In der Volksrepublik China stehen wie in allen Diktaturen Künstler unter intensiver Überwachung. Das gilt insbesondere für Schriftsteller. Deshalb schreibt Jingfang Hao Science-Fiction, da sie eher durch die Zensur kommen. Für ihr Büchlein „Peking falten“ erhält die Schriftstellerin den renommierten Hugo Award in der Kategorie "Best Novelette".

Jingfang Hao: Peking falten (15. Mai 2017)

Elsinor Verlag

ISBN-13: 978-3942788380

auch als E-Book vorhanden

Viele Rezensenten und der herausgebende Verlag betrachten das Buch als Dystopie, weil in Peking eine schlimme Zukunft dargestellt wird. Betrachte man die Faltungen Pekings als Allegorie für die Separation von Menschen entsprechend ihrer Bildung und Nutzen für den Staat (oder die Partei), so erkennt man bald, dass das Buch keine Utopie mit negativem Ausgang abhandelt, sondern die wahren Zustände in Peking oder in China beschreibt, die auch in ähnlich gestrickten Diktaturen wie Nordkorea, Venezuela oder den Iran bereits vorkommen. Eine Dystopie wäre die Übertragung auf noch demokratische Gesellschaften wie die Staaten der EU:

Bereits heute könnte man die meisten manuellen Arbeitsplätze durch Roboter ersetzen. Doch was soll mit den vielen Arbeitslosen geschehen. Sie wären eine Gefahr für den Erhalt der Gesellschaft. Deshalb dürfen die Menschen, die niedrige Arbeiten verrichten, weiterhin für einen Hungerlohn arbeiten. Der gemeinsame € sorgt dafür, dass Sparen sinnlos wird. Roboter werden möglichst sparsam eingesetzt, um keine Unruhen zu provozieren. Immerhin sind die Menschen, die niedrige Arbeiten, in der 3-Klassen-Gesellschaft Pekings verrichten, die Mehrheit der Bevölkerung.

Bedingt durch die hohen Strafen, wenn bestimmte Klimawerte nicht eingehalten werden, werden die industriell fortschrittlichen EU-Staaten Arbeitsvorgänge zunehmend dank künstlicher Intelligenz automatisieren. Die Folge wird die Segregation nützlicher Menschen von den Unnützen sein. Die Zahl der nützlichen Menschen wird absolut und relativ abnehmen. Selbst politische Entscheidungen und der wissenschaftliche und gesellschaftliche Fortschritt werden der künstlichen Intelligenz unterworfen.

Die Konsequenzen sind unumkehrbar. Das wird der Grund sein, warum dieses Büchlein die Zensur übersteht.

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