Schrecklich oder nützlich? Warum wir die Flüchtlinge in Europa ganz dringend brauchen!

Das Netz und die Medien überschlagen sich im Moment gerade mit Berichten, Schlagzeilen und Kommentaren zur aktuellen Flüchtlingssituation.

Neben Hasstiraden tauchen da auch wieder so Begriffe auf wie der des "Gutmenschen". Ich habe mich immer schon gefragt, was ein "Gutmensch" überhaupt sein soll? Was ist eigentlich die Alternative oder das Gegenteil zu einem "Gutmenschen"? Vielleicht der "Schlechtmensch"? Und sollten wir uns jetzt alle zu "Schlechtmenschen" entwickeln, um zu guten Menschen zu werden? Oder wie jetzt? Vielleicht sollten wir wirklich den Begriff des "Schlechtmenschen" einführen, damit die Absurdität dieses Begriffes einmal so richtig schön deutlich wird und damit wir da auch mal klare Fronten haben.

Ich kann, ehrlich gesagt, verstehen, daß Menschen Angst vor Überfremdung haben. Wenn man selber nie die Gelegenheit hatte, sich selbst kennenzulernen und sich selber im Grunde genommen fremd ist, so muß einem Fremdes Angst machen. Ich kann das sehr gut nachvollziehen.                                                                                                                        Ich kann auch sehr gut verstehen, daß wenn einem selber ständig erzählt wurde, daß man das Letzte ist und daß auch absolut keine Gelder vorhanden sind, um Menschen aus schwierigen Verhältnissen oder mit Problemen, egal welcher Natur, eine sinnvolle Perspektive zu geben und sie in unsere Gesellschaft zu integrieren, daß solche Menschen naturgemäß wenig Verständnis dafür haben können, daß Menschen, die gar nicht hier geboren sind, nun plötzlich hier integriert werden sollen. Plötzlich sollen Gelder vorhanden sein? Und das nicht nur für ein paar wenige, sondern gleich für Tausende? Klar, daß das schmerzen muß. Eine Wunde, die ganz tief sitzt!       Wenn jetzt so viele wütend sind, sollten wir uns vielleicht fragen, was wir vorher falsch gemacht haben!                                                                                                                              Vielleicht helfen uns aber genau diese Flüchtlinge, zu erkennen, was wir falsch gemacht haben. Und vielleicht sind genau diese Flüchtlinge die Verbündeten derer, die ebenfalls zu kurz gekommen oder in irgendeiner Weise gestrandet sind. Das Boot ist jedenfalls nicht voll, sondern, wir haben es nur noch nicht erkannt, tatsächlich sitzen wir alle im gleichen Boot!

Aber einmal ganz abgesehen davon, geht es aus meiner Sicht in der aktuellen Flüchtlingsdiskussion gar nicht so sehr um Humanität, denn um Humanität geht es grundsätzlich immer, in jeder Situation und überall.

Ich persönlich glaube jedoch, daß wir all diese Menschen, die da nun zu uns kommen, tatsächlich ganz dringend brauchen. Es wird höchste Zeit, daß sie zu uns kommen, damit wir endlich aufwachen aus unserem Dämmerschlaf.

Ein bißchen erinnert mich die Situation an jene Brot-und-Kuchen-Anekdote über Marie Antoinette, von der man ja, so glaube ich zumindest, weiß, daß sie eine reine Erfindung ist, und trotzdem bringt sie die Ahnungslosigkeit des damaligen Adels sehr gut zum Ausdruck, der unbekümmert seinem Reichtum frönte, während das Volk zur gleichen Zeit hungerte. Die Geschichte lehrt uns, wer zu lange wegschaut, landet womöglich am Schafott! Das soll jetzt natürlich keine üble Drohung sein, aber gewisse Parallelen drängen sich einfach auf (wobei Köpfe, wie wir alle wissen, mittlerweile durchaus bereits schon wieder rollen!) Und so leben auch wir heute in einer Art bewußtloser Konsum-Konkurrenz-Wohlstands-Unzufriedenheits-Endlosschleife, aus der wir uns selber ganz offensichtlich nicht mehr befreien können.                                                             Mit Glück hat diese Endlosschleife recht wenig zu tun, eher mit einem permanenten Wettkampf, bei dem es wenige Gewinner, und so wie es aussieht, immer mehr Verlierer gibt. So kommt es auch, daß sich die wenigsten für Gesamtgesellschaftliches interessieren, zu sehr ist man mit dem Wettkampf und mit sich selber beschäftgt, die meisten sehen sich entweder als heldenhafte Kämpfer oder als Opfer, oder als beides zugleich, und weil der Erfolg in unserer Gesellschaft ein recht trügerisches Moment ist und in unserem Wohlstandsdenken unmittelbar verknüpft ist mit der Vorstellung eines permanenten Wachstums, so ist trotz hohen Lebensstandards die Bereitschaft, sein hart Erarbeitetes zu teilen, entsprechend gering. Was mit Vernunft wohl eher wenig zu tun hat, sondern eher mit meist schon sehr früh anerzogenen Ängsten, einem fehlenden Überblick sowie einem Mangel an sichtbaren oder greifbaren Alternativen.

Und so ist jeder z.B. besorgt über den Klimawandel und entsetzt über die Plastikberge, die sich in unseren Weltmeeren mittlerweile schon angesammelt haben, aber wenn er im Supermarkt für einen biologisch abbaubaren Gemüsebeutel 5 Cent zahlen soll, dann nimmt er doch lieber den Plastikbeutel, denn der ist gratis.                                                                                             Dabei möchte ich jetzt hier gar nicht den einfachen Bürger angreifen, denn es ist mir durchaus klar, wenn jemand den ganzen Tag arbeitet, am Abend dann noch den Haushalt erledigen und vielleicht auch noch ein paar Kinder versorgen soll, da bleibt nicht mehr viel Zeit, sich auch noch groß mit der weltpolitischen Lage zu beschäftigen. Das wäre eigentlich die Aufgabe unserer hochbezahlten Politiker. Ich frage mich daher, warum es überhaupt noch Plastiksackerln im Supermarkt gibt? Und warum die biologisch abbaubaren 5 Cent kosten und die anderen gratis sind? Es ist längst bekannt, daß der Plastikmüll in unseren Ozeanen mittlerweile die Größe eines eigenen Kontinents ausmacht, aber einen Handlungsbedarf sieht unsere Politik deswegen noch lange nicht. Ich finde das erschreckend!

Aber zurück zum Thema Flüchtlinge. Tagtäglich lügen wir uns auch diesbezüglich in die eigene Tasche! Wir erkennen nicht, daß der Westen seine Wirtschaft und damit auch seinen Wohlstand nur dadurch aufrechterhalten kann, daß er in großem Stil Waffen produziert und diese auch an andere Länder verkauft. Nicht nur Griechenlands Schulden sind untragbar, auch Amerikas Schulden sind untragbar, mit dem kleinen Unterschied, daß Amerika die größte Waffenindustrie der Welt besitzt und auch der größte Waffenexporteur ist. Während man Griechenland nun zwingt, sein Familiensilber zu verkaufen, nachdem man ihm erfolgreich eingeredet hatte, deutsche und französische Rüstungsgüter in großen Mengen zu erwerben - zum Glück gibt es in Griechenland nicht nur keine Finanzaufsicht, sondern auch keine Untersuchungsausschüsse zur Überprüfung hochrangiger Politiker und deren Finanzgebaren!! - hat der Kongreß in Amerika das Schuldenlimit für den Staatshaushalt eben halt nochmals ein wenig nach oben korrigiert.

Seltsamerweise ging die Kriegstreiberei ziemlich genau danach erst so richtig los.                        Aufgerüstet wird, wie schon lange nicht mehr und wäre Putin ein Hitzkopf und nicht doch ein besonnener Politiker, möchte ich mir gar nicht ausmalen, was mittlerweile nicht schon alles passiert sein könnte. Das Internet war jedenfalls voll mit postings wie: "Steuern wir nun zu auf den Dritten Weltkrieg" udm. Natürlich erkennen wir auch da wieder keinen Zusammenhang zur allgemeinen wirtschaftspolitischen Lage!

Übrigens, eines der Hauptabnehmerländer für amerikanische Waffen ist Saudi Arabien, Saudi Arabien wiederum unterstützt den IS und wir wissen, daß der IS, modernste Waffenausrüstungen besitzt, einer der Gründe, warum er nicht schon lange eliminiert wurde. Als Nato-Land besitzt natürlich auch die Türkei modernste Waffensysteme aus USA. Und so bekämpfen sich z.B. an der irakischen Grenze türkische und IS-Milizen beide mit amerikanischen Waffen (nur ein Beispiel von vielen!) Ach ja, Deutschland ist übrigens der drittgrößte Waffenexporteur weltweit, Frankreich der viertgrößte. Europa verdient also an all diesen Kriegen kräftig mit.

Und jetzt kommen die Opfer dieses Wahnsinns zu uns, und wir fragen uns, warum?!                   Ich denke, es ist nicht nur deren, sondern auch unsere vielleicht letzte Chance, endlich zu  begreifen, was hier wirklich gespielt wird. Denn solange wir emsig im Hamsterrad laufen, haben wir keine Chance zu erkennen, wie die Dinge wirklich zusammenhängen. Nur indem all diese Menschen, die unmittelbar Betroffenen nämlich, wirklich in Massen zu uns strömen, kann es vielleicht gelingen.                                                                                                               Es genügt nämlich nicht, am Abend ein paar geschönte Bilder im Fernseher zu sehen, nein, wir müssen mit all dem Elend, das wir tagtäglich auf der Welt mithelfen zu produzieren, unmittelbar und vor der eigenen Haustüre konfrontiert werden. Nur dann haben wir vielleicht die Chance zu begreifen, daß nicht nur diese Flüchtlinge, sondern wir alle Opfer eines Finanzkapitalismus sind, der uns früher oder später - ja auch uns - alle zugrunde richten wird, wenn wir nicht rechtzeitig den Hebel umlegen. Noch haben wir es in der Hand, vorausgesetzt, wir können uns aus der Starre, die den Hasen angesichts der Schlange lähmt, lösen.

Es geht nicht darum, daß alle Menschen, die jetzt zu uns kommen, den gleichen Wohlstand erreichen, den wir, oder sagen wir besser, einige wenige von uns hier in Europa genießen. Es geht darum, daß uns allen wieder unsere Würde zurückgegeben wird, den Flüchtlingen, aber auch uns, die wir angesichts eines sich immer schneller drehenden Finanzkarussells immer unausweichlicher zu hörigen Sklaven nicht wirklich greifbarer Märkte werden, die uns vergessen lassen, daß wir als Menschen nicht nur den Gesetzen dieser Märkte unterliegen, sondern auch spirituelle Wesen sind, mit Herz, Seele und Verstand. Und diese mutigen Menschen, die jetzt zu uns kommen, werden uns ganz sicher dabei unterstützen, unsere Gehirnzellen ganz schnell wieder zu aktivieren und hoffentlich in die richtige Richtung zu bewegen. Das wünsche ich uns allen!!

P.s.: Dieses Finanzsystem ist nicht alternativlos!

Denkanregungen und mögliche Lösungsansätze gibt es mittlerweile bei vielen Autoren ua. z.B. bei Franz Hörmann, bei Bernd Senf, bei der Wissensmanufaktur uvam.

1
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

sabinamaria

sabinamaria bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:13

17 Kommentare

Mehr von sabinamaria