Der neue Lieblings-Jürgen der deutschen Muslime

Jürgen Todenhöfer versorgt deutsche Muslime mit Erzählungen, die sie in ihrer Rolle als Opfer des Westens bestätigen, auch wenn ihre eigene Migration in den Westen oft nicht das Geringste mit den von Todenhöfer propagierten historischen Sünden des Westens zu tun hatte.

Todenhöfers türkische Fans (die mit Abstand größte Fraktion seiner islamischen Anhänger) stammen selbst von einer imperialen Kolonialmacht ab, die im Ersten Weltkrieg sogar mit Deutschland verbündet war.

Ihre Migration nach Deutschland erfolgte aus rein wirtschaftlichen Gründen und steht in keinerlei Zusammenhang mit irgendwelchen Kriegen des Westens gegen die islamische Welt.

Für seine türkischen Fans setzt Todenhöfer den Völkermord an den Armeniern mit den türkischen Kriegsopfern im ersten Weltkrieg gleich:

Liebe Freunde, bei der Deportation der Armenier durch das von allen Seiten überfallene Osmanische Reich kamen 600.000-1.5 Mio. Armenier um – ein schweres Verbrechen. Doch die Tötung von über 2 Mio. Türken durch die Angreifer war genauso kriminell.

(Jürge Todenhöfer)

Solange er den großen und den kleinen Satan anprangert, ist Todenhöfer der Held.

Mit dem Zuspruch der deutsch-islamischen Umma ist es jedoch rasch vorbei, sobald er islamische Konflikte nicht ausschließlich mit der Schuld des Westens zu erklären versucht.

Durch seine Parteinahme für die Sunniten im Irak zog er sich umgehend den Zorn des schiitischen Internet-Portals "Muslim-Markt" (welches von den Brüder von Integrationsministerin Özoguz betrieben wird) zu, obwohl er sich zuvor im Atomstreit mit Israel immer stramm auf die Seite der Mullahs gestellt hatte.

Auch gemäßigte und säkulare Muslime sind erschreckend oft anfällig für die abstrusesten anti-westlichen Verschwörungstheorien.

Die einzige Alternative zum Islam waren in der islamischen Welt lange Zeit säkulare Diktatoren wie Assad, Gaddafi oder Saddam, die ihrem Volk solche Ansichten jahrzehntelang eingetrichtert hatten.

Anti-westliche Verschwörungstheorien waren ein wesentliches Element, um die Bevölkerung von Demokratie, Freiheit und Vernunft fernzuhalten.

Die heutigen Islamisten sind zwar Gegner der alten säkularen Diktaturen, bei den Verschwörungstheorien setzt man jedoch auf Kontinuität.

Vor seiner Konversion zu Pegida und AfD war ein anderer Jürgen der Liebling der deutschen Muslime.

Deutschlands prominentester Verschwörungstheoretiker Jürgen Elässer schrieb für die „Islamische Zeitung“ und erhielt sogar eine Audienz bei Ahmadinejad.

Während Jürgen Elsässer Linke und Muslime gegen ein rechtes Publikum eingetauscht hat, vertrat Todenhöfer früher Ansichten, die heute der AfD zu rechts wären:

„Wenn Pinochets Polizist Pepe den Berufs-Revoluzzer Rinaldo schräg anschaut, leidet 15.000 Kilometer entfernt automatisch unser Bundespoet Günter Grass“ (147)

„In erster Linie strömen in unser Land Schein- und Wirtschafts-Asylanten, ‚ was für ein Land nicht akzeptabel ist, das bis unter den Dachfirst überfüllt ist“ (155)

Der BRD-Stahlhelm Todenhöfer ist heute beim DDR-Freitag von Jakob Augstein gelandet.

Deutsche Proleten lesen lieber die "Bild" als den "Spiegel" oder gar den "Freitag". Linke Vordenker wie Augstein sind daher vom deutschen Proletariat enttäuscht und stets auf der Suche nach einem neuen Proletariat, das sich vielleicht zur Weltrevolution anstiften ließe.

Ausgerechnet der CDU-Mann Toenhöfer hat, was Linke wie Augstein heiß begehren: ein eigenes deutsches, aber gleichzeitig doch wunderbar exotisches Proletariat.

Bei Linken wie Jakob Augstein ist es nachvollziehbar, warum sie auf die islamische Massenzuwanderung setzen. Nachdem das eigene Proletariat sie enttäuscht hat, sind westliche Linke stets auf der Suche nach einem neuen Proletariat, das man zur Weltrevolution anstiften kann.

Bei Jürgen Todenhöfer geht es jedoch nicht um Karl Marx, sondern um Karl May.

Hitlers Lieblingsautor (ich persönlich schätze Karl May trotzdem sehr) wurde belächelt, weil er die Schauplätze seiner Heldengeschichten nie persönlich bereist hatte.

Der neue Kara Ben Nemsi hat zwar seine „edlen Wilden“ immer wieder persönlich besucht, und er ließ sich sogar eine ganze Woche vom IS herumführen, sein Buch darüber ist jedoch trotzdem karlmaiesk.

Todenhöfer ist letztlich ein deutscher Romantiker, der seine Karl May-Phatasien in die Realität umsetzen will.

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Julian Tumasewitsch Baranyan

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