Keiner da; ich stehe mitten im Raum. Ein Raum, nicht groß, nicht klein. Hell. In seiner Mitte Stühle mit blauen Sitzauflagen, eine davon wirkt bereits stark abgenützt.

Ich sehe ihn vor mir sitzen. Er sitzt immer dort; den Block auf seinem Schoß, sein Blick oft leer. Hoffend. Resignierend.

Das Leben – so scheint es – ist eine üble Sache.

Ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht, darüber nachzudenken. Ich muss schmunzeln, richte meinen Hut, schiebe den Stuhl zurecht und nehme Platz. Es macht keinen Unterschied, ob ich sitze oder stehe.

Die Tür wird aufgehen und sie werden her-einkommen. Sie werden sich setzen und sie werden aufstehen und sie werden gehen. Das tun sie immer – und er? Er wird immer sitzen. Er wird immer warten. Den Block stets bereit. Ähnlich einem Regisseur, darauf hoffend, dass seine Schauspieler zurückkommen. Doch sie kommen nie zurück. Das Schauspiel bleibt geschlossen.

© Svea Kerling aus Die Equipe - der letzte Sitzkreis https://www.sveakerling.com/

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"Anscheinend wollen wir hier gar nichts, außer dass wir einander alle lieb haben. Hätten Sie das gern? Dass wir einander die Patschhändchen reichen und uns gegenseitig beweihräuchern, wie toll wir alle sind und alle anderen da draußen uns nur Böses wollen?"

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MartinMartin

MartinMartin bewertete diesen Eintrag 16.10.2017 18:15:07

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