FinisNoXx

Heute habe ich etwas getan, was ich eigentlich nie wieder tun wollte. (Nein. Ich meine NICHT, dass ich lauter syntaktisch fragwürdige Sätze schreibe.) Ich tat es beinahe automatisch, ach was – wieso soll ausgerechnet ich den Kwark nicht auch mal von mir geben dürfen: Ich konnte nicht anders! Mir war einfach danach. Ha!*

Hm. Einmal in Gang gesetzt, purzeln diese Schwafel-Phrasen tatsächlich aus einem raus wie von selbst. Gruselig. Dabei hatte ich in letzter Zeit andauernd das Pech sowas anstelle von (nein: ALS) Argumente lesen zu müssen. Na prima. Jetzt hat niemand eine Ahnung um was es eigentlich geht. Könnte mir wie immer egal sein. Andererseits. Was soll’s. Fange ich einfach noch mal an und hab‘ ein Vorwort.

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Ich war mal links!

Das ist ein Anfang. Oder? Ja. Da sind Sie baff. Und es ist wahr. Ja, ja. Stimmt wirklich. Ich war links! Vor langer, langer Zeit war ich so ein richtig linker Extremist. Exakt bis zum 13. Dezember 2012. Ok. Ich war links und eher cholerisch als extremistisch. Dafür kann ich nichts, das ist eine Familien-Eigenschaft. Über die ich mich jedoch nicht beschweren will. Ich habe auch noch ein paar andere Fertigkeiten mitbekommen. Vor allem aber eine sehr links-liberale Erziehung. Hm. Denkweise? Ja. Passt.

Ich war also links. Und liberal. Sehr links. Bisschen weniger liberal. Dafür wiederum überaus albern. Mithin war ich ja eigentlich links-albern-liberal. Und denken Sie mal an! Das war eine allseits anerkannte Lebensweise. Echt jetzt. Damals, vor ewig langer Zeit, konnte ich links, albern und liberal sein! Ohne das mir Horden von Aufzieh-Chuckys mit Drei-Satz-Chip - unentwegt dasselbe brabbelnd - hinterher dackelten.

Denn was ich nicht mal im Entferntesten war und was ich auch niemals sein werde, ist dieses angebliche Links oder Rechts - na, das Was-auch-immer heutzutage. Links? Rechts? Blödsinn. Ein Haufen Sonderlinge, die endlich ihre schon immer vorhandenen Vorlieben (nunmehr unter dem Deck-Mäntelchen einer vorgeblichen Gesinnung) ausleben können. Weil sie es endlich mal dürfen.

Da habe ich mich aber mächtig zurück gehalten, mit ‚Sonderling‘.

Da wären die einen, die ständig ‚Nazi!‘ oder ‚Hetzer!‘ oder ‚Zeigt sie alle an!‘ schreien. Unangenehme Figuren: Kleinkariert, muffig; heimtückische kleine Denunzianten, immer lauernd, immer feige; spießbürgerlich wie Gartenzwerge und in der Regel auch so flexibel in ihrer Denkweise. Oder die von der anderen Seite. Der angeblich anderen Seite. Die kein bisschen anders sind, was ihre Eigenschaften angeht. Bis auf ihre Parolen. Hier sind es: ‚Verräter‘ oder ‚Terroristen-Freunde‘ oder… Völlig egal. Mist halt. Und wie ihre angeblichen Gegner sind auch diese am liebsten als keifender Mob unterwegs.

Zusammen haben die paar Gestalten (gemessen an der Gesamt-Bevölkerung) jedenfalls in nicht ganz anderthalb Jahren unsere politische Landschaft und Gesellschaft so geschrottet, dass es kaum noch möglich scheint wieder zur Normalität zurück zu kehren.

Es ist wie in den End-Zwanzigern. Falls das überhaupt wem was sagt. Lese ich die banalen gegenseitigen Angriffs-Plattitüden, würde ich sagen: Eher nicht.

Ganz schlimm, für mich oft fast Atem raubend finde ich die Beiträge der ‚AutorInnen‘ und/oder ‚JournalistInnen‘**, die – ob alt oder jung, männlich oder weiblich – sich rettungslos im angeblich politisch korrekten will-Gutsein verfangen haben. Wo offenbar jede/r sein möchte. Paddeln rum im plattesten aller platten Mainstreams, der jemals existierte. Nur nicht auffallen. Nur kein Nazi sein. Immer schön ducken. Und was haben sie nun davon? In ihrer selbst geschaffenen Herr-der-Fliegen-Hölle, die unaufhaltsam abwärts stürzt? So weit nach unten, dass die einzige Abwechslung das gegenseitige Belauern zu sein scheint. Nach dem womöglich letzten vorhandenen heilen Stück Bein am vermeintlichen Gegner, in das schnell noch mal reingebissen werden kann?

Immerhin. Eins haben sie gemeinsam.

Das Thema.

Dem beide Seiten völlig mitleidlos gegenüberstehen. Ob fremde oder hiesige Arme, die Pampel und Musen der GROSSEN SCHLACHT um die plapprige Oberhoheit der schönen Gesinnung haben schon lange aufgehört Menschen in ihren Streit-Objekten zu sehen. Es ist IHR THEMA. Streit-Masse. Dazu sind die umkämpften Armen geworden. Dazu wurden sie gemacht. Von den einen wie von den anderen.

Thema!

Masse zum Klumpen basteln, die sich die verschiedenen Fraktionen dann vor Wut geifernd gegenseitig an den rhetorischen Kopf schmeißen können. Da tadelt die Eine die ‚Aufgeregtheit‘ mancher Schreiber hier und haspelt atemlos, wahllos, kritiklos die Plattitüden der gewählten Fraktion runter; andere blenden die Realität so völlig aus, dass es vertretbar erscheint, Menschen im Namen des hehren Prinzips auch mal kurz zu opfern. Gern in größeren Mengen. Hauptsache, der eigene Bock-Kopf wird durchgesetzt. Begleitet von (ich höre im Geist dann immer eine nasal-blasierte Stimme) hochtrabender Phrasen-Drescherei. Und dem nicht eben dezenten Hinweis: Ich bin Journalist! In! Oder Autor. In! Etc. Blabla. Und deshalb habe ICH per se und Ordre DEN Überblick.

Absolument !

Letztens habe ich sogar einen Beitrag mit kindlich-albernem Irgendwie-DWEM-Titel gesehen. Wobei ich mir nicht mal im Klaren bin, ob der Autor das auch wusste. Eigentlich glaube ich es nicht. Da war wohl der Haupt-Gedanke infantile Provokations-Gier. Gibt Klicks. (Deshalb vermutlich auch die unvermeidlichen Nachfolge-Blogs.) Oder auch nicht. Denn in diesem Fall hatte es mal nicht so geklappt. Na, macht nichts. Dann eben zurück zum bewährten Sex-im-Titel, wie ich sehe. Ich dagegen dachte, als ich den Titel sah, für einen Moment zurück.

DWEM-Diskussionen! Feine Sache. Lange her. Immerhin hatten wir keine Prinzipien sondern Meinungen, die immer verhandelbar sein mussten. Prinzipien, darüber herrschte Einigkeit, haben nur dumme Menschen, die die Vergangenheit nicht kennen, die Gegenwart nicht sehen und über die Zukunft bestenfalls startrekkend fabulieren.

Schätze, das habe ich vermisst. Außerdem habe ich mich erdrückt gefühlt. Weswegen mein Gehirn beim Lesen der Schlachten-Blogs mehr und mehr zu einer fatalen Urlaubs-Stimmung neigte. Hab‘ so eine Ahnung, dass die Koffer schon gepackt waren. Fühlte sich zumindest oft so an. Missmutig dachte ich oft an Trottas bleierne Zeit und fragte mich, wie sie die Zeit heute wohl nennt? Oder ob sie auch dem nicht ganz so hellen Wahn verfallen ist?

Mir fiel nichts mehr ein.

Und dann kam das Wunder! Feine Sache! Wirklich! Mit einem Schlag war all das, was mich fast ganz gelähmt und das mir nach und nach jeden Spaß vermiest hatte, jählings perdu. Sozusagen mit einem salbaldernden Knall.

Kulminiert in Frau Käßmann. Formerly Known As Bischöfin Käßmann. Die trinkfeste Dame mit den besonders guten Beziehungen in die gewesene Politik und dem erstaunlich glatten 60-jährigen Masken-Gesicht.

Frau Käßmann.

Die dem Gut- oder Böse-Geschwätz ein für alle Mal die Krone aufsetzte. Als sie mit dem Gehabe einer Vollschuss-Irren im Speed-Modus uns allen streng anempfahl, mit Bomben behangenen Terroristen genauso wie den ganzen IS-Horden, wutentbrannten Hooligans und richtigen Faschisten-Banden MIT LIEBE entgegenzutreten. Und anschließend mit so selbstgefälligem Gehabe Hitler in das verworrene Geschwätz einfügte, dass sich jedem der Eindruck aufdrängen musste, wäre sie damals nur schon da gewesen und gefragt worden, hätte ihr Hab-dich-lieb-Gesülze auch bei DEM geklappt.

Ich war platt aber ich wusste sofort: Mehr wird nie mehr gehen! Damit war das Ende der verblödeten Fahnenstange erreicht. Und dann begann ich zu lachen. Wahnsinn! Ich lachte. Über Gehörtes oder Gelesenes der Humptys und Dumptys. (Ja, ja. Das ist eigentlich einer. Darauf will ich ja hinaus. Erstaunlich, dass Sie ausgerechnet das wissen.) Es war jedenfalls ein richtiges, richtiges AHA-Erlebnis. Und dann habe ich – ohne nachzudenken - mein Herz besucht.

Mein einsames, albernes, linkes Herz.

Was soll ich sagen! Es schlägt immer noch tapfer vor sich hin. Seit dem 13. Dezember 2012. Ganz allein. Ohne mich. Wieso ich Ihnen das eigentlich erzähle? Am Ende wollen Sie das gar nicht wissen. Vermutlich nicht. Oder glauben mir nicht? Mir doch egal.

Aber ich habe mein Herz wiedergesehen!

Auf meinem alten Blog.

C'est ça !

Das ist des Pudels Kern. Ja. Ja. Ich hatte ein Blog-Leben vor Fisch + Fleisch. Jetzt ist es raus. Eines, das ich liebte. Ein ziemlich linkes. Spaßiges. Mit Leuten, die ich mochte. Bis alles begann, den Bach runter zu gehen. Und wir auseinander drifteten. Zuletzt waren wir kaum noch eine Handvoll Überlebender. Der Rest hatte sich in seine Ecken zurückgezogen und giftete sich an. Als dann zum Schluss sogar Herr Schlattenborg (vom Dritten Stern der Plejaden, der unberechtigt eine Weile bei mir gehaust hatte) als ‚dämlicher Hampelmann‘ diskriminiert wurde, hatte ich genug.

Ich verließ mein Blog. Mein Herz und mein altes Ich. Nahm nur meine beste Freundin mit (na ja, schätze, sie ist mir seufzend gefolgt) - mein Logo und wollte lange Zeit nichts mehr von Blogs oder Geschichten wissen. Hab auf FB hin und wieder gelangweilt was geschrieben; an diesem unwahrscheinlichsten Ort im Net, den ich schließlich resignierend als neue Heimat akzeptiert hatte. Für eine Weile.

Bis auch dort eines Tages die NEUE ZEIT in Form eines Heugabel schwingenden Mobs ihr hässliches Haupt erhob. Nee. Eigentlich in Form eines Österreichers namens Sascha aus Innsbruck. Der allen Ernstes die ‚Glouriosen Bastards‘ gründete - ein ‚aufrechtes‘ Trüppchen, gegen das die TBBT-Helden wahre Schwarzeneggers sind – mit denen er alsbald in Facebook auf Hetzer-Jagd ging.

(Was für ein phantastischer Name! Total sicher selber ausgedacht!)

Als erstes Opfer fand er einen Porsche-Lehrling, der einen richtig fiesen Satz innerhalb eines Massen-Posts unter das Bild eines (klar) Flüchtlings-Kindes setzte. An 712. Stelle. Für diesen einen Satz wurde er vom Glouriosen Bastard durch alle Medien gehetzt; ein Siebzehnjähriger! Der aus seiner Ausbildung flog und dessen Familie am aufrechten Saschas bösartiger Häme (Diese Familie kann nur aus Nazis bestehen!) zerbrach. Heuchelnd unterstützt vom gewesenen Lehrherrn, von Porsche. Dem ebenso aufrechten Hof-Lieferanten jeden Mafia- und Drogenbosses, jeden betrügerischen Bankers und sonstigen Ganoven mit Geld auf dieser Welt.

Da begann ich aufzuwachen. Richtiger gesagt, erwachte mein Interesse. In diesem Fall am Glouriosen Bastard. Dieser in Worten kaum noch ausdrückbar dämlichen Figur. Ich dachte: „Na ja. Wenn du jagen willst, das kann ich auch.“ Im übertragenen Sinn selbstverständlich. Also habe ich die sonderbaren Aktivitäten dieses Petz-Häufleins auf meine Weise dokumentiert. Ich habe sie veralbert. Es war der Sommer 2015. Die Hoch-Zeit der vormals in Mamas Keller hausenden Spinner, die – nunmehr alle freigelassen – erstaunlicherweise mehr Unglück anrichten konnten als eine Neutronen-Bombe. Wer hätte das gedacht.

Diese ganz speziellen Spinner denunzierten nicht einfach so. Nicht doch. Innsbruck-Sascha hatte einen gleichgesinnten Anwalt gefunden, der jede Denunziation vorab darauf prüfte, ob die Glouriosen Bastards nicht ihrerseits verklagt werden konnten. Von den Hetzern. Behüte! Noch ein Jahr vorher hätte eine solche Story Hohngelächter geerntet. Zu Recht.

Wie auch immer. Irgendwann – im Winter – entdeckte ich dann zufällig Fisch + Fleisch. Ich vermisste das Bloggen. So las ich – anfangs misstrauisch - ein paar Wochen mit. Und war, gegen meinen Willen muss ich sagen, erstaunt. Na ja. Beeindruckt. Das bin ich immer noch. Wenn ich auch manchmal lächeln muss.

Denn eines ist sicher: Meinungsfreiheit biete FuF wirklich. Gut, ihre Betreiber sind gelegentlich parteiisch. Wenn sie kommentieren. Finde ich. Andererseits sind sie Menschen, also geht das schon in Ordnung. Außerdem sehen sie das vermutlich völlig anders. Und – auch das ist wahr – sie verteidigen Blogs, die womöglich nicht so ganz ihr (privates) Ding sind, mit demselben Nachdruck wie ihnen genehme. Und DAS ist selten heutzutage. Und möglicherweise ärgern sie sich ja genauso wie ich, dass diese Wut-Themen irgendwann alles andere überlagert hatten. Wer weiß. Mir ging es jedenfalls so. Ich machte die FuF-Seite auf – und was sah ich? Nicht viel. Also Unterschiedliches. Die einen (immer dieselben) leiern ihren Sermon runter und nennen sich links, die anderen (immer dieselben) ihren und nennen sich rechts. In Wahrheit sind sie nichts.

Absolut gar nichts.

Und wenn sie dereinst*** – zurück gesunken in die verdiente Bedeutungslosigkeit – die Reste von Europa betrachten, die sie ihren Kindern und Enkeln hinterlassen, hoffe ich von ganzem Herzen, dass ihnen allen vor Angst (vor der Rache der dann Entwurzelten) kotzelend wird und sie keine Ecke finden, in die sie sich verkriechen können.

Na, wer weiß schon was kommt.

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Vielleicht haben Sie es erraten: Ja. Der Graf von Monte Christo ist eines meiner Lieblingsbücher. Der zweite Teil. Das erkläre ich jetzt aber nicht. Vielleicht wird das Net wie wir es kennen aber auch abgeschaltet oder zu einer Einheits-Soße zusammen gekleistert. Das scheint sich ja schon anzudeuten. Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur, spätestens dann wird auch mein einsames Net-Herz aufhören zu schlagen.

Aber bis dahin … mal sehen.

FinisNoXx

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*Ja. So einen Kwark zu schreiben, schmerzt mich selber. Und ich weiß immer noch, wie das geschrieben wird. Ich will nur nicht.

**Das ist ihnen geblieben. Den Autor*Innen und Journalist*Innen. Von ihrer einstmaligen Reputation. Die pingelige Überwachung der Anwendung des voll idiotischen *Innen-Anhängsels.

Gratulation.

***Und das wird schon bald sein, hoffe ich.

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Hoffnungsvoller Nachtrag: Ein bisschen Erholung gibt es ja schon. Es gibt Blogs von Hunden, Katzen, seltsamen Yogisten, erbosten Vätern, Müttern, Veganern und ganz viel Liebe. Und Michlmayer.

Wie gesagt. Mal sehen.

Ein Wort noch zu FuF.

Ich habe wirklich ein paar Wochen lang still mitgelesen. Mein Interesse :) wurde allerdings von eurem Logo geweckt. Ja. Als ich es das erste Mal sah - mit dem Schriftzug drunter – hab ich das total ungläubig angestarrt. Bevor ich losgelacht habe. Tut mir aufrichtig leid. Ich bin mir sicher, es bedeutet irgendwas total Innovatives. Ich sehe bis heute… Na ja. Es passt jedenfalls zusammen.

So oder so.

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Das war wohl nichts.

Macht nichts.

Ich werde über nutzlose Boshaftigkeit nachdenken. Und mein einsames Herz besuchen. Für alle, die da dachten, ich mache Witze. Hier ist es:

http://noxxlynxx.twoday.net/

Fürs Erste.

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