Der Doris-Day-Parkplatz

Noch nie gehört? Auch gut, dann funktioniert das Prinzip ja immernoch. Denn dann ist Ihnen noch nie aufgefallen, dass die tollen Frauen in den Filmen (und als eine solche galt einstmals Doris Day) mit ihrem Auto immer einen Parkplatz direkt vor der Tür finden. Auch im dicksten Berufsverkehr und Städten wie New York, wo es praktisch nie Parkplätze gibt, schon gar nicht direkt vor der Tür.

anp "Der Mann in Mammis Bett" 1968

Dieser Typ Frau ist - natürlich! - gut aussehend (anders kamen Frauen seit den Anfängen gar nicht in Filme hinein, woran sich bis heute nur wenig geändert hat), beruflich erfolgreich (schon seit den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts!) und durchsetzungsfähig (ja, gut, wenns der Sache dient auch schon mal zickig). Und entsprach damit in den Anfängen keineswegs dem üblichen Frauenbild, wurde aber gern genommen, weil jede Frau gerne so gewesen wäre. Und schließlich geht man ins Kino, um zu träumen.

Heute sind die Frauen in beinahe allen Filmen nicht nur gutaussehend, sondern oft exotisch, gertenschlank, stets gut gekleidet und selbst nach Zwei- und Mehrkämpfen nie derangiert. Denn inzwischen sind sie nicht nur gut aussehend, sondern ausnehmend klug (zwischen Biotechnologie und Astrochemie, was beides natürlich die höhere Mathematik einschließt, ist alles drin), abenteuerlustig und beherrschen mindestens eine Kampfsportart und den Gebrauch von Schusswaffen, die sie furchtlos in ihre natürlich feindselige Umwelt (wer sich in Gefahr begibt, kommt heutzutage - im Film - nicht mehr darin um) schauen lassen. Es hat sich noch immer ein Ausweg gefunden, denn Frauen sind auch stark.

Zuweilen fragt man sich, ob das kleine Mädchen von heute mit dieser ihm von seinen VorbildernInnen (andere gibt es ja kaum) auferlegten Bürde überhaupt klar kommen kann. Schon diese Gertenschlankheit allein ist ja ein Problem für sich. Gar nicht zu reden vom Kampfsport und der Astrophysik. Wo legt weibliches Kind denn nun den Schwerpunkt, da ja diese Multitasking-Frauen aus heutigen Filmen alles praktisch aus dem Handgelenk schütteln, was schon als Einzeldisziplin schwer genug ist. Muss man da nicht zwangsläufig zusammenbrechen, Ernährungsstörungen und Minderwertigkeitskomplexe kriegen?

Oder wie schaffen es die lieben weiblichen Kleinen, die Welt auf der Leinwand (wahlweise dem PC, Pad etc.) von der realen Welt zu trennen? Schließlich sind da auch noch die vielen Zeitschriften, Internetseiten usf., in denen auch nur schöne, erfolgreiche und natürlich schlanke Damen posieren (die anderen werden zwar auch abgelichtet, ernten aber selten wohlwollende Kommentare).

Es ist für Eltern vermutlich ein hartes Brot, ihre Kinder gegen diese geballte Wucht von gezeigter, aber kaum nachahmbarer Wucht von Erfolg in allen Sparten zu wappnen. Denn der eigentliche Kampf im tatsächlichen Leben liegt nicht darin, den Kindern diese Vorbilder anzubieten und ihnen schmackhaft zu machen, sondern darin, ihnen klar zu machen, dass DAS nur Filme sind. Die Geschichten erzählen. Welche, wie wir alle wissen, ja oft nicht wahr sind und auch nicht wahr sein müssen, solange sie gefallen.

Und um ihnen das zu verbildlichen, kann man ganz einfach mit dem Parkplatz anfangen und ihnen zeigen, wie die Parkplatzsuche in einer Großstadt im dicksten Berufsverkehr wirklich ist. Wenn die Kleinen einmal dabei waren und sahen, dass es eben im wahren Leben beinahe nie einen Parkplatz direkt vor der Tür gibt, begreifen sie vielleicht, dass auch alles andere nicht real ist.

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