Was momentan in Deutschland, Österreich und Europa passiert, macht mich wirklich traurig. Presse, soziale Netzwerke, Blogs, überall wird "diskutiert" über das Thema Flüchtlinge. Die Meinungen spalten sich hauptsächlich in zwei Lager: die sog. "Gutmenschen" und die sog. "Rechten". Es wird mit Sorgen, Ängsten, rationalen und irrationalen Argumenten um sich geworfen.

Da gibt es die einen, die kein gutes Haar an den Menschen aus Syrien, Afghanistan und anderen Ländern lassen. Sie würden Kriminalität, Terror und Frauenfeindlichkeit mit in unser Land bringen. Sich nicht an unsere "abendländische" Kultur anpassen, unsere Sprache nicht lernen. Vom Untergang unseres Landes ist die Rede, von Vergewaltigung und rechtsfreien Räumen. Bei jeder Gelegenheit wird darauf aufmerksam gemacht, dass die Politiker das "Problem" nicht zufriedenstellend lösen, dass Nachrichten verschwiegen und die Berichterstattung manipuliert werde.

Dann gibt es da die anderen, die mit "Refugees Welcome" Plakaten auf die Straße gehen. Die ihre Freizeit in Aufnahmestellen oder Grenzübergängen verbringen, Spenden organisieren und ihre Kinder mit Flüchtlingskindern spielen lassen. Sie berichten von großer Not, aber auch großer Dankbarkeit unter den geflüchteten Menschen.

Ich würde mich persönlich mehr zu zweiterer Gruppe zählen, jedoch ist allen eins gemein: sie sehen nicht die Realität. Denn worüber diskutieren wir hier eigentlich, welche guten und schlechten Eigenschaften zählen wir auf? Es geht schlicht und ergreifend um Menschen. Diese Menschen sind nicht besser oder schlechter als wir, sie haben nicht mehr oder weniger Recht, auf dieser Erde zu leben und sie haben genauso große Angst vor Krieg, Gewalt und Verbrechen, wie wir es haben. Mit einem großen Unterschied: diese Menschen haben das, wovor wir uns fürchten, bereits erlebt. Vor ihrer Haustüre. Nur deshalb kommen sie doch. Niemand, der Spaß am Brandschatzen, Töten und Vergewaltigen hat, würde solche Strapazen einer Reise auf sich nehmen, nur um dies in einem fremden Land fortsetzen zu können. Die Menschen, die zu uns kommen, flüchten vor diesen Zuständen. Natürlich macht sie das nicht zu Heiligen, aber es macht sie auch nicht zu Menschen zweiter Klasse.

Es wird so viel diskutiert über einen Aufnahmestopp, eine Zuwanderungsbegrenzung, Grenzkontrollen, Grenzzäune, nicht erfolgende Integration, was diese Menschen für Kleidung tragen, ob sie rauchen oder telefonieren dürfen, ob und wo sie untergebracht werden dürfen / sollen. Diese Diskussionen sind in meinen Augen völlig gegenstandslos. Diese Fragen stellen sich bei genauerer Betrachtung doch gar nicht. Die Menschen kommen zu uns. Niemand hat sie eingeladen, niemand hilft ihnen, zu uns zu kommen. Aber sie kommen. Und das werden sie auch weiterhin. Egal, ob wir ihnen Handys geben oder nicht, ob sie über einen Zaun klettern oder durch einen Fluss schwimmen müssen, sie werden kommen.

Den einzigen Unterschied, den wir wirklich bewirken können, ist wie wir damit umgehen, dass sie kommen. Wir können ihnen, wie die eine Gruppe es vorschlägt, mit Vorurteilen, Gewalt und Ablehnung begegnen. Und dadurch die Probleme, vor denen wir uns so fürchten, Realität werden lassen. Wir können diesen Menschen mit der Meinung begegnen, dass nur wir, als Menschen, die zufällig und glücklicherweise in Europa geboren sind, das Recht haben, von dem uns umgebenden Wohlstand zu profitieren. Wir können uns selbst einreden, dass "die" Menschen zweiter Klasse sind, die unsere Kultur zum Untergang bringen werden. Die selbst keine Kultur haben oder eben eine zweitklassige Kultur. Diese Einstellung wird noch mehr Probleme erzeugen, aber es wird die Menschen nicht davon abhalten, weiter zu uns zu kommen.

Oder wir können die Dinge sehen, wie sie nun mal sind: wir sprechen hier von Menschen. Von Männern, Frauen, Kindern. Von Lehrern, Studenten, Händlern und Journalisten, von Menschen mit verschiedener politischer Gesinnung, verschiedenen Lebensstandards, individuellen Biographien. Aber diese Menschen sind genauso viel Mensch wie wir.

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Claudia Braunstein

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Silvia Jelincic

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