Rothaarige - sagen wir mal Menschen - werte Gemeinde, stehen nicht ohne Grund beim Christentum als besonders gefährliche Wesen auf der schwarzen Liste! Hätten sie ganz einfach keine Seele, wäre das kein Problem, dann wären das nur Steine auf zwei Beinen, die laufen konnten. Doch Satan selbst hat sie geschickt, und das nur zu einem Zweck. Die Menschheit zu Sündern zu machen und die einst so christliche Welt in ein neues Sodom zu verwandeln.

Diese Gefahr wurde viel zu lange ignoriert, auch von mir, muss ich zugeben, doch seit eine rothaarige alleinstehende Frau neben uns eingezogen ist, wurde auch mir nun kläglich bewusst, wie groß die Gefahr doch ist.

Es fing mit der rothaarigen Nachbarin schleichend an. Was mir zuerst auffiel war, dass sie eine schwarze Katze hat - und sie hat ihre Wäsche mit der linken Hand aufgehangen. Eine Rothaarige mit einer schwarzen Katze also, die zu allem Verdruss auch noch Linkshänderin ist!

Eines Sonntags also hat sie mich heimtückisch davon abgehalten, so wie sonst jeden Sonntag in die Kirche zu gehen. Samstagabends lief mir dise schwarze Bestie links vorbei über den Weg - was ein untrügliches Zeichen dafür ist, dass die Halterin dieser Teufelsbrut es auf mich abgesehen hat!

Und tatsächlich. Sonntagmorgens erwachte ich jäh und hatte beinahe(!) den Gedanken, ich könnte masturbieren. Glücklicherweise aber war es dann doch nur eine Flatulenz.

Allerdings musste ich aufgrund dieses schädlichen Gedankens von der Kirche zuhause bleiben und habe 144 Varerunser und 12x12 Rosenkränze gebetet, ehe ich Nachmittags, als ich endlich damit fertig war, zur Beichte ging.

So beschloss mein treuer Freund und Internetzberater, Bruder Ferdinand, sich mal die Katze der Nachbarin anzuschauen. Merkwürdigerweise meinte er, die Katze sei rasiert. Das erfreute mich, und so merkte ich an, dass schwarze Katzen ohnedies Unglück bringen. Doch Bruder Ferdinand schüttelte nur den Kopf und meinte, der Pelz sei sicher auch rot. Das erfüllte mich mit Sorge, zeigte sich doch ganz offensichtlich, dass Bruder Ferdinand farbenblind ist. Ein trauriges Schicksal!

Ein anderes mal hat sie ganz ungeniert im Garten ihre Unterwäsche aufgehangen und offen präsentiert! Selbst Kinder, wie mein jüngster Sohn, konnten das sehen. Mit seinen zwarten 34 soll er so eine Unflätigkeit noch nicht erblicken, erst recht, wenn es sich um schwarze viel zu enge Unterwäsche handelt, die in deren Mitte auch noch ein großes Loch aufzuweisen ist. Fast hatte ich schon Mitleid mit ihr und spendete der Nachbarin aus meiner Christenpflicht heraus ein paar lange Unterhosen von mir, doch hat sie frecherweise dankend abgelehnt!

Bruder Ferdinand zeigte sich mit meiner Agenda, das Höllengezücht aus unserer Nachbarschaft zu vertreiben, sehr solidarisch und beschloss, es auf althergebrachte christliche Art zu versuchen.

Wie ich ja bereits geschrieben habe, hat sich meine Frau ein Kreuz beschafft, an welches sie sich jedes Jahr an Neujahr, aber auch zu Ostern, im Eingedenk unseres Erlösers, binden und von mir geißeln lässt, was ihr, so sagt sie, große Befriedigung beschafft. Bruder Ferdinand hat sich also dieses Kreuz von mir geborgt und es im Keller unserer Nachbarin aufgestellt.

Wider Erwarten zeigte sich unsere Rothaarige Nachbarin sogar sehr begeistert und hat extra den Keller aufgeräumt, für eine christliche Zeremonie, wenn ihr Bruder Ferdinand den Teufel austreiben würde.

Bruder Ferdinand hat das Kloster zu dieser Feierlichkeit geladen, und tatsächlich erschien auch der halbe Stift St. Sebastian zu meidling im Waldviertel. Selbst meine Frau nahm daran teil. Ich jedoch beschloss, den Abend in stiller Eintracht mit der Bibel ausklingen zu lassen, weshalb ich mich dieser Festlichkeit nicht anschloss. Allerdings wurde der ganze Exorzismus mitgefilmt, erklärte mir Bruder Ferdinand, und die Filme werden zu Schulungszwecken für andere Christen, welche einen Exorzismus vornehmen wollen, im Internetz verkauft.

Jedenfalls, meinte Bruder Ferdinand, hat er am Ende das gelobte Land gesehen und die Nachbarin hat mehr als nur einmal jauchzend Gott angerufen!

Und tatsächlich! Es schien fast schon so, als würde die Nachbarin zu Gott finden. Denn immer dann, wenn Bruder Ferdinand vorbeikam, empfing sie ihn in einer - zugegebenermaßen etwas zu kurzen - Nonnentracht.

Seither besuchte sie Bruder Ferdinand regelmäßig und hat - wie er sagte - ihre Löcher gestopft. Wahrlich selbstlos, wenn sich jemand dazu aufopfernd bereiterklärt, die Lücken, welche unsere Nachbarin in ihrem sündigen Leben zweifellos haben muss, zu füllen. Selbst gespeist wurde sie von Bruder Ferdinand. So machten sie es scheinbar zum wöchentlichen Ritual, dass er einmal zu ihr kam, um, wie er sagte, sein Würstchen bei ihr einzutunken.

Da ging es dann auch schon los, mit dem Neid, denn meine Frau zeigte sich von Bruder Ferdinand enttäuscht, weil er nie zu ihr gekommen sei, um auch mal bei ihr einzutunken. Sie wurde dabei immer aggressiver. Als ich meine Frau nämlich darauf aufmerksam machte, dass sie nichts zu Hause habe, das man eintunken könnte, fuhr sie mich an, dass ich nicht mal wüsste, wie ich mit meiner Wurst umzugehen habe. Das hat mich dann zugegebenermaßen schon verletzt, denn ich behandle jede Wurst mit äußerster Sorgfalt, bevor ich sie mir in den Mund stecke.

Doch schließlich flog das perfide Spiel der Nachbarin, zum Christentum bekehrt worden zu sein, schließlich auf.

So fand ich sie vor einigen Tagen während der großen Hitzewelle schamlos entblößt im Garten liegen, und sich in der Gluthitze räkeln, wie wenn Satan höchstselbst sie am Bratspieß drehen würde. Sofort rief ich Bruder Ferdinand an, der umgehend alarmiert zu mir nach Hause eilte und sich im Garten mit dem Fernglas und einem Fotoapparat positionierte, um das sündige Verhalten der Nachbarin zu dokumentieren. Um nun also Kinder und Nachbarn fernzuhalten, welche dieses sündige Ereignis nicht mitansehen sollten, verlangte er sicherheitshalber zur Abschreckung 50 Euro Eintritt in unseren Garten.

Das hat natürlich die üblichen Verdächtigen, wie unseren Dorfvoyeur Ewald, nicht davon abgehalten, das Sparschwein von Mutter Christiner zu plündern und trotzdem vorbeizukommen. Doch der Erlös geht, sicherte mir Bruder Ferdinand zu, an die Kirche.

Unerwarteterweise gab es jedoch eine große Solidaritätswelle bei uns. Denn sowohl ein Teil der Klosterbrüder, als auch unser Dorfpfarrer und unser Bürgermeister höchstselbst kamen vorbei und brachten Bruder Ferdinand Essen und Getränke vorbei, damit er nicht so viel schwitzen möge. Daraus wurde schließlich ein andächtiges Gartenfest, zu Ehren der Heiligen Meretrix von Frivolum.

Schließlich versuchte sie einen neuen Trick, indem sie sich die Haare grün gefärbt hat. Als ich sie Tags darauf mit Weihwasser begossen habe, im festen Glauben, es handele sich hier um eine Zwergmuschelzypresse, ergriff sie schreiend die Flucht. Ich hätte es ahnen müssen, denn keine Pflanze ist an den Knöcheln tätowiert.

Jetzt nun aber habe ich eine Anzeige wegen tätlichen Angriffs auf sie bekommen.

Sie sehen also, die Gefahr von Rothaarigen ist allgegenwärtig, und diesen seelenlosen Teufelswesen ist nicht mit christlicher Nächstenliebe beizukommen, so sehr man sich auch bemüht.

Doch - werte Gemeinde - es gibt zwei Arten von Christen. Jene, für die der Kelch halbvoll ist, oder halbleer.

Für jene, für die der Kelch halbleer ist, ist die erdrückende Anzahl von Rothaarigen der symbolische Untergang des Christentums.

Für jene, und zu denen gehöre ich, für die der Kelch halbvoll ist, ergibt sich hier eine erstaunliche Gelegenheit, gut durch den Winter zu kommen, ohne zu erfrieren!

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