Für den Sozialismus gibt es keine universal anerkannte Definition. Betrachtet man alle Bewegungen die sich selber als solche bezeichnen, haben sie oftmals recht wenig gemeinsam und fast jede sozialistische Bewegung ist flink im Aufzeichnen, dass alle anderen Bewegungen, die sich sozialistisch nennen „in Wirklichkeit“ keine sind, genauso wie Sekten darauf verweisen, dass nur sie Gottes Werk tun und alle anderen, auch wenn sie namentlich den gleichen Gott anbeten, ungläubige Ketzer, die den Teufel anbeten, sind.

Von außen sieht die Sache aber anders aus, denn auch wenn die Ähnlichkeiten zwischen allen Bewegungen die sich selbst als sozialistisch bezeichnen nicht gigantisch sind, so sind sie dennoch da.

Jede sozialistische Bewegung deklariert, dass irgendjemand weniger hat (die Unterdrückten) als irgendjemand anderes (die Unterdrücker) und diese Fehlverteilung mit irgendeinem Mechanismus zusammenhängt, den üblicherweise die Unterdrücker irgendwie kontrollieren.

Der Sozialist verspricht dann, wenn er an die Macht kommt, diese Fehlverteilung zu korrigieren, indem er umverteilt und dann sicherstellt, dass die Fehlverteilung nicht wieder passieren kann.

Das ist das Muster und dieses Muster kann man mit jedem Garn spinnen das einem in den Sinn kommt. Der Internationalsozialist, die größte und bedeutendste Bewegung, zieht ökonomische Modelle heran: der Arme ist vom Reichen unterdrückt und daher muss die Verteilung von Reich zu arm erfolgen.

Die Identitätspolitik nimmt unveränderliche Merkmale wie Rasse oder Geschlecht heran. Die südafrikanische ANC etwa argumentiert, dass auf Basis von Hautfarbe umverteilt werden muss, im Westen ist BLM der bekannteste Vertreter dieser Ansicht. Feministische Parteien wie etwa die deutsche „Die Frauen“ ziehen Geschlechter heran und wollen eine Umverteilung zwischen den Geschlechtern.

Es gilt hierbei zu beachten, dass Umverteilung keineswegs eine Umverteilung von Geld oder Waren darstellen muss. Die (scheinbare) Fehlverteilung kann eine Fehlverteilung von absolut allem sein: Geld, Macht, Ansehen, Respekt, Einfluss oder sexueller Erfolg. Ein Teilset der Incel Bewegung etwa deklariert, dass „Recht auf Sex“ quasi ein Menschenrecht sein sollte und Maßnahmen getroffen werden müssen, um Sex gerecht zu verteilen. Die pflegepolitische Sprecherin der Grünen in Deutschland etwa forderte etwa 2017 Sex auf Krankenschein, etwas das in den Niederlanden damals schon gelebte Praxis war.

Die Grundidee ist aber eben immer das gleiche, oben beschriebene, Muster: Zwangsumverteilung, weil Ungleichheit.

Der Internationalsozialismus ist mit Abstand die größte Bewegung im sozialistischen Ökosystem weil noch am ehesten Sinn macht.

Auch er besteht den Realitätscheck nicht wirklich, aber er ist immerhin besser als viele andere Varianten, die aus dem gleichen grundsätzlichen Denkmuster abgeleitet wurden. Und ja: dazu gehört eine Bewegung, die im letzten Jahrhundert in Mitteleuropa gewütet hat und ähnliche Rhetorik verwendet hat wie heute die ANC in Afrika.

Das Problem an allen diesen Bewegungen ist die sture Fixierung auf ein sehr scharfes Gut/Böse Weltbild, das anhand irgendeiner einfach messbaren Größe bestimmt werden kann: reich/arm, Mann/Frau, hell/dunkel, hässlich/hübsch, erfolgreich/erfolglos, Star Trek/Star Wars, russisch/nichtrussisch und so weiter und so fort. Alle diese Muster führen immer zum Dehumanisieren der Andren was dann zu fürchterlichen Verhaltensmustern führt, sobald diese Bewegung Macht hat.

Das Problem ist hierbei einfach das Ausblenden von Nuancen. Die Welt ist deutlich komplexer und das, was der Sozialist sagt hat immer irgendwie, irgendwann, irgendwo eine gewisse Berechtigung, aber ist nie so universal wie er denkt.

Und das ist am Ende des Tages das wahre Problem mit allen Formen des Sozialismus: ein viel zu bequeme, simplistische Weltsicht in der offensichtlich ist wer mehr hat als ihm zusteht und wer zu wenig.

Die Wahrheit ist aber, dass Fragen der Gerechtigkeit alles andere als einfach zu beantworten sind, es gleichzeitig aber sehr einfach ist zu völlig falschen Schlussfolgerungen zu kommen, etwas das wir im letzten Jahrhundert schmerzlich häufig erfahren haben.

Der Wunsch nach Gerechtigkeit ist in Menschen stark aber Sozialismus, in egal welcher Form, ist scheinbar nicht die korrekte Lösung für diese Frage und das lernen wir am schnellsten wenn wir uns die dümmsten Varianten vor Augen führen und uns klar werden dass scheinbar klügere Ideen aus dem gleichen Hexenkessel kommen.

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Petra vom Frankenwald

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Kai-Uwe Lensky

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