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Bei Ihrem Auto machen Sie einen Wintercheck. Und wie steht es um Ihren vierbeinigen Freund?

Den Pfoten-Allrad schützen

Sensible Hundepfoten brauchen im Winter besondere Pflege. Dazu eignet sich am besten Hirschtalg, der in jeder Drogerie um wenig Geld erhältlich ist. Es muss also gar nicht die teure Hundespezialpflegecreme aus dem Tierbedarfshandel oder vom Tierarzt sein.

Streusalz ist der Tod jeder Hundepfote. Was kann man tun?

Kleine Hunde trägt man über salzbestreute Wege und Straße. Die Pfoten der großen Hunde schützt man mit Hundeschuhen, die man rechtzeitig besorgt und zwar spätestens im November. Der Hund muss langsam und behutsam an das Anziehen und Tragen der Schuhe gewöhnt werden, viele Tiere sind an den Pfoten sehr sensibel und wollen sich weder Gummiboots noch feste Hundestiefel überziehen lassen. Was verständlich ist, schwitzt der Hund doch in den wasserdichten Schuhen. (Dagegen hilft eine hauchdünne, baumwollene Babysocke, die direkt unter dem Hundeschuh getragen wird. Wasserdichte Stiefel sollten aus diesem Grund immer nur kurz am Hund im Einsatz sein.) Daher jetzt schon Hundeschuhe zuhause kurz probeweise für fünf Minuten anziehen, wieder ausziehen üben und dabei loben, loben, loben! Nichts ist unangenehmer als ein Hund, der meint, er möchte seine Schuhe bei Pfützen- und Mützenwetter doch lieber nicht tragen. Deshalb klären Sie das vorab besser schon im Herbst, wer in der Schuh-Sache das Sagen hat wenn gesalzen wird bis zum Abwinken. Wie in Wien beispielsweise, wo bei jeder müden Flocke die gesamte Schneeflotte ausrückt als wäre Schnee so gefährlich wie atomarer Staub, und die Straßen eingesalzen werden bis sie strahlend weiß leuchten, weißer als die Milchstraße.

Achtung, wenn die Krallen zu lang sind oder Haare eingezwickt werden, drückt der Schuh!

Die richtige Pflege der Hundepfoten beginnt übrigens bereits im Welpenalter. Der Hundehalter muss sich nach jedem Spaziergang alle vier Pfoten genau ansehen um halbe Nussschalen, Steine, eingetretene Glasstücke, Grannen und dergleichen sofort zu entfernen und dadurch Entzündungen zu vermeiden. (Die Hundepfote hebt man dabei wie beim Pferd vorsichtig in anatomisch korrekter Beugung nach hinten hoch, nicht gegen das Gelenk.)

Offene Verletzungen an den Pfotenballen bluten sehr stark, sind hochgradig schmerzhaft und entzünden sich heftig und rasch. Deshalb ist es ratsam, den Tierarzt bei Pfotenverletzungen immer hinzuzuziehen, der meist Antibiotika verordnet. (Gefahr der Blutvergiftung!) Mit kaputten Pfotenballen ist nicht zu spaßen.

Die Haare, die neben den Ballen wachsen, sind regelmäßig mit einer stumpfen Verbandschere zu kürzen, damit Matsch nicht hängen bleibt und harte Klumpen bildet, die den Hund bei jedem Schritt drücken. Ebenso hat der Schnee dann keine Chance mehr, gefrorene Kügelchen zwischen den Ballen zu bilden, welche den Hund schmerzhaft beim Gehen behindern.

Achtung! Haben sich bereits riesige Eisballen zwischen den Ballen und am Fell rund um die Ballen gebildet, sind diese vorsichtig noch während des Spaziergangs zu entfernen! Hundefüsse dürfen anschliessend zuhause NIEMALS mit heissem oder lauwarmem Wasser gebadet oder abgeduscht werden, da dies furchtbar weh tut! Nach einem Spaziergang in Salz und Schnee ist die Hundepfote AUSSCHLIESSLICH nur kurz mit oder in KALTEM Wasser zu spülen!

Machen Sie den Kalte-Hand-Test

Halten Sie dazu Ihre gefrorene Hand ins warme Badewasser. Tut es Ihnen weh? Dann tut es auch Ihrem Hund weh!

Zur frühzeitigen Pflege der Pfotenballen eignet sich der bereits erwähnte Hirschtalg. Man schmiert ihn VOR jedem Winterspaziergang dick auf die Ballen, wäscht nach dem Spaziergang die Pfoten mit kaltem Wasser ab und schmiert anschließend die abgetrockneten Ballen erneut dünn damit ein.

Auch das Getriebe will geschont werden

Hundemäntelchen mögen lächerlich aussehen, sind aber ein Muss für Minihündchen und Windhunde sowie kranke und alte Hunde, die an Rückenverletzungen, Gelenkskrankheiten, Nieren- und Blasenproblemen leiden oder einfach altersschwach und ohne Winterfell sind. Hunde mit Leishmaniose frieren ständig und werden ein Wintermäntchelchen schätzen, selbst wenn Mutter Natur sie mit Schlittenhundgenen gesegnet hat.

Bitte bei Frost nicht in die Waschanlage

Hunde dürfen im Winter weder geschoren noch gebadet werden, da sie sich sonst verkühlen können, genau wie wir Menschen. Auch Spülungen der Ohren oder Ohrentropfen gibt man stets nach dem Spaziergang, nicht vorher.(Erkältungsgefahr!)

Weg mit dem Wunderbaum

Duftöle und Raumerfrischer in Haus und Auto sind ebenfalls ein Thema in der kalten Jahreszeit.

Im Sinne Ihres Tieres verzichten Sie bitte auf jegliche Art künstlicher Raumerfrischer, Raumsprays und Duftkerzen.

Sie verursachen nicht nur beim Menschen Allergien, Krebs und Asthma, sondern auch beim Hund. Aromatherapie für Tier ist schädlich und kann zu Vergiftungen führen! Hören Sie niemals auf gutgemeinte Tipps diverser selbsternannter Aromatherapie-Heiltanten, Flüsterer und Tierwunderheiler aus dem Netz!

Parken verboten

Zu guter Letzt ist noch zu beachten, Hunde niemals im Winter in Eis und Schnee vor Geschäften abliegen und warten zu lassen. Weder Sie noch Ihr Hund wird sich über die Folgen einer Blasenentzündung, über schmerzhaften Husten, eine langwierige Mandelentzündung und teure Tierarztrechnungen erfreuen.

Dass Ihr Hund lieber Zuhause entspannt auf Sie wartet, während Sie sich auf Weihnachtsmärkten einen Glühwein gönnen oder gestresst durch Einkaufszentren hetzen, ist hoffentlich selbstverständlich.

Dass Schneefressen zu vermeiden ebenso selbstverständlich tabu sein sollte wie Schneebälle zu werfen, bleibt im Sinne der Tiergesundheit zu hoffen: Kehlkopf- und Mandelentzündung, Erbrechen und schwere Durchfälle können dadurch verhindert werden. Und kommen Sie mir jetzt bitte nicht mit der alten Geschichte vom Wolf, der sein tiefgefrorenes Reservereh im verschneiten Wald frisst. Wir alle wissen doch, dass Hunde schon lange keine Wölfe mehr sind.

Raumklima optimieren

Zu trockene, heiße Wohnungsluft ist der beste Freund von Bakterien und Viren: sie trocknet die Schleimhäute aus und bereitet dadurch Erkältungen geradewegs eine freie Landebahn. (Übrigens kann sich Ihr Hund anstecken, wenn Sie an einem grippalen Infekt laborieren. Sie sollten daher auf Hundeküsse verzichten, bis Sie ganz gesund sind.)

Es braucht in der Tat nicht so viel, um gesund zu bleiben! Ein moderates Wohnklima, ein Luftbefeuchter, ein wenig Hausverstand und schon fühlen sich Hund und Mensch auch im eisigsten Winter wohl.

Einen feinen Spätherbst wünscht Ihnen und Ihrem Vierbeiner herzlichst Bela Wolf,

Tierarzt, Autor und Tiergesundheitsjournalist

www.tierarzt-wien.com

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