Auf den Nachdenkseiten ist von Rainer Fischbach mit dieser Überschrift ein hervorragender Artikel erschienen, den ich kurz und knapp mit einem Zitat von @philip.blake rezensieren möchte:

Der Blog ist dermaßen geil geschrieben, der lässt nichts aus, genau mein Geschmack.👍👍👍

Teaser für Kybernetiker...

Tatsächlich verhindern die Schemata des Alltagsverstandes, ganz besonders das Denken in in linearen Wirkungsketten, oft die Wahrnehmung von komplexeren Zusammenhängen. Zu dieser Art der Engführung des Denkens gehört auch die Vorstellung, dass die Speicherung, der Transport und die Verarbeitung von Information immer expliziter Vorrichtungen bedürften, wie wir sie von technischen Geräten kennen. Herd und Kühlschrank haben Sensoren für die Temperaturmessung, Signalleitungen und einen Regelmechanismus, der einen Schalter betätigt. Doch in Organismen, die ihre Temperatur regulieren, gibt es weder Entsprechungen solcher Gerätschaften, noch folgen sie starren Zielwerten, sondern differenzieren diese nach Zonen und Situationen. Die Vorstellung eines dinglichen Wirkmechanismus, der Jörg Phil Friedrich anhängt, führt in die Irre:

»Nur wenn wir uns ein Wirkprinzip wenigstens vorstellen können, glauben wir an eine Wirkung. Umgekehrt gilt genauso: Wenn wir uns ein Wirkprinzip überhaupt nicht vorstellen können, glauben wir auch nicht an die Wirkung. Nur wenige können sich vorstellen, dass Wasser ein Gedächtnis hat, welches irgendwie die Wirksamkeit eines homöopathischen Mittels zeigt […].«[4]

...für Esoteriker...

Was die Homöopathie angeht, bin ich, ganz im Gegensatz zu vielen Zeitgenossen, die entschieden der einen oder anderen Seite zuneigen, völlig leidenschaftslos. Doch ist es völlig unwissenschaftlich, etwas abzulehnen, weil man sich kein dingliches Wirkprinzip vorstellen kann. Vielmehr muss man die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass Wasser kein Gedächtnis hat, sondern das Gedächtnis ist, weil selbst Moleküle, die aktuell in einem bestimmten Quantum Wasser nicht mehr vorhanden sind, doch seinen Zustand verändert, also Spuren darin hinterlassen haben können. Ich maße mir nicht an, zu beurteilen, was das genau bedeutet, doch ist es zunächst eine durchaus interessante Hypothese, die weiter zu untersuchen wäre.[5]

...für Quantenmechaniker...

Tatsächlich gibt es in den Dimensionen, in denen quantenmechanische Effekte eine Rolle spielen, viele Phänomene, zu denen wir uns kein Wirkprinzip vorstellen können, das sich mit den anerkannten, d.h. auch den relativistischen, Vorstellungen einer in Raum und Zeit kausal organisierten stofflichen Welt deckt. Auch Albert Einstein hatte damit ein Problem, was ihn und zwei Kollegen zu der Formulierung des berühmten Einstein-Podolsky-Rosen-Paradoxons (EPR-Paradoxon) durch ein Gedankenexperiment veranlasste, bei dem die Messung einer im Rahmen der Quantenmechanik nicht deterministisch bestimmten Zustandsgröße an einem Teilchen an einem Ort die Festlegung dieser Größe an einem anderen Teilchen an einem anderen Ort zur Folge hat, wenn der Zustand dieser beiden Teilchen verschränkt, d.h. durch bestimmte Gesetzmäßigkeiten, z.B. die Erhaltungssätze und eine Zustandsfunktion, gekoppelt ist. Es gibt kein Wirkprinzip, das diesen Effekt einer im herkömmlichen Sinne realistischen Weltsicht entsprechend erklären könnte — was Einstein und seine Kollegen als Argument gegen die Quantenmechanik verstanden, die derartiges forderte. Dieser nichtlokale Effekt ist jedoch inzwischen auch empirisch, nämlich durch Experimente, die eine Verletzung der durch John Bell formulierten und nach ihm benannten Ungleichung zeigen, bestätigt und damit auch belegt, dass es gesetzmäßige Zusammenhänge gibt, denen unsere Vorstellungen von Wirkprinzipien nicht gerecht werden.[6] Wenn man dabei nicht stehenbleiben möchte, sondern nach einem Modell sucht, das diese Zusammenhänge erklärt, dann gelangt man dazu, »dass die unterschiedlichen Teilchen buchstäblich als Projektionen einer höherdimensionalen Realität zu nehmen sind, von der es nicht möglich ist, Rechenschaft in Begriffen einer zwischen ihnen wechselwirkenden Kraft zu geben«.[7] Der bisher einzige funktionierende Versuch, den Indeterminismus der heute dominierenden Interpretation der Quantenmechanik, in der es für das EPR-Paradoxon keine Erklärung gibt, zu überwinden, eröffnet den Blick in eine Welt, in der die raumzeitliche Trennung der Dinge aufgehoben ist.

...für die Linken- und Grünen-Basher...

Neben der Partei DIE LINKE mit ihrem Umfeld stellen sich auch Bündnis90/Die Grünen durch einen Kurs, der offizielle Politik nicht nur akzeptiert, sondern in vielen Punkten sogar verschärft sehen möchte, als geistig entkernte Zombie-Partei dar, die narzisstischen Persönlichkeitsstörungen eine vorzügliche Bühne bietet, auf die alle Medienaugen gerichtet sind. Von ihren katastrophenträchtigen außenpolitischen Positionen sei hier einmal abgesehen, doch auch der ökologische Sündenfall besteht nicht allein darin, die Gentechnik, die man vor kurzem noch in keinem Salatblatt wissen wollte, in der Humanmedizin völlig unproblematisch, ja geradezu genial zu finden.

Das sollte reichen, um Interesse zu wecken. Es werden Studien zitiert und Statistiken - für diejenigen, die daran Gefallen finden - und noch vieles mehr.

Denjenigen, die immer noch dem Leitsatz "1 Erreger, 1 Krankheit, 1 Lösung durch 1 Impfung" anhängen, mag der Artikel ketzerisch vorkommen, er ist aber geeignet, in ihnen die Lust an mehrdimensionalem Denken zu wecken.

Höchstwahrscheinlich - nein, ganz bestimmt - gehen Blog und Artikel gerade denjenigen am Ding vorbei, die aus ihm den größten Nutzen durch Erweiterung ihres Horizonts ziehen könnten.

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