Anläßlich des Niederösterreichischen Wahlkampfs und so mancher Aussagen und Interviews des FPÖ-Spitzenkandidaten Landbauer und in Zusammenhang mit zahlreichen Entwicklungen stellte sich für mich folgende Frage: heisst FPÖ "Frauenfeindliche Partei Österreichs" ?

1.) bei den vorangegangenen Landtagswahlen in Niederösterreich 2013 war Barbara Rosenkranz FPÖ-Spitzenkandidatin. "Ihr" Ergebnis war in der Tat nicht berauschend. Allerdings muss zu ihrer Ehrenrettung gesagt werden, dass genau zu diesem Zeitpunkt das "Team Stronach", das heute nicht mehr existiert, am Höhepunkt des Erfolgs war, und diese zusätzliche Konkurrenz hat die FPÖ bzw. Barbara Rosenkranz Stimmen gekostet, die bei dieser Wahl 2018 wieder zur FPÖ zurückwandern werden, wodurch ein Wahlsieg der FPÖ unvermeidbar erscheint. Barbara Rosenkranz wurde von Strache demontiert, mit dem Argument, ihr Wahlergbenis sei unzureichend. Strache reagierte damit möglicherweise auf eine Provokation einer Profil-Redakteurin in einer Fernsehdiskussion, indem sie Strache "Führungsschwäche" vorwarf, die dieser zu widerlegen glaubte, indem er Rosenkranz stürzte. Allerdings hatte Rosenkranz wie alle FPÖ-Frauen keine Hausmacht und als Frau rein prinzipiell schlechtere Chancen bei FPÖ-internen Wahlen, weil die FPÖ eine überwiegend männliche Partei ist, was dem "Durchgriff" von Strache jede angebliche "Führungsstärke" nimmt. Rosenkranz spaltete sich in der Folge von der FPÖ ab, und kandidierte gemeinsam mit dem Salzburger FP-Dissidenten Schnell als "FLÖ" bei der Nationalratswahl, eine mehr oder weniger chancenlose Kandidatur (was den eigenen Parlamentseinzug betrifft), die eher den Anschein eine Rachekandidatur oder einer Revanchekandidatur hatte und die die FPÖ ein Mandat gekostet haben dürfte.

2.) Die FPÖ-Abgeordnete Petra Steger, die eine Volksabstimmung bzw. eine Volksbefragung zum Raucher-Thema vorgeschlagen hatte, wurde von Strache bzw. dem FPÖ-Verhandlungsteam beschädigt und desavouiert, indem eben die Raucherfrage laut Regierungsprogramm nicht direktdemokratisch geregelt wird.

3.) Die FPÖ-Sozialministerin Hartinger-Klein, die in so manchen Sozialfragen anders zu denken scheint als die FPÖ-Männer, wurde teilentmachtet, indem ihr so manche Agenden entzogen (und Männern übertragen) wurden.

4.) Marlene Svazek wurde in den heiklen Posten des Generalsekretärs bzw. der Generalsekretärin gewählt. Der Generalsekretär bzw. die Generalsekretärin wurde einmal von einem Polit-Insider als der "Kettenhund" der Partei bezeichnet, dessen Aufgabe es sei, den Gegner zu "verbellen" und kampfrhetorisch zuzuschütten. Diese Rolle passt von der Struktur und vom Anforderungsprofil sehr gut zu Männern (darum heisst´s wohl auch "der Kettenhund der Partei" und nicht "die Kettenhündin der Partei" ). Und Svazek läuft vielleicht aufgrund ihrer Jugend und Unerfahrenheit Gefahr, sich einen "unfemininen" Ruf einzuhandeln, der ihr im Laufe der weiteren Karriere noch schwer schaden könnte, und die in der FPÖ für Frauen ohnehin traditionell niedrig hängende gläserne Decke in ihrem persönlichen Fall noch niedriger hängen könnte. Ihr Vorgänger Kickl wurde Innenminister, was praktisch immer in der österreichischen Politik eine Karriereendstation war; noch nie wurde ein österreichischer Innenminister Kanzler. Zahlreiche Innenminister versanken nach ihrer Amtszeit in der Versenkung, auch deswegen, weil das Innenministerium ein heikles Ministerium ist, in dem immer etwas schiefgeht, in dem immer Dinge passieren, die in der Öffentlichkeit schwer zu rechtfertigen sind. Dass Strache das Innenministerium ablehnte, war möglicherweise die gescheiteste Entscheidung seines gesamten politischen Lebens, was aber in seinem Fall kein Kunststück ist, weil er ansonsten absolut gescheitsheitsunauffällig war.

5.) Nun aber zurück zu Landbauer und seinem Interview bzw. seinen Statements in der Vergangenheit: er bezeichnete die niederösterreichische Landeshauptfrau Mikl-Leitner als "Moslem-Mama", was in mehrerer Hinsicht falsch sein könnte: erstens dürfte diese Aussage in Wesentlichen dazu gedient haben, Landbauer bekannt zu machen, der kurzfristig als Spitzenkandidat einsprang, bzw. einspringen musste, weil Walter Rosenkranz (nicht verwandt oder verschwägert mit Barbara Rosenkranz) ins Bundes-Parlament wechseln musste.

Zweitens war Mikl-Leitner in der Zeit der sogenannten Flüchtlingskrise (2015) weder Kanzlerin noch Vizekanzlerin, sondern "nur" Innenministerin, sie war nie eine Willkommenskulturextremistin gewesen, hatte nie wie die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, auf deren Spitznamen "Mutti" Landbauer mit seinem "Moslem-Mama"-Begriff anspielt, "Wir schaffen das !" gesagt. Sondern im Gegenteil, Mikl-Leitner hatte bzgl. Lager Traiskirchen eine relativ harte Linie betrieben, und auch ihre Werbeaktionen zur freiwilligen Rückkehr können nicht als willkommenskulturextremistisch eingestuft werden.

Aber derartige Fakten sind der FPÖ offensichtlich egal, Hauptsache, man kann undifferenziert das Stereotyp von der "viel zu weichen und mütterlichen Frau" bedienen und propagieren.

Landbauer ist vielleicht viel zu jung und unerfahren und viel zu sehr in männerdominierten Burschenschaften sozialisiert, als dass er sich noch an die "britische Eiserne" Lady Margaret Thatcher erinnern kann, die auch gar nicht dem Mütterlichkeits-Vorurteil entsprach. Vielleicht hat Landbauer auch gerade die Militärakademie bzw. das Bundesrealgymnasium der Militärakademie, das er angeblich abgeschlossen haben soll, geschwänzt, denn es ist unwahrscheinlich, dass jemand, der in den letzten 20 Jahren alle Kurse in diesem Zusammenhang absolviert hat, den Falkland-Krieg, in dem Maggie Thatcher eine zentrale Rolle spielte, nicht kennt.

Margaret Thatcher, Die "Eiserne Lady", britische Mremierminsiterin 1979-1992 oder so

CC BY SA 4.0 / zugänglich gemacht von superbass https://de.wikipedia.org/wiki/Johanna_Mikl-Leitner#/media/File:2016-02-15-Johanna_Mikl-Leitner-hart_aber_fair-4566_cropped_2.jpg

Mikl-Leitner, "Moslem-Mama" nur in der faktenfreien Welt von FPÖ und ihrem Spitzenkandidaten Landbauer ?

CC BY SA 4.0 uploaded von 10probst https://de.wikipedia.org/wiki/Petra_Steger#/media/File:Petra_Steger_2016.jpg

Petra Steger, mit ihren Vorschlägen zur Raucher-Volksabstimmung abgewürgt von den FPÖ-Männern, frei nach dem Motto "Der schlimmste Feind ist der Parteifreund" ?

CC BY SA 4.0 / zugänglich gemacht von Christian Jansky https://de.wikipedia.org/wiki/Barbara_Rosenkranz#/media/File:Barbara_Rosenkranz_Sankt_Poelten_20080918.jpg

Barbara Rosenkranz, von Strache gefeuert mit dem durchsichtigen Vorwand des mangelhaften Wahlerfolgs wegen des Pechs, "ihre" Wahl am Hohepunkt des Erfolgs des "Team Stronach" gehabt zu haben.

??? BMGF https://www.meineabgeordneten.at/Abgeordnete/beate.hartinger

Betae Hartinger-Klein, der wegen selbständigen Denkens einer Frau und Berufung auf frühere (durch Positionswechsel bzw. Wortbruch obsolet gewordene) Strache-Aussagen, was in der FPÖ offensichtlich einem Verbrechen gleichzukommen scheint, Agenden entzogen wurden.

Und last not least: "Rauten-Mutti" Angela Merkel, die deutsche Bundeskanzlerin, der man der Vorwurf, eine "Moslem-Mama" zu sein eher machen könnte, wenn da nicht das Faktum wäre, dass nach der "Assad muss weg"-Politik von Obama und EU, die man als Aufstachelung der syrischen Opposition zum Sturz von Assad betrachten kann, tatsächlich eine Art von moralischer Verpflichtung, geschlagene syrische Kriegsverbündete aufzunehmen, gesehen werden kann.

CC BY SA 3.0 / zugänglich gemacht von Armin Linnarz https://de.wikipedia.org/wiki/Merkel-Raute#/media/File:Angela_Merkel_Juli_2010_-_3zu4.jpg

Udo Landbauer, der ja angeblich das Bundesrealgymnasium der Militärakademie bzw. die Militärakademie besucht haben will, müsste eigentlich wissen, dass es in der Geschichte sehr häufig der Fall war, dass man geschlagene Verbündete aufnimmt, weiss es aber offensichtlich nicht. Aber vielleicht hat er seine angeblichen Abschlüsse ja auch nur der parteipolitischen Protektion zu verdanken, und nicht irgendeinem dort erworbenen Wissen.

CC BY SA 4.0 / zugänglich gemacht von Marlene K https://de.wikipedia.org/wiki/Udo_Landbauer#/media/File:Udo_Bild_1.jpeg

Jo, eh, jung, fesch, ahnungslos, so wie Strache früher, das reicht offensichtlich, um FPÖ-Spitzenkandidat zu werden ....

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