Ich bin jetzt bald 24 und alle meine Freunde sind schon lange in festen Beziehungen, wohnen teilweise zusammen mit ihren Partnern, denken über Familie nach, haben ein geregeltes Einkommen, einen sicheren Arbeitsplatz, kurz ein ganz durchschnittliches und normales Leben. Und ich? Seit der Matura lebe ich nur noch sporadisch zu Hause in meinem Heimatort. Ich war als Freiwillige ein Jahr lang in Norwegen. Dann habe ich 2 Jahre lang das Tourismuskolleg in Oberösterreich besucht. Es folgten 7 Monate arbeiten in der Schweiz und zur Belohnung 3 Monate Weltreise. Jetzt habe ich in einem Verein gearbeitet der sich für sanfte Mobilität in den Alpen einsetzt, für kleines Geld, für 6 Monate. Warum? Weil es mich gereizt und interessiert hat. Ach ja dann war ich jetzt auch noch 3 Wochen auf Interrail-Europatour.

Und jetzt? Wie gesagt ich bin fast 24 und ich weiß noch immer nicht genau was ich will. Ich habe keinen Freund (und wo soll ich auch jemanden kennenlernen wenn all meine anderen Freundinnen nur zu Hause sitzen und über Familienplanung nachdenken), ich bin wieder auf Jobsuche und es ist schwer in dem weiten Pool an Arbeitsstellen die richtigen herauszufinden an denen ich Interesse habe und bei denen ich auch eine Chance habe.

Bei jeder Familienfeier, bei jedem netten Zusammensitzen mit Freunden kommen die gleichen Fragen: Weißt du jetzt schon was du machen willst? Hast du jetzt schon einen Job gefunden? Jetzt bist du noch immer alleine? Willst du wieder weg? – und wenn ich die Fragen dann mit nein, nein, ja und vielleicht beantworte kommt die beste und meine allerliebste Aussage überhaupt: Eh klar, wenn man nie zu Hause ist.

Außerdem finde ich es sowieso komisch, warum sollte ein Mann der Schlüssel zu vollkommenden Glück sein? Mir ist schon klar, dass man zu zweit leichter durchs Leben geht, aber sollte man nicht zuerst mal zufrieden mit sich selbst sein (ich meine alleine)? Und so lange ich noch nicht weiß wohin mein Weg mich führt, gehe ich ihn lieber alleine, bevor mich jemand am Gehen hindert. (Natürlich sollte man sich in einer Beziehung unterstützen, aber ich sehe in meinem Umfeld einfach, dass sich vor allem die Frauen zurücknehmen damit sie ja nicht ihre Beziehung gefährden. Wenn sich jemand findet der mit mir nach meinem richtigen Weg sucht, dann bitte gerne! Aber in meinem Alter jemanden zu finden der selbst noch auf der Suche oder flexibel ist, ist schwer. Ist doch fast jeder irgendwie angebunden. Also muss ich erst meine Zufriedenheit finden – und bevor es jetzt noch Beziehungsphilosophischer wird, zurück zum Thema.)

Manche sagen sie wären gern auch so mutig wie ich oder würden gern auch so viel sehen von der Welt…ich kann nur sagen, dass ich oft gern „normal“ wäre. Wenn ich nach der Matura gleich einen Job gehabt hätte, hätte ich den jetzt vermutlich noch immer, hätte meine eigene Wohnung und vermutlich einen Freund. Also alles ganz normal und gesellschaftskonform. Ich würde mir die ewigen Grübeleien über mein Leben ersparen und ich müsste mich nicht ständig rechtfertigen. Alles wär so viel einfacher. Aber wäre ich zufriedener? Wahrscheinlich nicht.

Als Rechtfertigung an die Nörgler habe ich dann meistens meinen Standartsatz: Meine Generation wird wahrscheinlich ein Pensionseintrittsalter von 85 haben, also muss ich mir genau überlegen was ich machen will, wenn ich das dann die nächsten 60 Jahre machen muss. Dann ist meistens einiges Nicken zu sehen und man wendet sich wieder wichtigeren Dingen zu.

Ich will einfach das Richtige für mich finden und mir nicht später sagen müssen: Ach hätte ich mich in meiner Jugend doch richtig entschieden. Natürlich kann man sich heutzutage auch später noch umorientieren, aber so mutig muss man erstmal sein, seine Komfortzone zu verlassen wenn man dann mal eine hat. Bis jetzt kann ich nicht sagen, dass ich gerne etwas ganz und gar anders entschieden hätte – vielleicht kommt das dann erst im Alter, aber hoffentlich nicht. Abschließend möchte ich noch sagen, dass wahrscheinlich nur ganz wenige 100%ig zufrieden mit ihrem Leben sind, aber es ist doch nicht verkehrt das anzustreben. Oder?

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Erwin Schmiedel

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Jürgen Heimlich

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