Gibt es Informationen vor denen man Menschen beschützen muss? Gibt es Dinge die gleichzeitig wahr sind aber die dazu führen dass Menschen mit diesen Informationen beginnen die Welt oder ihre eigenen Leben zu verschlechtern?

Ein Beispiel ist Rokos Basilisk aus dem Jahre 2010. Menschen berichteten dass nur das Wissen um dieses Gedankenexperiment ihr Leben schlechter machte. Wer Angst um sein Seelenheil hat möge an dieser Stelle aufhören zu lesen.

Der Leser ist gewarnt.

Die Idee von Rokos Basilisk ist, dass in der relativ nahen Zukunft eine hyperintelligente künstliche Intelligenz geschaffen wird und damit beauftragt wird unser Leben zu optimieren. Das Erste das diese AI aber als Maßnahme identifizieret dass jeder der nicht aktiv an der Schöpfung des Basilisk mitgewirkt hat oder noch schlimmer: gegen die Schöpfung des Basilisken kämpfte eliminiert werden müsse, da jene die seine Schöpfung befürworten würden sich seinem Diktat unterwerfen würde, jene die sich aber gegen seine Schöpfung gewehrt hätten, wären eine Gefahr für seine Optimierungsbemühungen.

Und hier kommt die Krux an der Sache: jemand der sich absolut nich damit niemals beschäftigt hat ist, (laut Roko und seinen Anhängern) relativ gut aus dem Schneider aber die Gruppe, zu der der geneigte Leser nun gehört, die das Problem kennt wird in der einen oder anderen Form dazu eine Meinung bilden oder kommunizieren und muss Farbe bekennen.

Entweder stellt man sich auf die Seite einer künstlichen Intelligenz mit Hang zum Völkermord oder aber man stellt sich gegen sie und läuft Gefahr eines ihrer Opfer zu werden.

Personen berichteten von Alpträumen und Angstzuständen aufgrund dieser Information. Der Gründer der Website, Eliezer Yudkowsky, bannte die Diskussion, sperrte und dann löschte den Beitrag.

Das Resultat war natürlich genau das Gegenteil von dem was Yudkowsky bezwecken wollte: Rokos Basilisk ist heute ein, zwar nicht weit verbreitetes aber dennoch bekanntes philosophisches Problem mit deutlich mehr Ebenen als wir hier beschreiben.

Der Leser mag jetzt an dieser Stelle darüber nachdenken ob er vor zwei Minuten, als er noch eine Spur ignoranter war, besser dran war aller er es jetzt ist?

Gibt es also Dinge die man besser nicht wissen sollte?

Ein anderes Beispiel ist der Film „Srpski film“ den ein Kritiker mit den Worten beschrieb: „Es ist einer der besten Filme, ich will ihn niemals wieder sehen“. Ich selber habe mich niemals über den Film getraut, schlicht weil Personen um mich wegen dieses Films regelrecht traumatisiert waren und ich meine das absolut ernst!

Ich glaube also dass ich besser dran bin wenn ich diese Information nicht habe. Man muss nicht alles erlebt haben und ich werde mir den Film niemals ansehen. Ich denke also dass diese Information nicht gut für mich wäre.

Es ist also in der Tat möglich dass der eine oder andere tatsächlich nach dem Lesen von Rokos Basilisk nun ähnlich traumatisiert ist wie zwei meiner Freunde nach „Srpski film“.

Hätte man mich also davon abhalten müssen diese Information zu teilen?

Menschen die Zensur als rechtfertigbar ansehen würden hier „Ja“ antworten. Der Ansicht dieser Autoritären zufolge muss jede Information gefiltert werden und potentiell gefährliche Informationen müssen zurückgehalten werden.

Was und für wen die Information gefährlich ist, sei Sache der Experten.

Ich persönlich denke dass Rokos Basilisk keinem Angst machen sollte, denn die Information ändert nicht wirklich unsere Einstellung gegenüber der Thematik. Niemand der künstlichen Intelligenzen misstraut wird aufgrund dieses Gedankenspiels zu einem lautstarken Befürworter werden, weil er Angst hat. Er lehnt ja die künstlichen Intelligenzen ab genau weil er Angst hat und diese Einstellung manifestiert sich sowieso. Das Gedankenexperiment ist also relativ harmlos und ich habe daher keine Angst es zu teilen weil ich nicht denke dass es echten Schaden anrichten kann.

Dennoch haben nachweislich manche Personen nach der Lektüre ein mulmiges Gefühl und andere sahen sich Srpski an ohne mit der Wimper zu zucken.

Menschen reagieren unterschiedlich.

Menschen sind unterschiedlich.

Und das ist auch gut so.

Die zentrale Wahrheit ist aber eben dass die Ignoranz einen nur vor dem mulmigen Gefühl schützt aber nicht vor den Konsequenzen. Als Anfang des Jahres in Wuhan erste Reaktionen auf COVID19 erfolgten versuchte ich das Thema einer Pandemie zu thematisieren und erhielt oftmals die gleiche Antwort „Hör auf davon zu reden, darüber will ich nicht nachdenken“.

Die Ignoranz brachte aber gar nichts, außer das diese Leute, mit all den anderen Planlosen im Supermarkt Klopapier kauften weil sie keinen Dunst hatten wie sie vernünftig hätten reagieren sollen.

Ich denke es gibt keine schädlichen Informationen in dem Sinne als dass man uns davor schützen müsste. Bevor man sich mit gewissen Informationen beschäftigt sollte man sich eventuell darüber informieren mit was man es hier zu tun hat und kann dann entschieden ob man sich dieser Information wirklich aussetzen will und zu entscheiden dass man das nicht möchte ist legitim, allerdings kann man dann dazu dann aber auch keine qualifizierte Meinung haben.

Ich kann nicht sagen ob der oben zitierte Film gut ist oder schlecht, ich kann nur sagen dass ich es nicht herausfinden möchte.

Die Entscheidung muss aber schlussendlich beim Einzelnen liegen, ob man sich mit etwas beschäftigt oder eben nicht.

Als ich den Koran das erste Mal aufschlug wusste ich dass es eine gewisse Wahrschiendlichkeit gibt dass mich das Buch überzeugen würde Teil dieser Bewegung zu werden oder diese Bewegung, der ich zu diesem Zeitpunkt neutral gegenüberstand, nach der Lektüre ablehnen würde. Meine Erwartungshaltung war dass ich weiterhin neutral sein würde, aber eben besser wissen würde was Sache ist. Tatsächlich brachte mich die Lektüre aber dazu die Bewegung leidenschaftlich zu kritisieren. Das war nicht so geplant, sondern war ein Resultat von Informationen und damit Resultat eines Risikos das ich eingegangen bin und das mein Leben verändert hat.

Immer wenn man etwas Neues macht, geht man dieses Risiko ein.

Thomas Gray schrieb 1768 dass Ignoranz ein Segen sei und bis zu einem gewissen Grad hat er damit Recht. Menschen die sich für nichts interessieren, außer welche elf Männer eine Lederkugel in ein Tor zu treten, machen sich weniger Sorgen. Sie sind in dieser Beziehung gesegnet. Sie sind aber auch gleichzeitig sehr hilflos wenn etwas schief läuft.

Die Frage die aber im Raum steht ist ob man jene die einen nahezu unersättlichen Hunger nach Informationen haben, jene die fast alles wissen wollen, davon abhalten sollte zu wissen was sie wissen wollen?

Braucht es eine Wächtergilde die uns vor gewissen Informationen schützt?

Wenn Ja: soll diese Gilde selber ignorant sein oder im verbotenen Wissen geschult sein um zu erkennen wenn wieder etwas geschrieben wird das verboten und versteckt werden muss?

Ist es damit überhaupt möglich Informationen zu unterdrücken oder ist das einzige dass man erreicht dass eine kleine priviligierte Minderheit mehr Informationen hat als alle anderen und würde das nicht dazu führen dass sehr rasch nicht mehr das verboten wird das für das Volk gefährlich ist sondern viel mehr das Wissen das das Volk erheben würde?

Und ist diese Frage daher nicht eine der Wichtigsten überhaupt?

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