Bundespräsidenten-Folklore, so überflüssig wie ein Kropf

Da ist er nun doch fehlgeschlagen, der Plan des Vizekanzlers, den Kaiser von Niederösterreich zu entthronen und in die Hofburg abzuschieben. Gleichzeitig hätte man bei gutem Wind auch noch eine Ministerin loswerden („wegloben“ heißt das wohl) können, die sich immer mehr zum ungeliebten und ungeschickten Klotz am Bein entwickelt.

Doch der Kaiser von Niederösterreich war am Ende doch zu schlau. Da war ihm die wahre Macht doch lieber als das Recht, bisweilen von Sisis goldenen Tellerchen zu speisen und ansonsten nicht viel zu tun zu haben. Und der arme, uncharismatische Khol muss es jetzt ausbaden.

Ich hatte das Amt des Bundespräsidenten immer so verstanden, dass er in erster Linie eine Art moralischer Instanz für alle politischen Lebenslagen zu sein hätte. Seine Befugnisse sind ja großteils eher zahnlos. Dort, wo er doch etwas bewirken könnte, hat sich bis jetzt noch jeder zurückgehalten, aus welchen Gründen? Wer weiß. Und das mit der moralischen Instanz… ich habe immer das Gefühl, nach Kirchschläger ist keiner mehr gekommen, der auch nur annähernd diese Rolle einzunehmen imstande gewesen wäre.

Was wird – zumindest mir – von Heinz Fischer in Erinnerung bleiben? Dass er den menschenrechtsignorierenden Saudis hinten rein… pscht, sowas sagt man nicht. Dass er Nelson Mandelas Begräbnis versäumte, weil er „kein Flugzeug hatte“. Und leider führt ja keine Rettungsgasse nach Afrika, denn die zur Durchfahrt zu benutzen hatte er weniger Probleme. Ach ja, dann war da noch Kreisky, der seinerzeit schon meinte, „immer wenn abgestimmt wird, ist der Fischer am Klo“, und interessanterweise schien das seine Strategie geblieben zu sein. Denn wenn in Wien die Kacke am Dampfen war und die Nazis in der Hofburg tanzten, dann verduftete unser aller moralische Instanz flugs nach Kitz zum Sportlerhändeschütteln, und seine facebook-Fotos aus blauem Himmel und weißem Schnee fühlten sich an wie purer Hohn. Als ihm meinereiner schrieb, ob er denn nicht selbst den Eindruck hätte, es wäre seine Pflicht, sich zu den akuten Geschehnissen zu äußern anstatt sich hinter Schisportlern zu verstecken, und dass ich mich manchmal schäme, ihn einst gewählt zu haben, da kam die Antwort allerdings prompt – ich wurde kommentarlos von seiner fb-Seite gesperrt.

Das ist es also, was mir an Erinnerung an diesen Präsidenten bleiben wird. Ach ja, dass er die Sternsinger in der Hofburg empfangen hat, und dass er Stermann/Grissemann mal recht lustig fand. Aber das war´s jetzt auch schon.

Der Bundespräsident. Nicht viel mehr als österreichische Folklore, wie Lipizzaner oder Sängerknaben, nur ohne deren Charme und Unterhaltungswert? Schnell vergessen, einen Haufen Geld gekostet, und wofür? Schon seine beiden Vorgänger waren eher Pappkameraden denn Staatsmänner, jeder der beiden auf seine Weise problematisch und Österreichs Renommee international nicht unbedingt zuträglich. Wenigstens das aber sollte man von einem Aushängeschild erwarten können. Wenigstens das. Spätestens der vergleichsweise harmlose, etwas verschwommene Fischer aber hat jetzt endgültig seine völlige Überflüssigkeit bewiesen.

Doch anstatt darüber nachzudenken, ob´s denn wirklich sein muss, werden wir also auch heuer wieder jemanden zum Lächeln und Abkassieren in die Hofburg schicken. Die Palette ist bunt, vom spaßigen Ali Merz bis zum ernsthaften Van der Bellen ist für alle etwas dabei.

Aber natürlich werde ich wählen, trotz Widerwillen. Ich wähle immer, wenn ich denn schon die Möglichkeit dazu habe. Immerhin, diesmal könnte sogar Erträgliches dabei herauskommen, vielleicht sogar Erfreuliches, denn die Wahl ist leicht. Ein paar bunte Vögel a la Luxemburg oder Lugner, eine zu Recht umstrittene Hypo-Aktenvernichterin, zwei farblose Parteisoldaten, und dann noch ein einziger wirklich Wählbarer. Nein, nicht wegen seiner grünen Vergangenheit, die ist heutzutage auch nicht mehr unbedingt eine Referenz.

Doch wenn´s denn schon sein muss, dass wir ein Aushängeschild durchfüttern, dann sollten wir wenigstens einen nehmen, dem man zumindest zutrauen könnte, ausreichend staatsmännisches Charisma zu verströmen, und darüber hinaus, anstatt es sich auf dem Luxus-Abstellgleis gemütlich zu machen, im Rahmen seiner Möglichkeiten zumindest dort Charakter zu beweisen, wo solcher gefragt ist. Wenn überhaupt.

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