An die ständigen Diskussionen über eine Burka- oder Kopftuch, vermeintlich verordnet durch den Koran, haben wir uns ja schon gewöhnt. Es ist auch kein Ende in Sicht, schon gar nicht das oft geforderte Kopftuchverbot für öffentlich Bedienstete nach französischem Vorbild. Denn in diesem Fall müssten konsequenterweise – wenn Kopftuch und andere islamische Symbole in der Öffentlichkeit tabu sein sollen – auch die Kreuze aus den Klassenzimmern und Gerichten verschwinden. Doch das ist eine andere Diskussion.

Es ist auch nicht der Anblick von Burkinis – also der Ganzkörperverhüllung beim Baden – der mich stört. Ich versuche, das oft gebrachten Argument, dass Muslimas sich angeblich freiwillig durch eine Menge Stoff Männerblicken entziehen, zu verstehen. Im Alltag muss, sowohl bei kaltem Wetter als auch bei Hitze (siehe die traditionelle arabische Gellabea oder die Trachten von Wüstenvölkern), eine Burka die Trägerin nicht besonders stören. Vielleicht ist es sogar einfacher, als sich stundenlang zu stylen. (Wobei bekannt ist, dass Muslimas unter der Burka oder dem Schleier oft genauso geschminkt und sexy angezogen sind wie bei uns im Straßenbild üblich.)

Der Tragekomfort von klassischen Kopftüchern, so, wie sie die meisten unserer Urgroßmütter ganz selbstverständlich und aus ganz praktischen Gründen an hatten, ist unumstritten und gehörte noch bis in die 70er Jahre zum Alltagsbild auf österreichischen Straßen.

Urlaubskiller Burkini? Das Hidschab, das Gebots des Verhüllens des ganzen Körpers oder einzelner Partien wie Kopf und Gesicht, kann allerdings beim unbeschwerten Plantschen und Schwimmen im öffentlichen Raum nicht angenehm sein! Das sagt mir mein (männlicher) Hausverstand. Ich kann mich noch zu gut erinnern, in voller Montur Bekanntschaft mit der Alten Donau gemacht zu haben. Der klitschnasse Stoff macht einfach keinen Spaß. Niemand kann mir anderes weiß machen.

Der Burkini ist die Bademode der streng gläubigen Muslima, er ist meist zweiteilig, aus Elastan, und es gibt ihn als Sport-Variante für Läuferinnen & Co.. Das lehrt uns Wikipedia. In der Türkei ist die Bade-Verhüllung nicht unumstritten. Als ihn ein türkischer TV-Journalist als „dumm, lächerlich und geschmacklos“ bezeichnete, wurde ihm vor zehn Jahren das Etikett „schlechter Moslem“ verpasst. Heute würde der Parade-Gläubige Erdogan derartige Aussagen mit Gerichtsprozessen ahnden.

Doch zurück zum Burkini. Beim Kramen in meiner Sammlung unnützen Wissens fand ich eine modische Besonderheit in Asien, die die Ganzkörperverschleierung unter einem ganz anderen Blickwinkel zeigt. Damen aus den gehobenen Schichten Chinas und Koreas – vor allem junge Frauen und Studentinnen – bedienen sich gerne eines Burkinis. Oder sie ziehen am Strand zumindest eine Kopfverhüllung á la Bankräubermaske über, um das Braunwerden am Strand zu vermeiden! Es gilt nämlich als gar nicht schick und sogar als gewöhnlich, keine Marmorweißen Haut zu haben. Das senke auch die Chancen auf eine „gute Partie“ bei der Suche eines (wohlbetuchten) Partners, und beschwert übrigens Hautbleichsalons gute Geschäfte.

Brukini – ja oder nein? Spannend und eine Wohltat ihn zu tragen wird es wohl weder für Asiatinnen noch Muslimas sein, auch, wenn die Motivation eine ganz andere…

wikipedia.org/Giorgio Montersini & Steve Evans

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