Sooo wird das wahrscheinlich nix mit dem Kanzleramt, Frau Rendi-Wagner ! Nach dem Doppelfehler letzte Woche mit dem Nobelurlaub ausgerechnet im französischen Saint Tropez, ausgerechnet in Brexit-Zeiten, wo französische Dominanz und französisches Veto-Monopol durch den dann EU-Einzigartigen französischen Sitz im UNO-Sicherheitsrat droht, leistete sich Rendi-Wagner diese Woche wieder eine ganze Serie von Wahlkampfpannen.

Gemeinsam mit dem Spielsuchtindustriellen Hannes Androsch, der Großaktionär des Spielsuchtindustriekonzerns bwin ist, trat Rendi-Wagner zu dem an, was sie oder ihr Team in einem offensichtlichen Anfall von geistiger Umnachtung für guten Wahlkampf hält: falls Rendi technisch ahnungslos sein sollte, wie so viele Frauen (nicht umsonst dominieren Männer die technischen Universitäten mit 90%igen Anteilen am männlichen Studierenden in den meisten Studienrichtungen), so sei ihr gesagt: Internet-Glücksspiel wie das von Hannes Androsch und bwin ist nicht deswegen erlaubt, weil es moralisch so hochstehend ist, sondern, weil es technisch extrem schwierig ist, das Internet und das Internetglücksspiel zu regulieren, ohne andere Internetaktivitäten unbeabsichtigt mitzublockieren.

Androsch hat auf gewisse Art und Weise sehr geschickt (man könnte auch sagen hinterfotzig) agiert, als er kurz vor der großen Debatte rund um das "kleine Glücksspiel" vor ca. 4 Jahren seinen Glückspielausbeutungskonzern von der Wiener Börse abzog und an die Londoner Börse übersiedelte bzw. erfolgreich darauf drängte. Aber umso problematischer für "Pam" Rendi-Wagner: denn gerade sie mit ihrem halbbritischen Hintergrund wird sich weniger als Andere darauf herausreden können, nichts davon gewusst zu haben, dass Androschs Glücksspielkonzern an der Londoner Börse notiert.

Und auch sensationell unprofessionell und zweideutig die Wordings von Rendi-Wagner bei diesen Auftritten:

"Wir befinden uns im Aufwärtstrend und habe gute Dynamik", behauptet Rendi-Wagner. Was soll denn das in Wirklichkeit bedeuten ? "Wir befinden uns im Aufwärtstrend, was die Anzahl der Wahlkampffehler betrifft und haben eine für die ÖVP gute Dynamik ?" Wer ist eigentlich SPÖ-Wahlkampfmanager ? Ex-ÖVP-Medienminister Blümel ?

Gerade nach dem Abgang der früheren Grünensprecherin Eva Glawischnig zum Glücksspielkonzern Novomatic sieht es so aus, als habe Rendi-Wagner die Parteipolitik bereits aufgegeben, und sei auf dem Sprung zu einem Versorgungsposten nach ihrer Polit-Karriere bei Hannes Androschs bwin.

So gesehen ähnelt Rendi-Wagner mit ihrer Androsch-Anhimmelung dem ehemaligen SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder, der den russischen Präsidenten Putin trotz der Verfassungsproblematik (Putin ist seit ca. 20 Jahren mit kleiner Unterbrechung Präsident, obwohl die Verfassung der russländischen Föderation das eigentlich verbietet) zum "lupenreinen Demokraten" erklärte, um von demselben zum Gazprom-Generaldirektor gemacht zu werden.

Österreich ?

Nicht nur dass Rendi-Wagner (hier im Bild gemeinsam mit Glücksspielgroßindustriellem Androsch) schwere Fehler macht, SPÖ-nahe Medien wie Österreich berichten auch noch in voller Länge und fehlerignorant darüber.

Androsch war seit je her und zwar wohl zurecht eine extrem umstrittene Persönlichkeit in der SPÖ-Geschichte: als er zu einem der damals meistbezahlten Posten in Österreich, noch dazu im ÖVP-Bereich, dem Creditanstalt-Generaldirektor wurde, sagte der frühere SPÖ-Bundeskanzler Kreisky: "Dir gehts scheinbar wirklich nur um eines: ums Geld".

Und davor war Androsch aus der Politik rausgeflogen, weil er auf problematische, und unvereinbarkeitsgesetzrelevante Weise Privates und Politisches vermischt hatte: er war Finanzminister und gleichzeitig Besitzer der Steuerberatungskanzlei "Consultatio" gewesen, die genau die Firmen beriet, die Staatsaufträge erhielten. Man kann davon ausgehen, dass zahlreiche Firmen und Konzerne nur deswegen zur Consultatio gewechselt sind, weil sie glauben konnten, dadurch mehr Staatsaufträge zu erhalten, und man kann weiters annehmen, dass sie damit recht hatten.

Und ähnlich moralbefreit könnte Androsch auch in Sachen Glücksspiel agieren: ich habe Androsch einmal bei einer Buchpräsentation eines Norbert-Leser-Buches interviewt und ihn gefragt, wie er gedenke, mit der Manipulationsanfälligkeit der Ereigniswetten (z.B. "Welches Team wird das erste Foul begehen ?" ) umzugehen.

Und seine Antwort war wenig überzeugend: "Das sollen die Techniker irgendwie machen".

Die (von Androsch unbeantwortete) Frage ist, ob die Techniker hier irgendetwas machen können, ohne dass die UEFA und andere Sportveranstalter ihre Regeln grundlegend ändern. Ich war natürlich hinterlistig insofern, als es ein unangekündigtes Interview gewesen war, bei denen man meist die ehrlichsten Antworten erhält.

Aber es ist halt Androsch, wie er leibt und lebt.

Dennoch würde ich Androsch nicht ausschliesslich negativ sehen: er ist dermaßen reich und unabhängig, dass er in der Tat mit seiner Wirtschaftskompetenz und seinem Verstand wichtige Wahrheiten sagen kann, die der normale politkarriereabhängige SPÖ-Funktionär nicht nur nicht sagen, sondern darüber hinausgehend in vielen Fällen nicht einmal erkennen kann.

Apropos Glücksspiel: der Hype darum, dass sich der angebliche und von den Medien über jede Vernunft hinaus gehypte SPÖ-"Rebell" Niki Kowall von der SPÖ-"Sektion 8" mit seiner Initiative zum Verbot des "kleinen Glücksspiels" gegen Bürgermeister Häupl durchsetzte, drängte völlig in den Hintergrund, dass dieses Verbot nicht nur nichts bringt (Man kann ja auch über die Strasse zum Sportwettenlokal gehen oder im Internet sein oft geborgtes Geld verspielen), sondern in vielen Fällen auch schädlich ist.

Folgt man der Attentatstheorie, was das Glücksspiel betrifft, so wäre das kleine Glücksspiel (also das Automatenglücksspiel, z.B. in Restaurants) dem Internetglücksspiel sogar vorzuziehen: da Wirte, die einen Glücksspielautomaten betreiben, in physischer Nähe zu den Spielern leben, da die Spieler beim kleinen Glückspiel wissen, wo sie ihren potenziellen "Ausbeuter" treffen und verprügeln können, verhalten die Wirte sich im Durchschnitt anständiger und weniger ausbeuterisch als anonyme, weit entfernte internationale Internet-Glücksspielkonzerne - besagt zumindest die Attentatstheorie des Glücksspiels: "Eine Homepage kann man nicht verprügeln, und aus Furcht, verprügelt zu werden, verhält sich eine Homepage auch nicht anständiger und weniger ausbeuterisch".

Kowall war angeblich auch Volkswirt (Absolvent der Volkswirtschaftslehre), und als solcher hätte er wissen müssen, dass das kleine Glücksspiel wahrscheinlich auch volkswirtschaftlich dem Internetglücksspiel vorzuziehen ist, als mehr im Inland (bei den Wirten) bleibt, und weniger ins Ausland fliesst.

Die Attentatstheorie ging aber ebenso wie volkswirtschaftliche Aspekte in der wie so oft völlig verdummten Wiener Debatte, bei der es nur darum ging, Kowall entgegen aller Fakten hochzujubeln, völlig unter.

Dass die angeblich sich gegen Nikotinsucht einsetzende Ärztin Rendi-Wagner nun mit dem Spielsuchtkonzernteilhaber Androsch auftritt, beschädigt in Wirklichkeit ihren Markenkern und ihre Kernkompetenz: die Gegnerschaft zur Sucht.

Da hilft auch die kämpferische Attitüde nichts: "Kämpfe bis zur letzten Minute", sagt Rendi-Wagner, offensichtlich ahnungslos von aller Kriegs- und Kampftheorie.

Bereits der chinesische Militärstrategieexperte Sun Zu sagte völlig zu recht, dass es manchmal besser ist, wegzulaufen, statt zu kämpfen, beispielsweise wenn das Schlachtfeld dem Gegner entgegenkommt und man auf einem anderen Schlachtfeld bessere Chancen hat zu gewinnen. Und das sagte er ca. 500 Jahre vor Christi Geburt, also Rendi-Wagner wird sich sicherlich nicht darauf rausreden können, diese Publikation sei so neu, dass sie sie nicht habe kennen können.

Aber Rendi-Wagner kann hier natürlich mit dem Welpen- und Frauen-Bonus argumentieren: "Ich bin eine ahnungslose Ärztin, Quereinsteigerin und Frau, man kann von mir daher gar nicht erwarten, dass ich von Kampftheorie und Wahlkampftheorie etwas verstehe, oder von Technik oder von Internetsperren oder von Militärstrategie". (Militärwissenschaft ist wie Technik eine weitere Männerdomäne mit 90-99.9% Männeranteil)

Aber dadurch wird sie eine Art weiblicher Sebastian Kurz, der mit seinem Welpeneffekt "Ich bin so jung und unerfahren, dass Ihr Wählerinnen und Wähler mich trotz meiner Fehler liebhaben müsst" wahltechnisch extrem erfolgreich ist.

Aber Rendi-Wagner kann die Debatte rund um den Welpeneffekt der beiden Kanzlerkandidaten (im Falle Rendis wohl eher Ex-Kanzlerkandidaten) dazu verwenden, das Gendern zu forcieren, und dass man in Zukunft auch in Anbetracht ihrer Person vom "Welpinnen"-Effekt sprechen müsse, um die Diskriminierung und sprachliche Verdrängung der weiblichen Welpen zu beenden.

Zu behaupten, mit dem Begriff "der Welpe" seien die weiblichen Welpen mitgemeint, hat in der Tat etwas sexistisches.

Und das ist vielleicht Rendis einziges gebliebenes Wahlkampfthema: "Ich als Welpin protestiere aufs Schärfste gegen die Männersprache, die immer nur vom Welpeneffekt spricht, aber nicht vom Welpinneneffekt und fordere hier die längst überfällige Gleichstellung: Frauen können genauso blöde, unerfahren und fehleranfällig sein wie Männer; ich bin das mindestens genauso gut wie Kurz!"

Aber Rendi-Wagner kann man zumindest zugute halten, dass sie mit Würde verlieren kann, und keine Tendenz zum "Winning ugly", zum hässlichen Gewinnen, hat. Von Ankurbelung von EU-Sanktionen wie die SPÖ im Jahr 2000, vom Aufruf, Demos oder die angebliche "Zivilgesellschaft" sollten die Wahlen "korrigieren", ist bei Rendi nichts zu merken, so gesehen stellt Rendi wie schon Kern einen großen Fortschritt gegenüber der früheren SPÖ dar.

Schildbürgerdemokratie rocks ! Politisch mögen Österreichs Politiker und -innen unbrauchbar sein, aber wenigstens haben sie Unterhaltungswert !

CC / Richard Huber https://de.wikipedia.org/wiki/Welpe#/media/Datei:Rauhaardackelwelpen_5_Wochen.jpg

Sind sie nicht niedlich, die Welpen und Welpinnen der österreichischen Politik, die Quereinsteigerinnen wie Rendi-Wagner und die Blutjung-Politiker wie Kurz ?

P.S.: dieselbe politische Ahnunglosigkeit zeigte Androsch bei dem von ihm mitbetriebenen sogenannten "Bildungsvolksbegehren", das mit 10 Punkten völlig überfrachtet war, sodass jeder, der mit neun Punkten einverstanden war, aber mit dem zehnten nicht, nicht unterschrieb.

Hätte Androsch irgendeine Ahnung von Gerechtigkeit, Recht und Verfassungsrecht auf dem Gebiet der Volksbefragungen und Volksbegehren, so wüsste er, dass es bei der deutschen Landesverfassungsgerichtsbarkeit ein Koppelungsverbot gibt, dass man verschiedene nicht miteinander eng zusammenhängende Themen in Deutschland gar nicht in ein Volksbegehren oder eine Volksbefragung koppeln darf.

Dementsprechend war es auch der steirische Ex-SP-Landeshauptmann Voves (und nicht Androsch!), der kritisierte, die Fragestellung zur Zivildienst-Berufsheer-Wehrpflicht-Sozialjahr-Befragung sei zu kompliziert, was möglicherweise der Grund war, warum er verrückterweise von Parteifreund oder Parteifeind Häupl durch Pegida-Vergleiche politisch getötet und unter die 30%-Rücktrittsmarke bei der letzten steirischen Landtagswahl gedrückt wurde, ein Ereignis, das das Verhältnis zwischen Wiener SPÖ und Steirer-SPÖ nach wie vor schwer belastet, wie die Entmachtung zahlreicher Steirer (Lercher, Kräuter, etc.) und ihre Ersetzung durch Wiener zeigt.

P.S.2: die SPÖ zahlte Facebook offensichtlich haufenweise Geld für Wahlkampfbotschaften, obwohl Facebook einer der Konzerne war, die mithilfe des Steuerumgehungsmodells "Double Irish with a Dutch Sandwich" praktisch keine Steuern zahlten, und Gewinne nach Irland, dann nach Holland, dann nach Irland und dann in die USA zu verschob, um mithilfe von Lizenzmodellen und Ausnutzung von Steuerlücken keine Steuern zu zahlen.

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