Die Freiheit, die uns Google gab und nahm

Das Internet sollte eine der revolutionärsten Erfindungen der Menschheit werden. Welche Chancen hierin gesehen wurden, war so unglaublich wie auch schön. Informationen könnten allen zugänglich werden und das ohne große Kosten oder Aufwand. Der zeitgleichen Kommunikation über verschiedene Kontinente hinweg stand nichts mehr im Wege. Während sich manche dieser Träume bewahrheiteten, scheiterten andere in der Praxis kläglich.

Suchmaschinen: Perfekte Lösung oder riesen Problem?

Mehr als 1 Milliarden Webseiten gibt es im World Wide Web. Viele hiervon berichten über dieselben Themen, doch wie findet ein Nutzer die für ihn wirklich relevanten Informationen? Um dieses Problem zu beheben, wurden Suchmaschinen erfunden. In einer Suchleiste trägt der Nutzer einen Suchbegriff ein. Hieraufhin werden die Webseiten angezeigt, die diesem Begriff am ehesten entsprechend. So weit so gut, doch haben Sie sich schon einmal gefragt, weshalb bestimmte Seiten in der Auflistung weiter oben und andere viel weiter unten stehen?

Die Antwort auf diese Frage ist kompliziert und einfach zugleich. Je nachdem, welche Suchmaschine verwendet wird, verändert sich die entsprechende Reihenfolge. Das liegt daran, dass die verschiedenen Anbieter unterschiedliche Algorythmen nutzen, um dieses Ranking festzulegen. Welche Kriterien genau hierfür zurate gezogen werden, wissen selbst die besten Online Marketing Agenturen nicht. Würden sie es tun, so würden sämtliche Webseiten die optimale SEO Strategie (Search Engine Optimization) anwenden und das System zusammenbrechen.

Dementsprechend hüllen sich Betreiber von Suchmaschinen wie Google und Bing in Schweigen. Sie ranken die Seiten nach ihren Vorgaben und keiner außerhalb dieser Unternehmensspitzen weiß genau wie. An sich wäre das kein Problem, würden nicht Millionen von Menschen nur diese Dienste verwenden. Google besitzt einen weltweiten Marktanteil von 93,14% und bestimmt somit fast im Alleingang, welche Informationen uns bei einer Suche im Internet angezeigt werden und welche nicht. Einen Kontrollmechanismus dank fehlender Transparenz gibt es nicht.

Daten: Die Währung des 21. Jahrhunderts

Jeder Wissenschaftler wird bestätigen, dass Daten Gold wert sind. Der Unterschied zwischen der Erfassung von Daten im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie und die eines kommerziellen Unternehmens ist jedoch das Ziel. Während Erstere darauf hinarbeitet, Menschenleben zu verbessern, möchten es Zweitere zwar so darstellen, es geht ihnen aber am Ende des Tages wohl doch nur um den Profit.

Ein weiterer Unterschied liegt darin, dass die Wissenschaft zeit Jahrzehnten Regulierungen mit sich bringt, die für eine ethische und faire Forschung sorgen sollen. Das Internet ist hingegen noch recht neu und findet in einem weltweiten Rahmen statt. Was in einem Land ins Web gestellt wird, auf das kann von einem anderen Land aus zugegriffen wird. Lokale Gesetze helfen hierbei nur bedingt.

So werden von Suchmaschinen Daten von Nutzern eines Ortes erfasst und nach dem Recht und Gesetz eines ganz anderen Landes gehandthabt. Selbst der Versuch der europäischen Union eine Datenschutz-Grundverordnung (DSGV) einzuführen, stört die Riesen nur wenig. Nutzer wurden auf ihre Allgemeinen Geschäftsbedingungen hingewiesen und haben diese akzeptiert, damit wurde die Hauptbedingung der DSGV erfüllt. Dass Google’s AGBs bekanntlich länger sind, als ein Stück von Shakespeare, das ist hierbei wohl irrelevant.

Wegweiser und Entwicklungshemmer zugleich

Die Einführung von Google Maps hat viele Vorteile mit sich gebracht. Wer Zugriff auf das Internet hat, kann hierüber schnell und einfach seinen Weg finden. Dabei ist es egal, ob die virtuelle Landkarte von Zuhause oder unterwegs aus aufegrufen wird. Doch so sinnvoll sie auch ist, desto mehr Einschränkungen bringt sie auch mit sich.

Zum einen liegt es daran, wie Google Maps von uns genutzt wird. Viele möchten bereits vor ihrer Reise wissen, wie beispielsweise die Umgebung des Hotels ausieht. Das ermöglicht Streetview , was sehr hilfreich sein kann. Doch haben Sie dann nicht auch das Gefühl, bereits vor der Ankunft schon alles gesehen zu haben? Der natürliche Drang, Dinge entdecken zu wollen, geht hierdurch verloren. Dabei handelt es sich bei der Neugier um eine menschliche Eigenschaft, die unsere individuelle Entwicklung fördert.

Des Weiteren ist Google Maps keine reine Landkarte. Das Geschäftsmodell ist auch in diesem Bereich an kommerzielle Interessen gebunden. Lokale Unternehmen können über Google Maps auf sich aufmerksam machen, darüber bewertet und kontaktiert werden. Aufgrund des hohen Marktanteils dieser Suchmaschine haben automatisch alldiejenigen verloren, die hieran nicht teilnehmen.

Eigentlich handelt es sich aber um lokale Geschäfte, die üblicherweise Laufkundschaft oder Werbemittel vor Ort nutzten.

Durch diese Entwicklung können sie sich in die virtuelle Welt gezwungen fühlen, was zusätzliches Know-How, Zeit und Geld in Anspruch nimmt und ohne diesen Druck komplett unnötig wäre.

Fazit

Google zeigt uns wortwörtlich auf, wo die Reise hingeht. Zugleich bestimmt das Unternehmen die Zielrichtung. Aufgrund der Monopolstellung, der fehlenden Transparenz sowie einer nur schwer durchsetzbaren weltweiten Gesetzgebung sorgt das für Interessenskonflikte.

Wir als Nutzer sollten uns stets bewusst sein, dass nicht alles wahr ist, was im Internet steht. Nur, weil eine Webseite auf Platz 1 der Suchmaschinenergebnisse angezeigt wird, ist sie noch lange nicht die für uns Relevanteste.

Darüberhinaus werden unsere Daten gesammelt nicht etwa, um dem Allgemeinwohl zu dienen, sondern uns unbekannte kommerzielle Ziele zu verfolgen. Letztere könnten gegen das Interesse des Indivuums und der Allgemeinheit verwendet werden, wie zum Beispiel diese Dokumentation aufzeigt.

https://www.google.at/

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