Nomaden neigen dazu die Natur zu vergöttlichen. Heute tun wir das nicht mehr. Aber warum? Wie werden heilige Dinge weltlich?

Ich denke <die Kuh> ist hier ein gutes Beispiel. Dieses mächtige Tier als ein Symbol der Kraft zu sehen wir in Gottheiten wie Hesat (Ägypten), Io (Griechenland) oder Kamdhenu (Indien). Das Problem ist, dass man einen Gott nicht vor den Pflug spannt und ihm seinen Willen aufzwingt. In dem Moment in dem man die Kuh domestiziert und sie den Pflug ziehen lässt wird sie von einem imposanten gottgleichen Wesen zu einem blöden Vieh das sich von einem mickrigen Menschen unterjochen lässt.

Deswegen verehren wir Kühe nicht mehr. Der Schlüssel zu dieser gesellschaftlichen Entwicklung ist aber nicht geänderte Philosophie sondern neue Technologie.

Mit unserer Technologie ändert sich also unsere Sichtweise. Die einstmals imposante Kuh war so imposant, weil sie unkontrollierbar war und verliert ihre Göttlichkeit sobald wir sie kontrollieren können.

Technologie ändert damit was wir als heilig ansehen und damit ändern sich zwangsläufig Verhaltensmuster. Der Pflug zerstörte das Stammeswesen, Schießpulver und Buchdruck beendeten die Feudalherrschaft und das Fernrohr war ein dramatisches Problem für die Engel auf ihren Wolken.

Jede nachfolgende Kultur schlachtet also die heiligen Kühe der vorherigen Kultur. Das Heilige der Alten ist der Witz der Jungen.

Jedes neue technologische Ding das zudem nützlich ist schafft dann aber Probleme die das alte System nicht in Betracht gezogen hat (und deswegen keine Lösungen vorschlägt) und das führt nicht selten dazu, dass die alte Ordnung verschwindet und durch ein System ersetzt wird das diese Probleme lösen kann.

Der Grund dafür ist nicht, dass die alte Ordnung sich nicht anpassen konnte sondern dass die alte Ordnung eine unmittelbare Folge der Technologie war. Überall auf der Welt passierte im Wesentlichen das Gleiche (die Stammesstrukturen verschwanden) sobald der Pflug erfunden war. Das ist kein Zufall.

Die Gesellschaft in der wir leben ist ebenso kein Zufall, sondern eine direkte Folge unserer technologischen Möglichkeiten und mit jeder technologischen Revolution kommt eine soziale Revolution die wieder genau so ist wie sie sein muss um die neuen Möglichkeiten auszuschöpfen und gleichzeitig die neuen Herausforderungen zu bewältigen.

Das alles impliziert, dass wir uns eben nicht wirklich aussuchen können wie wir leben wollen. Die Technologie die wir nutzen zwingt uns, scheinbar, in eine zu ihr passenden Lebensweise und wir, die wir im aktuellen Denken feststecken, können nicht wirklich abschätzen welche Technologie zu welcher Gesellschaft führen wird, vielmehr findet (meistens rein zufällig) eine kleine Gruppe eine Lösung und erwirbt damit einen Startvorteil der sie zur Elite macht. Alle anderen imitieren dann die Elite und verändern damit die ganze Gesellschaft.

Daraus kann man verschiedene Dinge lernen.

Die wichtigste Lektion ist, dass unsere Vorfahren nicht lebten wie wir, weil sie dumm waren sondern weil ihre Technologie es nicht zugelassen hat. Im antiken Rom hätte eine 38 Stunden Woche nicht funktioniert. Unsere Freizeit haben nicht Gewerkschaften erstritten, sondern Dinge wie der Traktor und das Förderband ermöglicht.

Mit der AI steht ein neue Revolution vor der Türe und ein Teil der Dinge die wir als heilig ansehen wird sterben, irgendwer wird eine Lösung finden um in dieser neuen Welt Erfolg zu haben und alle anderen werden es nachmachen und das nächste System wir völlig anders sein als unseres und ich denke die Alten werden dem alten System nachweinen, während die Jungen sich fragen werden warum wir zu dumm waren nicht schon früher zu tun was sie dann tun werden.

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Matt Elger

Matt Elger bewertete diesen Eintrag 29.11.2023 19:37:37

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