Es gibt derzeit im wesentlichen zwei Theorien, warum die demokratische Politik bei Covid-19 versagen musste:

Die erste davon besagt, dass demokratische Politiker permanent nach dem Wohlwollen des Volkes schielen müssen.

Daher taten die Politiker und Politikerinnen gar nichts, bis klar war, wie genau sich die Covid-19-Sache entwickeln würde.

Das heisst, die Politiker begannen keine frühzeitige Vorbeugungspolitik mit frühen wirtschaftlichen Schäden, weil sie dann, falls sich Covid-19 sich als harmlos herausgestellt hätte, sich den Vorwurf hätten gefallen lassen müssen, die Wirtschaft massiv geschädigt zu haben, was ihre Abwahl zur Folge gehabt hätte.

Umgekehrt haben auch Politiker (mit Ausnahme einiger weniger) das Covid-19-Virus nicht heruntergespielt, weil sie, falls es sich als wirklich gefährlich herausgestellt hätte, dann ebenso blamiert dagestanden wären und abgewählt worden wären, was so manchem Verharmloser wahrscheinlich bzw. möglicherweise passieren wird.

Es gibt die Theorie, dass Politik, insbesondere demokratische Politik, unfähig sei zu präventivem Handeln, dass demokratische Politik immer nur das tue, was dem Volk zumutbar und verständlich ist, in diesem Falle eben, so spät zu handeln, dass es das uninformierte Volk eben nicht übelnehme.

Das gilt nicht nur für Gesundheitsfragen, sondern villeicht generell: Demokratien sind reaktive Systeme, die immer Katastrophen brauchen, um aus Fehlern zu lernen.

Immerhin lernen sie so spät, aber doch, während so manche Diktatur überhaupt nie lernt, sondern den Fehler oder die Fehler permanentisiert, bis zur absoluten Niederlage, wie Nationalsozialismus oder Sowjetkommunismus.

2.) Die zweite Theorie beruht auf der Trägheit demokratischer Systeme: alle Parteien fussen auf Konzepten, die ihre Basis in den letzten Jahrzehnten hatten, als keine vergleichbare Seuche auftrat. Aber keine Partei, zumindest keine etablierte Partei war darauf eingestellt, mit sowas wie dem Covid-19-Virus umzugehen.

Und diejenigen Parteien, die sowas - zumindest potenziell, z.B. als Folge von Überbevölkerung - auf ihrem Schirm hatten, waren eben noch nicht gewählt.

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Demokratische Politik: immer geradeaussegeln, bis man in einen Sturm gerät oder mit einem Eisberg kollidiert wie die Titanic, und dann erst hinterher Maßnahmen ergreifen, weil dem Wahlvolk diese Maßnahmen vorher völlig unverständlich erschienen wären und es mit Abwahl der regierenden Politiker reagiert hätte ?

Buchtipp:

Jason Brennan, Against Democracy, Gegen Demokratie, Warum wir die Politik nicht den Unvernünftigen überlassen dürfen

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Margaretha G

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