt, die den Mainstream wortreich gegen die Meinung des Andersdenkenden verteidigen. Oftmals macht man sich aber gar nicht mehr die Mühe Andersdenkende überhaupt einzuladen. Man gaukelt in diesen Fällen vor, dass es in dieser Sendung verschiedene Positionen geben würde, die sich allerdings kaum unterscheiden und einen Konsens besitzen. Schauen wir uns nun aber eine spezielle Sendung an und fügen wir das hinzu, was im Fernsehen nicht zu hören ist.

Vielleicht noch eine Anmerkung zur Person der Moderatorin. Die Frau, die in ihrer Sendung über Armut sprechen will, gehört zu einer der privilegiertesten Schichten in der Republik. Seit 2010 ist Illner mit einem der einflussreichsten Top-Manager in Deutschland verheiratet. Sie ist die Ehefrau vom bis 2013 amtierenden Telekom-Chef Renè Obermann.

(aus dem Print- und E-Book: Alles Lüge - Die Verdrehungstaktiken bei Maybritt Illner - Eine Analyse)

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