Über Ungeduld und innere Abwesenheit im Seminarraum Kennen Sie das? Ein Seminar ist angesetzt. Wahlweise ein Workshop. Jedenfalls ein Event, das nach Weiterbildung riecht. Der Ankündigung folgt erst einmal dezentes Stöhnen und kollektives Augenrollen der Kollegen? Vielleicht rollen Sie sogar selbst mit? Ja? Ich habe einen heißen Tipp, woran das liegen könnte: Vermutlich haben sie alle folgendes Szenario schon mehrmals erlebt: Sie sitzen im Sesselkreis mit, sagen wir mal, 15 bis 20 Kollegen und lauschen gespannt den Ausführungen des ambitionierten Trainers. Nach der siebzehnten PowerPoint-Folie stellt sich dann allerdings langsam aber sicher Fadesse ein und Sie beginnen sich zu fragen, was die – zugegebenermaßen gut gemeinten – Ansätze mit Ihnen und Ihrer speziellen Situation im Businessalltag zu tun haben. Wenig später gesellt sich zur Fadesse dann Ungeduld und in weiterer Folge innere Abwesenheit. Spätestens jetzt beschäftigt Sie eine neue Frage. Die nämlich, was Sie hier eigentlich zu suchen haben. So oder so ähnlich muss es auch den Seminarteilnehmern eines heimischen Generalimporteurs einer Nobel-Automarke gegangen sein. Jedenfalls war das mein erster Gedanke, als ich kürzlich in der Mittagspause eines von mir gestalteten Führungskräfte-Trainings in Eugendorf bei Salzburg vom Balkon meines Hotelzimmers aus direkt in einen großen, von Glaswänden umgebenen Seminarraum schaute. Gezählte 18 Menschen saßen da im Sesselkreis und lauschten quasi völlig bewegungslos den Ausführungen des Trainers, die dankenswerterweise auch noch von reichlich PowerPoint-Folien begleitet wurden.Die Methodenvielfalt lässt grüßen

Ja, solche PowerPoint-Schlachten sind trotz global agierender „Anti PowerPoint Party“ noch immer keine Seltenheit im Trainer- und Berater-Business. Und bleiben die Menschen davon verschont, dann feiern Trainer gern Kärtchenorgien mit ihnen. Die Methodenvielfalt lässt grüßen. Irgendwo auf dem Weg zu solchen Veranstaltungen ist sie offenbar verloren gegangen. Dabei sollte jeder Seminaranbieter das kleine Methodik-Ein-mal-Eins intus haben: Erstens – langweile die Menschen nicht, mit denen du arbeitest, schon gar nicht mit Standardinhalten, -modellen und PP-Frontalvorträgen; zweitens – hole sie aus ihren Arbeitswelten ab und kläre mit ihnen ihre realen Problemstellungen und drittens – bearbeite diese durch den Einsatz von verschiedenen Lernmethoden, die Spaß machen dürfen. Das beugt nicht nur Ermüdungserscheinungen vor, sondern bringt Lernprozesse erst richtig in Gang. Für nachhaltiges Lernen braucht es nämlich Begeisterung und Emotionen. Nur so kann man mit neu erworbenem Wissen an bestehendem andocken und dieses behalten. Hirnforscher Gerald Hüther füllt mit dieser Erkenntnis regelmäßig große Hallen. Neugier und Offenheit sind Grundvoraussetzungen für erfolgreiches Lernen. Bei 08/15-Inhalten, die mit dem eigenen Alltag nichts zu tun haben, bricht hingegen das große Gähnen aus.

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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:16:54

fischundfleisch

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