Haben wir das gleiche Ziel?

Wenn zwei Personen (zb Du und ich) das gleiche grundsätzliche Ziel verfolgen, etwa saubere Luft, gerechte Verteilung von Wohlstand oder die Reduktion von Krieg auf unserem Planeten, dann können wir debattieren.

Wir müssen nicht die gleichen Ansichten vertreten oder können sehr unterschiedliche Ideen haben wie man zu den Zielen kommt, aber wir können darüber reden.

Teilen wir nicht die gleichen Zielvorstellungen sieht die Situation anders aus.

Dann herrscht Krieg.

Das mag martialisch klingen aber es beschreibt die Situation.

Es kann keinen Kompromiss geben weil es kein gemeinsames Ziel gibt. Daher bleibt eben nur Kampf mit dem Ziel von Unterdrückung oder Vernichtung.

Zivilisationen werden auf genau diesem zuerst beleuchteten Prinzip gegründet. Fraktionen die das gleiche Ziel verfolgen versuchen ihre Ideen zu realisieren. Der ewige Wettstreit um die Frage wer das gemeinsame Ziel schneller erreichen kann ist der Antrieb der Zivilisation. Je mehr Wettbewerb, desto rascher erreicht die Zivilisation ihr Ziel zivilerer, klüger und oder reicher zu werden.

Was aber wenn zivilisationskritische oder gar zivilisationsfeindliche Elemente die Bühne betreten?

Hier ist das gemeinsame Ziel, also eine Zivilisation zu errichten, nicht mehr gegeben. Diese Elemente sehen die Zivilisation selbst als den Grund aller Probleme. (Etwa "Armut". Menschen ohne Zivilisation sehen üblicherweise fehlende Zivilisation als den Grund von Armut, praktisch ohne jeden Widerspruch)

Die Lösung ist daher eine Reduktion von Zivilisation. Es ist hierbei unerheblich in welcher Form sich die Zivilisationsfeindlichkeit tarnt. Beliebt sind zum einen religiöse Gruppen die „zurück zu einer korrumpierten Einfachheit“ wollen, Strömungen die in der Arbeitsteilung das Problem sehen (etwa der Marxismus) oder Anarchisten die eine naive Vorstellung von der Güte der Menschen haben.

Da der Feind deines Feindes Dir nicht sofort sein Messer in den Rücken steckt, organisieren sich die zivilisierten Gruppen in Opposition zu den Antizivilisationsgruppen. Diese Allianzen sehen dann mitunter überaus skurril aus. Auf beiden Seiten, wohlgemerkt. Am Anfang lähmen sich die Seiten selbst, da der Konservative nun wirklich nicht mit dem echten Sozialdemokraten arbeiten möchte, bis beide realisieren dass die Gegenseite bereits in Führung liegt und nach und nach Teile der Zivilisation niederbrennt. Teile die beide schätzen.

Unsere Zeit ist geprägt von einem Erstarken der Antizivilisationsgruppen und einem erkennen der Zivilisierten dass die Gegenseite nicht aufhören wird zu kämpfen, ehe nicht das letzte elektrische Licht ausgegangen ist. Das alles unter Slogans die „Menschlichkeit“ beschwören. „Menschlichkeit“ steht hierbei im krassen Gegensatz zu den „Systemen“ die die Menschen ja nur klein halten. "Wir müssten zurück zu einfacheren Systemen." (Oder gar keinen)

Warum jetzt?

Weil wir alle anderen Probleme gelöst haben. Wir haben die bestmöglichen Gesellschaften geschaffen. Aber das reicht vielen nicht. „Da muss noch mehr gehen“.

Das Ziel ist jetzt nicht mehr das bestmögliche, sondern das Paradies. Weniger als das, reicht nicht mehr.

Die Idee der Zivilisationsfeinde ist das aus der Asche der Welt eine bessere entsteht. Das steht natürlich im Widerspruch mit jedem Geschichtsbuch.

Wir befinden uns mitten in einem Krieg zwischen jenen die die Welt brennen sehen wollen und den Pragmatikern.

Wenn wir das gleiche Ziel verfolgen, die Welt zu verbessern, dann können wir darüber reden und eine Lösung für unsere Probleme finden.

Aber was tun wir wenn Du die Zivilisation als die Wurzel allen Übels siehst?

0
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
0 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

2 Kommentare

Mehr von Angus