Ja, ich habe es gelernt.

REIKI - Universelle Lebensenergie aufzunehmen. Sie für mich zu verwenden, oder an meine Klienten, Pflanzen oder Tiere weiter zu geben. Zu Beginn habe ich gezweifelt, wie viele Menschen (was wissenschaftlich nicht erklärbar ist, ist Unsinn) - die Zeit und Erfahrung hat mich gelehrt: ES HILFT WIRKLICH

Das kann ja nun jeder behaupten, klar:

Mittlerweile wurde mir erlaubt in der Geriatrie, ehrenamtlich als Therapeutin zu arbeiten. Die Klientinnen, die ich im Pflegewohnheim betreuen darf, sind in ihrer Bewegung und Kommunikation stark eingeschränkt.

Um die Situation verständlicher zu machen, ersuche ich Sie, folgendes auszuprobieren.

Schließen Sie bitte kurz die Augen - stellen Sie sich vor, von jetzt bis zur folgenden Sekunde verändert sich Ihr körperlicher Zustand. Sie können nur einen Teil Ihres Körpers bewegen, nicht mehr sprechen und welche Gedanken Sie noch denken können, bzw. welche Art von Körperbewusstsein noch vorhanden ist, kann Ihre Außenwelt nicht feststellen. Ist es gelungen? Wie fühlen Sie sich? Gefangen im eigenen Körper.

Ich picke eine Geschichte heraus.

Eine Bewohnerin des Hauses lässt sich nur schwer pflegen. Sie ist unwillig, störrisch, unleidlich - die Stationsschwester ersucht, im Envernehmen mit den Angehörigen, mich der älteren Dame anzunehmen.

Nun stehe ich vor dem Bett - Frau - nennen wir sie N... - hält die Augen geschlossen. Trotz Begrüßung, kommt keine Reaktion. Die erste Sitzung fühlt sich an, wie blind auf einen Berg gehen. Ich lege die Hände in verschiedenen Positionen über den Körper (Körperkontakt ist bei ersten Begegnung noch nicht drin), halte jede Position ca. 5 Minuten und spreche (flüstere) ununterbrochen mit der alten Dame. Es kommt keine Reaktion - die Augen bleiben krampfhaft geschlossen. Nach etwa einer halben Stunde setzt doch Entspannung ein, das Gesicht wirkt gelöst, der Atem geht ruhig und gleichmäßig. Ich möchte meine Hände über das rechte Knie legen. Ganz plötzlich und unerwartet geht ein Ruck durch den Körper, sie sieht mich an - in ihren Augen ist Angst. Eine Entschuldigung ist fällig - und ein Positionswechsel.

Nach der dritten Woche darf ich die Hände bereits auflegen. Körperkontakt wird nicht mehr abgewehrt. So wie bei der ersten Sitzung, ist es jedesmal neu - den Menschen unter meinen Händen begreifen, ihn erfühlen.

Fortschritte? Oh ja, gibt es viele - winzigkleine Fortschritte. Sie zeigen sich im Erkennen meiner Person, einem Lächeln im Blick, mit Tränen, Antworten auf meine Fragen durch Blickkontakt, dem Versuch miteinander zu lachen und zu spielen u.v.m. - Aber am Wichtigsten für das Pflegepersonal, Entspannung ist eingetreten. Körperpflege und Füttern ist nicht mehr so eine starke Herausforderung.

Einem größeren Vorwärts-Schritt, folgt meist ein kleiner Schritt zurück. Jeden Schritt darf ich begleiten, dankbar, respektvoll, wertfrei und achtsam.

Es sind nun schon 18 Monate. Eine Zeit des Kennenlernens, der Achtung, des Lachens und Vertrauens, der Freude und der nonverbalen Kommunikation, die so viel mehr sagen kann als jedes Wort.

"Ein Lächeln ist der kürzeste Abstand zwischen zwei Menschen."

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Hansjuergen Gaugl

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fischundfleisch

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