Das dunkelste Kapitel meiner Vergangenheit - Missbrauch macht sprachlos.

ACHTUNG: An alle Borderliner, die das hier vielleicht lesen, es könnte triggernd wirken! Bitte nur lesen, wenn man starke Nerven hat. An alle, die körperliche/seelische Misshandlungen erlitten haben: bitte nur soweit zu lesen, wie's erträglich ist. Ich möchte bei euch keine Flashbacks auslösen!!___________________________________________________________________________

"Missbrauch macht sprachlos" - mich hat der Missbrauch ganze 17 Jahre schweigen lassen.

Nach langem Überlegen wage ich den ersten Schritt, den Schritt von meiner dunkeslten Vergangenheit zu erzählen. Die Geschichte fing schon bald im Kindesalter an, aber ich habe genau noch die Bilder vor mir.

Ich war ein kleines lebendiges Kind, das in der Familie sehr gut eingegliedert war. Ich liebte meine Familie. Ich war die jüngere, dementsprechend hatte ich dann doch gewisse Vorteile. Ich liebte meine Tanten und Onkeln, Oma und Opa, meine Urgroßeltern. Ich hatte einfach eine tolle Familie, doch der Schein trügte ...

Ich kann mich noch sehr genau an einen Tag erinnern, ich war vielleicht 3 oder 5 Jahre alt und war bei meinen Taufpaten (Tante und Onkel) zu Besuch. Ich hatte 3 Cousins. Meine Schwester und ich spielten mit unseren Cousins, hatten Spaß, waren natürlich laut und sind ein bisschen herum gelaufen. Wie kleine Kinder sind, streiten sie oft um ein Spielzeug, das war auch bei uns der Fall. Bisschen schreien, weinen und trotzdem lachen - wer kennt das nicht? Eigentlich ist man das von kleinen Kindern gewöhnt, aber mein Onkel war da nicht so erfreut. Er mochte uns nicht. (Mein großer Cousin ist nicht sein leiblicher Sohn, der jüngste war vielleicht gerade mal 5 Monate alt - sprich wir spielten also zu 4.)

Ich hatte das Gefühl, es wird gleich was Schlimmes passieren, aber als Kleinkind denkst du nicht nach. Du lebst im Hier und Jetzt. Meinen Onkel sind wir einfach zuviel geworden,

er packte uns und schlug uns mit einem Kochlöffel, bis wir nicht mehr weinten und Ruhe gaben. Jeden von uns. Alle 4.

Ich dachte mir da eigentlich bis vor einem halben Jahr nichts dabei. Ich brach erst mein Schweigen nach ca. 17 Jahren. Das ist aber lange nicht das einzige.. eine "gesunde Watschn" hat jeder in meiner Altersklasse erlebt.

Ich war mal wieder bei meinen Taufpaten auf Besuch und der Onkel, der uns hasste, war natürlich nicht so erfreut. Ich kann euch ganz ehrlich nicht mehr die ganze Geschichte erzählen, denn ich weiß nur noch zerissene Fetzen davon.

Meine Schwester und ich sahen wie mein Onkel auf den ältersten Cousin eingeschlagen hat. Mein Onkel hat ihn am Kopf gepackt und gegen ein Regal geschleudert.

Ich weiß nur noch, dass es meine Mutter das erste mal mitbekommen hat, ihn zusammengeschrieen hat und meine Schwester und mich gepackt hat und weggefahren ist.

Doch das schlimmste Ereignis kommt erst jetzt..

Ich war gerade erst 13, also ein Mädchen in der Pubertät, die Brüste fangen an zu wachsen und ich mauserte mich zu einer jungen Dame. Ich war mal wieder bei meinen Taufpaten, leider war meine Tante mit den Kindern unterwegs und ich musste die Stunden alleine mit meinen Onkel aushaaren. Dadurch, dass sie einen Bauernhof hatten bin ich mit dem Traktor mitgefahren.

Er betatschte mich immer wieder, griff mir ständig auf den Oberschenkel.

Ich dachte mir nichts dabei, ich meine ich kannte es von ihm nicht anders. Nach der Traktortour waren wir wieder am Bauernhof und ich merkte wie er mir über den Bauch streichelte, mir war es so unangenehm, dennoch dachte ich mir nichts dabei. Erst wie er mich immer mit seinen Augen nackt ausgezogen hatte wurde mir bewusst, dass das nicht normal ist. Ich trau mich fast zu behaupten, er hatte mehr geplant - sprich ich hatte den Verdacht dass es nicht nur beim Betatschen bleibt ...

Meine Mutter und mein Vater wussten nichts davon. Denn wie ich schon geschrieben habe "Missbrauch macht sprachlos".

Aber nicht nur mein Onkel hatte solche Absichten, auch mein Großonkel ist mir einmal zu nah gekommen. Es war ein Sommerfest meiner Urgroßeltern. Mein Vater saß mit meinem Großonkel auf der Bank. Ich komme zu ihnen - ich hatte eine Short an und ein T-Shirt, das über die Hose ging. Mein Großonkel kam mir so nah..

ziehte mein T-Shirt hoch und sagte beinhart NEBEN MEINEM VATER: "Ich dachte du hast keine Hose an, schönen Bauch" und strich mir übern Bauch.

Mein Vater tat nichts dagegen, obwohl er es mit eigenen Augen gesehen hatte. Es sind die kleinen Erlebnisse, die einen Menschen prägen, es hat noch mehr Übergriffe gegeben aber ich kann natürlich nicht alle aufzählen.

Wie geht es mir heute und hat es Nachwirkungen?

Ich habe mein Schweigen im Oktober 2014, also mit 18 Jahren, gebrochen. Meine Mutter wusste nicht, dass mich das belastet. Die Folgen sind ganz "simple": Ich trau keinem Mann mehr. Wenn ich in einer Beziehung bin, brauche ich sehr lange, dass ich Vertrauen aufbau und mich auch sexuell vergnüge. Ich sehe in jeden Mann meinen Onkel. Ich habe Panikattacken und Flashbacks, wenn mir jemand zu Nahe kommt.

Ich hatte vor kurzem meinen Großonkel gesehen - Ich kratzte mir den linken Arm komplett auf, NEBEN MEINER MUTTER.

Ich hatte einen Tag nach meiner Reha meinen Onkel unerwartet in einem Gasthaus gesehen, ich bekam einen Nervenzusammenbruch und musste sehr viele Beruhigungstabletten nehmen: Ich war tagelang angespannt.

Die Ärzte meinen, ich sollte meinen Onkel wegen sexueller Belästigung anzeigen, dennoch schaffe ich den Schritt nicht. Ich will nicht noch mehr die Familie zerstören.

Ich meide jeden Kontakt zu diesen Personen, dennoch holen sie mich oft in meinen Träumen ein.

Ich baue kein Vertrauen mehr zu einem Menschen auf. Nur weil ich offen mit meiner Vergangenheit umgehe, heißt das nicht, dass ich jedem vertraue!

Mein bester Freund scherzt oft damit herum, ich wär doch eine Sexsüchtige - denn er weiß nicht, in welchen engen Verbindungen ich mit dem Thema steh.

Dennoch: Ich lebe und gebe nicht auf! Denn dann habe ich einfach so nachgegeben. Alleine für meinen verstorbenen Onkel kämpfe ich!

Und ja Leute, ich bin gerade Tränen überströmt. Ich will nur den Betroffenen zeigen, dass sie sich nicht schämen müssen und den Mund aufmachen können.

UNTERSCHÄTZT SOWAS NICHT! SCHAUT NICHT WEG, LIEBER EINMAL ZUVIEL REAGIEREN ALS ZU WENIG. DIEse KINDER SIND SEELISCH MISSHANDELT WORDEN UND WERDEN IMMER DAMIT KÄMPFEN.

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MartinMartin

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Daniela Noitz

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