Psychiatrie, Depressionen.. und schon wird getuschelt. (Borderline-Syndrom)

"Irgendwann, Irgendwo... werde ich es wieder richtig machen, aber nicht jetzt.." - Nickelback

Ich kann mich gar nicht erinnern, wie oft ich schon gelogen habe bei der Frage "Wie geht es dir?" Ich vermute, tausende Male,

nur, damit keiner mitbekommt was in mir vorgeht.

Hören Menschen die Worte Depression oder Psychiatrie, sind sie eingeschüchtert und werten einem automatisch ab. Aber was heißt das für die Betroffenen?

Ich erzähle euch jetzt davon, wie es sich anfühlt, Menschen aufgrund einer – meiner – Krankheit zu verlieren.

Ich war beliebt, war scheinbar glücklich, aber der Schein trügt bei vielen Menschen, auch bei mir. Beliebt zu sein heißt auch zu funktionieren, wie es die anderen wollen. Jemanden vorspielen, der man einfach nicht ist. Immer die "Flower Power" zu sein, wie sie mich gerne nannten.

Vor meinem ersten psychiatrischen Aufenthalt waren wir ne Clique, wo ich gerne gesehen war, bis ich auf einmal von der Bildfläche verschwand..

Ich war in der Psychiatrie für einen Monat, nur meine beste Freundin wusste es, aber nach und nach bekamen es auch die anderen mit, dass mit mir etwas nicht stimmte. Irgentwann haben sie erfahren, dass ich in der Psychiatrie lag. Ich wurde, wie ich später merkte, automatisch ausgegrenzt.

Aber was heißt ausgegrenzt?

Ich war nicht mehr willkommen, mich haben sie abwertend angesehen und es kamen immer blöde Kommentare. Die scheinbar "besten Freunde" waren von einen auf den anderen Moment nicht mehr meine Freunde. Aber was habe ich falsch gemacht? In den Augen der anderen spiegelte sich ein unfassbarer Hass, weil ich nicht mehr die lebensfrohe Flower Power war. Ich habe ihnen einfach mein wahres ICH gezeigt und so mochten sie mich nicht mehr. Ich bin für das, was ich bin/war, gehasst worden.

Einer meiner früheren besten Kumpels lud mich nicht mehr zu sich ein. Der richtige Kontaktabbruch kam, als ich weggezogen bin. Ich hatte nur noch eine Freundin, die aber jetzt 40 km von mir entfernt wohnte und auch meinen jetzigen besten Freund, der mich wieder bisschen ins Leben gebracht hatte.

Ich war einfach nicht mehr die Person, die ich sein wollte. Ich habe aber mitziehen müssen, wurde aus meinem Freundeskreis herausgerissen und hatte keinen Halt mehr.

Ich erinnere mich an eine Geschichte, die ich unbedingt mit euch teilen will!!

Es war im Oktober 2014. Ich war mit meinem besten Freund im Kino und ein früherer Kumpel wollte mich wieder sehen, also fuhren wir noch in meinen alten Heimatsort und gingen fort. Ich traf viele von der frühreren Clique und auch einen Menschen, den ich verloren hatte. Er hieß Steve. (Name geändert) Steve war früher für mich ein Halt, hatte viel Spaß mit ihm und haben viel Scheiße als Jugendliche gebaut.

Er sah mich an und umarmte mich. Ich freute mich immer wieder, ihn zu sehen. Ich kam mit ihm ins Gespräch, nach einiger Zeit sind wir aus dem Lokal gegangen, dass wir ein ernstes Wort reden.

Ich weiß noch, wie er zu mir sagte. "Ich freue mich dich immer wieder zu sehen, aber wenn ich dich sehe, bin ich nicht mehr gut drauf."

Mich traf diese Aussage wie ein Blitz, es ging mitten ins Herz. Ich stand mit Tränen in den Augen vor ihm und fragte ihn ohne eine Miene zu verziehen: "Weißt du eigentlich was ich alles durchgemacht habe, wo wir keinen Kontakt hatten?!". Er sagte Nein und ich kann euch noch genau sagen, was ich ihm mit Tränen in den Augen gesagt habe.

"Ich habe nicht nur wegziehen müssen Steve, ich wurde missbraucht von meinem Onkel, den du kennst. Ich wurde als Kind von ihm geschlagen. Mein Onkel hat sich erschossen in der Zeit, wo es mir nicht gut ging. Meine Eltern haben sich scheiden lassen, mir wurde die Schuld dafür gegeben. Ich musste in 3 Monaten 4 mal umziehen, hatte 8 Monate keine Privatsphäre, bin aber zwischendurch immer arbeiten gegangen, hab meine Lehre abgeschlossen und lebte für die Arbeit. Ich wurde mit 40 Grad Fieber von meinem Vater rausgeworfen worden, ich musste mich selbst erhalten und es war Kindeswohlgefährdung. Und Steve, ich habe meine früheren Freunde - so wie dich, verloren. Und dann willst du mir sagen, dass ich euch im Stich lasse, ihr hättet euch melden können. Ihr hättet nachfragen können WIESO ich so geworden bin. Also mach du mir keinen Vorwurf."

Er stand mit Tränen in den Augen vor mir und sagte "Das wusste ich nicht...". ihm stockte der Atem und er wusste nicht mehr, was er sagen soll.

Wisst ihr was ich euch damit sagen will? Keiner kennt deine Geschichte, wertet dich aber ab, weil du irgendwann mal irgendwo für ein Monat warst. Keiner kennt den Hintergrund, wieso ein Menschen psychisch krank ist.

Man wird automatisch von der Gesellschaft abgewertet, weil man in der Psychiatrie war und weil man nicht mehr so ein lebensfroher Mensch ist. Ich spiele keinem mehr was vor, ich sage wann es mir schlecht geht, aber den Grund erfahren nur wenige.

Diese kleine Geschichte bewegt jetzt noch so einiges in mir. Ich habe mit diesem Menschen trotz allem keinen Kontakt, sie können damit einfach nichts anfangen.

"Das Leben ist Kunst, gezeichnet vom Leben."

Ich habe Schreckliches durchmachen müssen und musste nebenbei noch umziehen, dadurch habe ich viele Freunde verloren, aber so sehe ich, wer meine wahren Freunde sind.

Mein bester Freund mit dem ich aufgewachsen bin, rettete mein Leben und rettet es bis heute noch. Hätte ich ihn die ganze Zeit über nicht gehabt, wär sonst noch so einiges mit mir passiert.

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Bernhard Juranek

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Herbert Erregger

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Silvia Jelincic

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