Wenn Politiker Nase bohren

25. März, Bundeskanzleramt.

Reinhold Mitterlehner steht vor dem Regierungstreffen in einem Wald aus Mikrofonen und beantwortet Fragen. Da herrscht der spätere ÖVP-Boss und Vizekanzler der Republik plötzlich einen Reporter an: „Wollen sie mich pflanzen?!“. Ein Youtube-Hit ist geboren. Der Sager verbreitet sich „viral“, sprich kreuz und quer über Facebook und Twitter. „Die Arroganz der Macht“ kommentiert Polit-Aktivist Rudi Fußi das Video, mit dem das Image Mitterlehners ein Stück weit im digitalen Gedächtnis eingeprägt und mitgeprägt wird.

Cut, Rewind. 25. März, Mitterlehner vor dem Mikrowald. Reporter fragen, er antwortet ruhig. Die Fragen beginnen sich im Kreis zu drehen, er rotiert schon innerlich, schickt sich an, zu passieren. Da bahnt sich ein Reporter forsch seinen Weg zur Nase des hoch gewachsenen Ministers und reibt ihm die fast idente Frage hektisch unter selbige. „Wollen Sie mich pflanzen?!“, entfährt es dem Minister kurz. Dann geht er sachlich auf die Frage ein....

Der Kampf um gute Sager ist ein hartes Geschäft mit teils ruppigen Methoden. Wie es aus dem Medien-Wald herausruft, so kommt es manchmal zurück. Die angebliche „Arroganz der Macht“ war in diesem Fall nicht mehr als eine menschliche Reaktion eines Mächtigen.

Das Video „Gabriele Heinisch-Hosek schmeißt eine junge Gastrednerin von der Bühne“ wurde 150.000 mal geklickt, begleitet von Spott und Häme für die „Frau Oberlehrerin“. Die Gastrednerin war Julia Herr von der der Sozialistischen Jugend (SJ). Die SJ ist bekannt dafür, den Parteigranden mit Kampagnen fürs legale Kiffen oder die Hypo-Pleite Feuer unterm Hintern zu machen. Wissen wir, wie sehr Herr zündelte, indem sie ungeladene Gäste auf die Bühne bat?

Solche Videos sind bloß Image-Verstärker, Mitterlehner hat die vermeintliche Arroganz ins positive „Django“-Image verkehrt. Am aufsteigenden Ast wird so ein digitales Apercu nicht zur Säge. Außerdem sollte ein moderner Politiker damit umgehen können, dass jeder Nasenbohrer ein Youtube-Hit werden kann.

Das zu verlangen, könnte man aber auch als „Arroganz der Medienmacht“ kritisieren, eine Medienmacht, die wir dank Social Media alle verkörpern. Eine Macht, die auf Basis von medialen Schnellschüssen Daumen über den Politikern hebt und senkt, ohne das größere Bild dahinter zu betrachten.

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Silvia Jelincic

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Rex

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