Polyamorie, was ist das? Definition:

„”Die Praxis, der Zustand oder die Fähigkeit, mehr als eine liebevolle sexuelle Beziehung zur gleichen Zeit zu führen, mit vollem Wissen und Einverständnis der beteiligten Partner.” (Morning Glory Zell)

Jim Evans http://clarebayley.com/2013/06/a-field-guide-to-pride-flags/

Um Polyamorie von anderen nicht monogamen Lebensstilen abzugrenzen, gehören ein paar wesentliche Merkmale. In seiner im Internet zugänglichen Arbeit hat Christian Rüther drei davon benannt, denen ich zustimme:

1. Ehrlichkeit/ Transparenz (Poly ist nicht „Betrügen“)

2. Gleichberechtigung/Konsens (Poly ist nicht patriarchale Polygynie)

3. Langfristige Orientierung (Poly ist nicht Swinging)

Wenn eine erotische Liebe mit mehr als einem Partner gleichzeitig den oben genannten Kriterien entspricht, wollen wir im Folgenden von Polyamorie sprechen. Der Poly-Lebensstil seinerseits hat eine große Formenvielfalt.“ (Quelle: http://www.polyamorie.de/definition-silvios-poly-buch-online-50.html)

Da meine Wenigkeit seit ca. 1998 dieses Lebens- und Liebesmodel sehr glücklich lebt, dachte ich mal ein bisschen was dazu schreiben, könnte vielleicht ganz interessant sein.

Lustigerweise wusste ich lange Zeit überhaupt nicht, dass dieser Lebensstil Polyamor genannt wird. Schubladen und Etikettierungen interessierten mich noch nie.

Ja auch ich träumte als junger Bursche von „der großen, einmaligen, immerwährenden Liebe zu der einen und Einzigen“ *schmunzel* Aber was mich schon immer extrem störte ist dieses egoistische, eifersüchtige „Besitzdenken“ dabei. Wie es ja schon in den üblichen Bezeichnungen MEIN Mann, MEINE Frau, MEINE Kinder, MEINE dies und das… zum Ausdruck kommt.

Da ich absolut dagegen bin das ein Mensch einem anderen „gehören“ könnte oder irgendjemand darauf auch nur Anspruch erhebt, versuchte ich stets diese Besitzstand anzeigenden Bezeichnungen zu vermeiden, was im typischen, normalen Sprachgebrauch jedoch kaum zu vermeiden ist.

Außerdem halte ich Eifersucht, insbesondere übersteigerte Eifersucht, nur für einen Ausdruck innerlich unsicherer Menschen, die sich nicht wirklich vertrauen.

Ich erinnere noch sehr gut, dass ich selbst bei der leider aus verschiedenen Gründen tragisch gescheiterten „großen Liebe“ meines Lebens, keine Spur eifersüchtig war. Ich vertraute ihr blind, hatte ergo keinen Grund für Eifersucht. Selbst wenn ich sie dabei erwischt hätte wie sie mein Vertrauen enttäuscht, wäre ich weder Eifersüchtig noch Rachsüchtig geworden. Im Gegenteil wäre ich dankbar dafür gewesen zu entdecken, dass ich meine Partnerin falsch eingeschätzt habe und sie somit gar nicht „die Richtige“ und nicht der Mensch ist, mit dem ich überhaupt dauerhaft zusammen leben möchte.

Aussprüche wie… „aber du musst doch um deinen Mann / deine Frau Kämpfen! Wenn du ihn / sie wirklich liebst, darfst du doch nicht aufgeben! Er / Sie schlägt mich zwar, aber so weiß ich wenigstens das er / sie mich liebt!“ …erschienen mir schon immer völlig unverständlich, ja dumm! Weshalb sollte ich mit einem solchen Menschen zusammen leben und ihn lieben wollen, wenn er / sie das nicht von sich aus ebenso will? Und wieso sollte ich um so jemanden „kämpfen“ wollen?

Nun gut, wie wir alle wissen wird es problematisch mit dem Verstand, wenn die Gefühle hoch kochen und die Hormonausschüttungen unserer Körper mit uns Schlitten fahren. *schmunzel*

„Liebe ist in Wahrheit nichts anderes, als eine von der Natur raffiniert zum zwecke der Reproduktion eingesetzte, chemische Reaktion unserer Körper!“

Kürzlich führte ich mit einer ganz bezaubernden, cleveren jungen Frau & Model namens Ray, ein Gespräch über Polyamorie, welches vielleicht auch ganz interessant ist:

„Was guckst du so?“ Lächelte sie weiblich wissend.

„Weißt du wie du heute aussiehst Ray? (kopfschütteln) Wie das Dreamgirl, das ich mir in meinem dummen Teenagerkopf immer ausgemalt hatte! Zum Verlieben süß und schön, lieb und nett und… eben wie das perfekte Traumbild im dummen Männer- Hinterkopf!“ Lächelte ich.

„Hihihi…, du bist echt total verrückt! Aber ein ganz lieber Verrückter!“ Lächelte sie sehr warm und lieb, griff über den Tisch und streichelte mir das Gesicht mit einer Hand. Das wirkte sehr lustig, weil sie gleichzeitig mit der anderen Hand sehr bemüht war, die Tomaten und Oliven Auflage auf einem knusprig auf gebackenem Schinken Brötchen so zu balancieren, das diese nicht herunter viel.

„Ja das bin ich wohl: ein hoffnungslos verrückter Romantiker.“ Nahm ich zwei Schlucke Cafe und konnte kaum den Blick von ihrem so natürlich schönen Gesicht wenden.

„Verflixt…, du ich hätte da ein paar Fragen.“ Schnappte sie eine herunter gefallene Olive und steckte sich diese schnell in den Mund, nachdem sie ein ordentliches Stück vom Brötchen abgebissen hatte.

„Was denn?“ Guckte ich und versuchte mal wieder ergebnislos die unzähligen, süßen Sommersprossen um ihre Nase zu zählen.

„Ich hab mich mal ein bisschen in das Polyamorie Thema eingelesen; sag mir mal ob ich das richtig verstanden habe, ja?“

„Gern, was möchtest du wissen?“

„Also… heißt das für dich: Liebe bedeutet eifersuchtsloses geben ohne Besitzansprüche und nicht das übliche Einen / Eine nur für sich selbst haben zu wollen?“ Guckte sie neugierig und nahm einen weiteren Bissen von dem leckeren Brötchen. Ich kaute gerade selbst an einem großen Bissen und musste schlucken, um ihr Antworten zu können.

„So könnte man es tatsächlich kurz zusammenfassen; das wichtigste dabei ist, dass alle daran Beteiligten es akzeptieren und wollen, bedingungslos ehrlich zueinander sind und sich vertrauen, was natürlich nicht so einfach ist. Jeder und Jede die daran beteiligt sind, müssen absolut die gleichen Regeln einhalten…, ansonsten funktioniert es nicht!“

„Interessant. Verwirrend und so ganz anders als es sonst von der wohl übergroßen Mehrheit für Normal gehalten wird…, aber echt faszinierend! Klappt das wirklich problemlos bei dir?“ Lächelte Ray zum anbeißen hübsch.

„Nun, sagen wir mal so: eigentlich nichts auf dieser Welt klappt immer völlig Problemlos. Mit Jenny, Gigi und deren Freund, Jana, Audrey und anderen klappt und klappt es ganz locker fast ohne irgendwelche Störungen. Mit z. B. Mandy würde es nicht funktionieren oder nur mit erheblichen Ecken und Kanten. Manche Idioten, meistens Männer, glauben auch dies zu ihrem Vorteil ausnützen und sich auf diese Art so was wie einen heimlichen Harem halten zu können, was natürlich gar nicht geht!“

„Hmm…, fällt mir echt schwer mir vorzustellen, dass das so laufen kann…“ grübelte Ray, nahm erst einen großen Schluck Mangosaft, dann einen kleineren vom Cafe und schließlich auch noch von meinem Glas Mineralwasser… und bei all dem sah sie wirklich TOTAL zum verlieben und anbeißen aus! *schmunzel* Womit ich nicht nur ihre äußere Schönheit meine!

„Na ja schau: in deiner „wilden“ Trotzkopf Teenager Phase…, hast du da nicht auch mit mehreren Kerlen fast gleichzeitig rum gemacht?“

„Haha…, doch, irgendwie schon…, stimmt.“ Guckte sie leicht überrascht.

„Siehst du! Der wesentliche Unterschied bestand doch eigentlich vor allem darin: du und deine genauso lebenden Boyfriends haben das heimlich getan und versucht es vor den anderen zu verbergen. Ich / wir tun es offen und ehrlich und natürlich auch nur mit Menschen, die nicht nur genauso denken wie wir, sondern mit denen wir auch so etwas wie Liebe und mindestens große, tiefe Zuneigung teilen; denen man Vertrauen schenken kann und die das erwidern. Das kann eine klassische Ménage à trois sein oder auch noch wesentlich mehr. Manche tun es gemeinsam gleichzeitig, andere immer nur mit jeweils einem / einer, wie ich z. B.. So Sachen wie Gruppensex usw. liegen mir eigentlich gar nicht!“

„Hm, hmm…, also das man nicht nur einen Lieben kann, hab ich auch schon bemerkt.“ Steckte sie sich unbewusst „erotisch“ ein großes Stück Obst in den Mund.

„Natürlich! Selbst den sich seit langem zutiefst gegenseitig liebenden, ehrlichen und treuesten Paaren ist es schon passiert, das man jemandem begegnet, den man zumindest ein bisschen auch lieben könnte. Im Normaldurchschnitt wird dann manchmal heimlich Fremd gegangen und verlogen ein riesiges Drama daraus gemacht, wenn es heraus kommt. Wir dagegen akzeptieren sozusagen nur ehrlich die Tatsache, das Mann und Frau auch mehrere und nicht nur eine Person lieben können.“ Lächelte ich und trank meinen Cafe aus.

„Klingt schon ziemlich logisch…, bloß Gefühle sind doch total Unlogisch?!“

„Volltreffer, genau so ist es! Deswegen gibt es so viel ich weiß auch nur sehr wenige Menschen, die tatsächlich real so Leben können ohne das es zu größeren Frustrationen kommt. Aber aufgepasst: ich mache auch keinerlei „Werbung“ dafür, will niemanden von meinem Lebensstil überzeugen, bekehren oder sonst was. Wie schon mal erzählt hatte ich auch nie die gezielte Absicht so zu leben. Sogar ganz im Gegenteil! Als jüngerer Mann träumte auch ich von DER GROSSEN, EINEN und EINZIGEN, EWIGEN LIEBE.“ *schmunzel*

„Und was brachte dich davon ab?“

„Nichts konkretes eigentlich. Das ist nichts was du mal eben so lernst oder einsiehst; heute Morgen noch Monogam und heute Abend plötzlich Polyamor, oh Nein. Das ergab sich ganz langsam nach und nach, so wie man auch viele andere Dinge im Leben erst nach sehr vielen Erfahrungen lernt. Irgendwann realisierte ich das immer mehr; zunächst gar nicht mal bewusst, suchte unbewusst nach ähnlich oder gleich Gesinnten. Rein zufällig traf ich dann mal auf eine ganz tolle, sehr kluge Frau, die sehr ähnlich dachte und lebte… und dann stellten wir beide geradezu verblüfft und überrascht fest, wie glücklich wir als Paar zusammen sein konnten, OHNE das einer von uns eifersüchtige Besitzansprüche auf den Partner erhob und OHNE absolute Treue zu verlangen. Nach und nach entwickelte sich das dann immer weiter und stellte ich fest, dass ich nur so leben möchte.“

„Echt faszinierend…“ Lächelte Ray.

„Ja, aber wie gesagt: das kann und muss jeder für sich selbst heraus finden. Wer halt lieber nur treu mit einem einzigen Partner Leben und eifersüchtig sein will…, Bitteschön, jedem das seine. Ich schreibe garantiert niemandem irgendetwas vor, verlange jedoch das gleiche Recht für mich, ganz einfach! Ich verabscheue JEDE Religion, Ideologie oder Gesellschaftsordnung, die andere Menschen voller verlogener, scheinheiliger Doppelmoral dazu zwingen will, nur ein Lebensmodel, ihr eigenes, als das allein richtige und selig machende zu übernehmen. Fanatiker jedweder Couleur sind dabei natürlich das Allerletzte und äußerst gefährlich! “

„Hmm, das muss ich alles noch in Ruhe durchdenken!“

„Tu das, wenn du möchtest, oder auch nicht; ganz wie du magst!“ Schaute ich sie erfreut an, denn: Es gibt nur eines was eine bezaubernd schöne Frau auf dieser Welt Toppen kann: eine bezaubernd schöne UND intelligente Frau!

(c)SteveBushman http://sea-nomads.blogspot.de/p/impressum-angaben-gema-5-tmg-jurgen.html

Das es viele Seiten im Net gibt die das Lebens- und Liebesmodel Polyamorie gut erklären (einfach Googeln) will ich hier gar nicht viel mehr dazu schreiben.

Aber vielleicht interessieren sich einige dafür, die wie ich früher überhaupt noch nie davon gehört haben, weshalb ich es hier mal vorstellen wollte.

Für mich und meinen engeren Freundeskreis steht jedenfalls fest, das wir genau so leben wollen, wobei selbstverständlich auch jeder jederzeit wieder aussteigen und monogam leben kann, wenn z. B. Kinder geplant sind. Eine von uns macht dies derzeit, warum auch nicht? No Problem, wir bleiben dennoch beste Freunde und sind füreinander da.

Mit freundlichen Grüßen ;)

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Erkrath

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fischundfleisch

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