Gedanken zum Karfreitag: Was Terror aus Menschen macht.

In den letzten sechs bis acht Monaten hat sich Israel mit einer steigenden Anzahl von Angriffen sogenannter "Facebook-Attentäter" konfrontiert gesehen. Die Angreifer agieren autonom und benutzen Facebook, um sich zu Anschlägen zu verabreden.

Ziel ihrer Angriffe sind augenscheinlich alle Vertreter der israelischen Staatsmacht: Soldaten, Polizisten, aber auch Passanten oder Touristen geraten in ihr Visier.

Die auf Video festgehaltene Szene ist daher aktuell wohl leider alltäglich im Westjordanland: Ein palästinensischer Angreifer hat einen israelischen Soldaten attackiert und leicht verletzt. Dieser wird erstversorgt, und danach in einen Rettungswagen gebracht.

Der Angreifer liegt mehrfach angeschossen regungslos auf der Straße, umgeben von israelischen Soldaten, die die Umgebung sichern.

Der Rettungswagen fährt weg, ein gerade noch ruhig dastehender Soldat lädt auf einmal sein Sturmgewehr durch und schiesst aus einigen Metern Entfernung dem Palästinenser in den Kopf und tötet ihn. (Originalvideo auf http://www.btselem.org/about_btselem)

Nach einer kurzen Phase des Schweigens mußte sogar die israelische Armee bekanntgeben, dass der betroffene Soldat die "Werte der israelischen Armee missachtet hat".

Warum das für uns in Europa relevant ist? Nun, Israel hat seit seiner Gründung eine lange Geschichte des Umgangs mit Kriegen, Terroranschlägen und Bedrohungen von außen und innen.

Europa hingegen war in der Masse seit 1945 ein friedliches Territorium. Mit Ausnahme des jugoslawischen Bürgerkriegs hatte man im Zentralraum Europas keine Konflikte zu verarbeiten.

Das hat sich seit einigen Jahren verändert - Die Anschläge von Barcelona, London, Paris und jetzt Brüssel haben Krieg und Tod in unsere Nachbarschaft gebracht.

Was wir heute auf unseren Bildschirmen verfolgen, ist der zunehmend brutaler werdende Kampf der Staatsorgane gegen kleine militante Zellen, die durch ihre Anschläge ein Maximum an Opfer, Verunsicherung und Angst erreichen wollen.

Sensible Beobachter konnten in den letzten 12-18 Monaten eine augenfällige Veränderung des Auftritts der staatlichen Exekutivangehörigen beobachten: Hatte man es anfangs im Straßenbild mit Polizisten in Uniform zu tun, so beherrschen heute maskierte militärähnliche Sondereinheiten das Bild(siehe dazu auch diverse Videos zur Verhaftung von Salah Abdesalam).

Unsere Gesellschaft muß davon ausgehen, dass die dem Terror entgegentretenden Personenkreise genauso einer Veränderung ihres Mindsets unterliegen, wie es auch die Terroristen tun. Hat man im letzten Oktober noch eine Konzerthalle und Cafés angegriffen, so wurden jetzt bereits Pläne zum Angriff auf belgische Atomkraftwerke bekannt.

Die mit diesen Angriffen befassten Polizisten und Geheimdienstangehörigen unterliegen massivem Stress - sind sie zu langsam, erkennen sie Zusammenhänge zu spät, dann kann der nächste der große Anschlag gelingen.

Es ist historisch nicht neu, dass über den Zeitlauf von subversiven Konflikten die Methoden der Staatsgewalt exzessiver und gewalttätiger werden(siehe Geschichte des Nordirlandkonflikts, siehe auch Irak, Afghanistan).

Wir sollten uns des Drucks bewußt sein, unter dem die Exekutive steht, aber trotzdem ein wachsames Augen auf Exzesse in einem Krieg ohne sichtbare Gegner haben.

Denn schlussendlich sollte das Ziel das Zerschlagen des Terrornetzwerks sein, und nicht das Schaffen einer Parallelwelt ohne Gesetze.

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gigimannheim

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dohle

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