DUBAI- eine Stadt der Superlative. Bling Bling, höchstes Gebäude der Welt, noch höheres in Arbeit (1 Kilometer... unvorstellbar), Großstadt und Strandurlaub in einem- hier ist alles möglich. The higher, the better. Was kostet die Welt- wir steigern den Preis und können es uns trotzdem leisten. Eine eigene Insel? Kein Problem, wenn das Kleingeld passt. Und das passt hier in den meisten Fällen. Ein Wunschkennzeichen am Auto oder eine Wunschnummer am Handy- beispielsweise die Rufnummer "1" kostet hier laut Info unseres Tourguides bis zu 500.000 Euro. Ich habe nicht versucht, mir auszurechnen, wieviele Jahresgehälter das wären – ich bleibe dann doch lieber bei meiner vorhandenen Nummer. Die ist ja auch ganz einprägsam.

Künstlich erschaffene palmenförmige Inseln, um den Reichen der Reichen ihren Privatstrand zu bieten, nebenbei ungestörte Hotels, die nur über hoteleigene Helikopter erreichbar sind- unvorstellbar, wenn man es nicht mit eigenen Augen gesehen hat. Doch auch der Normalsterbliche kann hier urlauben und so zog es mich Anfang des Jahres in diese Welt voller Glamour, aber auch in die Welt der Doppelmoral. Wird Händchenhalten in der Öffentlichkeit streng bestraft, kann man abends beobachten, wie tüchtige Geschäftsherren in weiblicher Gesellschaft in Zimmer verschwinden, um eine Stunde später wieder auffällig unauffällig das Hotelzimmer zu verlassen. Klischees oder Alltag - beides kann man scheinbar beobachten, wenn Damen deren Absätze der High-Heels länger sind als die Röcke. Zur Schau gestellte Brüste, die jede Barbie vor Neid erblassen ließen, und die etwas kritischeren Nebenstehenden darüber sinnieren lassen, warum die ansonsten meist äußerst schlanke Mischung zwischen Püppchen, Frau und Mädchen aufgrund des Missverhältnisses von hinten und vorne nicht einfach vornüber kippt. Ein Schauspiel für diejenigen, die sich in der Hotellobby aufhalten um das allabendliche Kommen und Gehen als Unterhaltung nutzen. Ja ich gestehe, auch ich bin hier gesessen, bis ich um 23:00 aufs Zimmer geschickt worden bin, um den Betrieb nicht zu stören. Dezenter Hinweis, dass weder Beine lang und schlank genug, noch meine kaum vorhandene Oberweite geschäftsfördernd sind? Ich weiß es nicht, bevor ich mir allerdings weiterhin wie ein dickes Aschenputtel auf dem Ball der Stiefschwestern, verziehe ich mich nach oben. Besser so, als für eine von "denen" gehalten zu werden. Ich spreche hier von einem 4*+ Hotel, nicht dass hier jemand denkt, ich habe eine billige Absteige gewählt, nein. Böse Vermutungen sagen, dass hinter den verschlossenen Hoteltüren nicht nur geredet worden ist. Dennoch werden Hotelzimmer laut Info nur an Verheiratete vergeben, was mich und meinen Mitreisenden vorab zu einer kleinen Notlüge gebracht hat, die vor Ort allerdings niemanden mehr interessiert hat, vorausgesetzt wir checken gemeinsam ein und aus.

Nach der Erkundung Dubais wollten wir aber mehr sehen- wir fahren also in das streng gläubige, konservative Nebenemirat Shardsha und hier bekomme ich die Rechnug meines verpönten westlichen Lebensstil präsentiert- Beschimpfungen wegen meiner sichtbaren Ohrringe. Ja, dies ist mein völliger Ernst. Ich trage Mini-Ohrstecker, eins auf jeder Seite, also nur 1/7 der Gesamtanzahl. Denke mir, gut, dass diverse andere Piercings, die allerdings nur beim Tragen enger Bikinioberteile sichtbar werden- was in der Heimat jedoch durchaus passieren kann- gut verstaut sind und schwanke zwischen Unmut und Verwunderung. Anders in Abu Dhabi, wo zwar eine Ganzkörper- Verhüllung bei Besuch der bekanntesten Moschee erforderlich ist, sobald man diese verlässt jedoch Frauen in Hotpants und Trägerleibchen beobachten kann. Ich selbst habe mir extra lange Kleidung besorgt, um nicht zu sehr aufzufallen- bereits am zweiten Tag ist das bodenlange Sommerkleid auch hier dem kürzeren Rock und Neckholder Top gewichen. Frauen in Bikinis am Strand kein seltener Anblick, das vertraute Berühren wie beispielsweise eine Umarmung hingegen wird sofort befremdlich betrachtet.

Wir haben hier wirklich sehr schöne Tage verlebt, ich war in vielen Dingen sehr positiv überrascht, vor allem was die Offenheit in Dubai selbst betrifft. Es bleibt jedoch der Nachgeschmack der - natürlich nicht nur in diesem Land bestehenden- Doppelmoral.

1
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Serano

Serano bewertete diesen Eintrag 06.10.2017 22:52:37

1 Kommentare

Mehr von Seiltänzerin