Was ist Kakistokratie und warum ist sie überall zu finden?

Die Kakistokratie übersetzt sich aus dem Griechischen als die „Herrschaft der Schlechtesten“ und als solches klingt es wie ein theoretisches Konzept, denn wer will sich von den Schlechtesten beherrschen lassen?

Die Realität ist hier aber mal wieder wilder als die Philosophie.

Das Problem ist, wie so oft, die Emergenz also (in diesem Fall) der Umstand, dass sich Dinge anders entwickeln als man es geplant hat.

Die Hochburg der Kakistokratie ist die Bürokratie und die Politik. Der Grund dafür ist relativ simpel: In einem Umfeld in dem es nicht wirklich überlebenswichtig ist kompetent zu sein hat jemand der schon oben ist ein aktives Interesse niemanden unter sich groß werden zu lassen der kompetenter ist als er selber. Viel sinnvoller ist es sich Leute zu holen die loyal sind und Loyalität ist oftmals gegenläufig mit Kompetenz. Kompetente Menschen gehen dort hin wo sie am meisten aus ihrer Kompetenz herausholen können, sprich sie folgen dem Geld/Macht/Ansehen. Sprich der Job des Chefs sieht für Kompetente recht attraktiv aus. Das ist aber schlecht für den Chef.

Eine Person die aber den Job hat, weil man zum Beispiel eine persönliche Verbindung zum Chef hatte, wird dem besagten Chef, der sie „reingebracht hat“ tendenziell loyaler gegenüber sein und entsprechend eine geringere Gefahr darstellen. Diese Personen sägen nicht am Sessel des Chefs sondern verteidigen ihn üblicherweise aktiv gegen jene die das tun wollen, denn der neue Chef hat ja keinen Grund sie zu behalten. Loyalität ist für den Inkompetenten also ein Selbstinteresse.

Das Resultat sind Legionen von nur bedingt kompetenten Jasagern die aber ihren Chefs gegenüber loyal sind.

Ist das aber in der Wirtschaft nicht genauso? Grundsätzlich ja, aber abgeschwächt.

Der Grund dafür liegt in dem Umstand, dass man sich inkompetente Leute erst einmal in seiner Struktur leisten können muss. Die Bürokratie hat hier kein echtes Problem, weil es völlig egal ist wie ineffizient sie ist, weil es keinen Wettbewerb gibt. Ein Amt mit 30 Mitarbeitern hat 30 Mitarbeiter auch wenn nur genügend Arbeit für 4 da ist.

Eine Firma die nur 4 Mitarbeiter bräuchte aber 30 hat wird vom Mitbewerb der weniger Leute beschäftigt im Preis unterboten und verschwindet.

Konkurrenz arbeitet also immer sehr aktiv gegen die Kakistokratie.

Fehlender Wettbewerb begünstigt sie entsprechend.

In der Politik ist das Problem vergleichbar, insbesondere wenn man sich von der Demokratie entfernt hat. Der große Führer duldet keine kleinen Führer unter sich, sondern selektiert noch schärfer als der Bürokrat faktisch nur nach Loyalität.

Autoritäre Systeme, egal ob kommunistisch, faschistisch, theokratisch oder sonst wie leidet an genau diesem Problem: die Führer sind meistens nur gut in Charisma und oder Kriegsführung, haben aber niemanden unter sich der dort wo sie schwächeln eben diese Schwächen ausgleichen könnte.

In besonders drastischen Fällen wie etwa der sowjetischen Kombeds ( комбеды ) wurden aktiv die Säufer und Taugenichtse in Führungspositionen geschoben um die Kompetenz in den Dörfern zu eliminieren und damit den Widerstand gegen die Kommunisten. Das Resultat war eine Katastrophe für die Dörfer aber ein gewaltiger Sieg für die Partei. Das Land war von kritischen Stimmen befreit, blöderweise nur eben auch von den Leuten die das Land ernährten. Was der Partei aber egal war, solange die Soldaten Nahrung hatten, hatten sie Nahrung. Und das ist was für sie wirklich wichtig ist.

In der Demokratie ist das tendenziell besser, vor allem dort wo der Wähler Kompetenz schätzt und nicht nur auf Basis von Sympathie wählt. Wir sprechen hier also vorwiegend von jungen Demokratien.

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass niemand die Dümmsten herrschen sehen will aber diese sich unter gewissen Bedingungen über die Kompetenten erheben können.

Entweder weil sie erhoben werden um für die Führung die Konkurrenz der besagten Führung zu eliminieren um dann, wie die Bednyaks in Sowjetrussland oder die SA in Nazideutschland. Ironischerweise wurden diese nützlichen Idioten dann selber neutralisiert nachdem die ihre Aufgabe für die Führung erfüllt hatten.

Oder aber die Dummen kommen nach oben weil der fehlende Mitbewerb Loyalität wertvoller macht als Kompetenz.

Die Herrschaft der Schlechtesten ist also kein theoretisches oder philosophisches Konzept, sondern bittere Realität.

Das Heilmittel gegen die Herrschaft der Schlechtesten ist ein System in dem die die mehr Nützliches tun mehr macht haben als die die weniger nützliches tun. Die Lösung ist also nicht weniger Wettbewerb, die Lösung ist mehr davon.

Die Alternative ist die Herrschaft der Schlechtesten die am Ende des Tages ja wirklich keiner haben möchte.

Oder?

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