[Short Story] Analogie einer Anthropophagie

1

David rannte so schnell er konnte durch die Straßen. Er rannte als wäre der Leibhaftige hinter ihm her, hin und wieder schlug er Haken oder änderte seine Richtung komplett. Für einen jungen Mann Mitte zwanzig war er nicht besonders gut in Form. Er hatte einen leicht stechenden Schmerz in der Brust, der mit jedem Schritt etwas an Intensität zuzunehmen zu schien. Sein Herz hämmerte wie verrückt, er konnte es sogar schon in seinen Ohren spüren. Wieder schlug David einen Haken und verlor beinah das Gleichgewicht. Der Rucksack auf seinem Rücken war daran nicht ganz unschuldig und setzte ihm generell schon so zu. Bei jedem Schritt schlugen die Konservendosen darin gegen Davids Rücken und übersäten ihn mit blauen und grünen Flecken. Er sprang förmlich auf die Feuerleiter an der Hausmauer und kletterte so schnell es seine Kräfte zuließen nach oben. Auf dem Dach angekommen, gönnte sich David erst einmal eine kurze Verschnaufpause. Seine braunen Haare klebten an ihm, so nassgeschwitzt war er. Dabei war es nicht einmal sonderlich warm draußen.

Es war ein Vormittag im September und es hatte gefühlte 15 Grad. „Eigentlich“ dachte sich David während er auf einen Zigarettenautomat unten auf der Straße sah „hätte ich mir jetzt eine Zigarette verdient .. es ist ewig her, dass ich mal eine geraucht habe.“ Davids Herz schlug ihm bis zum Hals, zumindest fühlte es sich so an für ihn. Er atmete noch ein paar Mal tief durch und machte sich wieder auf den Weg. Von hier an war es beinahe schon ein Kinderspiel, da sich alles über den Dächern der Stadt abspielte. Das einzige was ihm Kopfzerbrechen bereitete, war der Sprung auf das letzte Dach. Beim letzten Mal hatte er es nur knapp geschafft, sich gerade noch an der Kante des Daches festzuhalten und sich auf das Dach seines Unterschlupfs hochzuziehen. Hätte ihm seine Freundin dabei nicht geholfen, wäre er die drei Stockwerke nach unten in die Tiefe gerauscht und auf dem harten, kalten Beton aufgeknallt. David kam auf dem letzten Dach vor dem mörderischen Sprung an. Eine Blondine wartete auf der anderen Seite der Kluft zwischen ihnen und winkte ihm zu. Er befreite seinen Rücken von dem Rucksack und beinahe wie ein Hammerwerfer warf er ihn zu seiner Freundin über die Kluft. Der Rucksack kam mit einem lauten Scheppern auf dem Dach auf, was drei Stockwerke unter ihnen mit einem Raunen und Stöhnen kommentiert wurde. David atmete nochmal tief durch. „Komm schon, du schaffst das.“ sagte er leise zu sich selbst. Er ging ein paar Schritte zurück, nahm Anlauf und setzte zum Sprung an. Irgendwie jedoch rutschte er mit seinen abgetretenen Schuhen, die schon gar kein Profil mehr aufwiesen, ab und fiel in die Tiefe, drei Stockwerke lang. Jenny, seine Freundin, konnte nur zusehen wie er mit einem Schrei nach unten fiel und auf der Straße aufschlug, was ziemlich viel Aufmerksamkeit auf sich zog. Einige Momente später konnte man neben dem Raunen und Stöhnen auf den Straßen nun auch noch Davids Schmerzensschreie hören, die aber etwa nach einer Minute oder zwei wieder verstummten. Unter Tränen presste Jenny sich ihre Hand auf dem Mund um nicht los zuschreien, während sie hilflos mitansehen musste, wie ihr Freund in Stücke gerissen wurde. Plötzlich wurde hinter ihr die Türe aufgestoßen.

2

Frank sah durch einen dünnen Schlitz zwischen den Brettern die vor die Fenster genagelt waren nach draußen. Er sah, wie ein junger Mann um die zwanzig von einem Dach auf die Straße fiel und von den Untoten zerfleischt wurde, während eine Blondine auf dem Dach des anderen Gebäudes von einer Horde Zombies die durch die Türe gebrochen waren ebenfalls angegriffen und unter unerträglichen Schmerzensschreien ausgeweidet wurde. Frank wandte den Blick von dem Geschehen ab und begab sich grinsend zu Kevin, der gerade in einem weichen Sessel saß und ein Buch las. „Ich bekomm deine Tagesration für heute, der Junge von nebenan hat es heute nicht geschafft.“ - „Was? Mann, dabei hatte er die letzten paar Tage immer einen so guten Lauf .. hätte ich gewusst dass er so stark nachlässt, hätte ich nicht mit dir gewettet.“ - „Jaja .. Hätte, Könnte, Würde, Wollte … deine Ration für heute gehört mir.“ - „Jaja, schon recht. Ich werds überleben, diesen einen Tag ohne Essen auszukommen .. ich hab schon wesentlich länger nichts zu essen gehabt.“ - „Apropos tragische Vorgeschichten .. weißt du eigentlich etwas über die beiden Neuen, die wir gestern aufgenommen haben?“ - „Nope. Ich weiß nur, dass sie Robert und Sebastian heißen.“. Kevin wandte sich wieder seinem Buch zu und Frank machte sich auf zu den beiden Neuankömmlingen. In Zeiten wie diesen, in denen jeder nur an sich dachte und alles für sein Überleben tat, war es sehr gewagt, fremden Leuten blindlings zu vertrauen. Besonders wenn man wie Frank eine dreizehn-jährige Tochter hatte, auf die man noch acht geben musste.

Den falschen Personen zu vertrauen wäre hier fatal, jedoch machten die beiden jungen Männer einen sehr sympathischen Eindruck und sahen nicht so aus, als ob sie böse Menschen waren. Wenn es so etwas wie „Gut“ und „Böse“ in diesen Zeiten überhaupt noch gab. Immerhin tat jeder lediglich alles dafür um zu überleben. Was für den einen aussah wie ein kaltblütiger Mord an einem anderen, sah aus dessen Sicht nur wie eine Art Notwehr aus, um die zu schützen die man liebte. Jedenfalls wirkten die beiden Männer Ende Zwanzig nicht so, als ob sie Franks Gruppe Schaden zufügen wollten. Sie wirkten eher so, als hätten sie schon einiges mitgemacht und noch mehr verloren. Auf dem Weg in das hinterste Zimmer, das sich in dem kleinen Comic-Laden befand, in dem sich Frank und seine Gruppe verbarrikadiert hatte, kam er auch bei Julia vorbei. Sie hatte einen Pinsel, ein paar Farben und eine Leinwand gefunden und malte gerade ein wenig. Das Bild schien kein wirkliches Motiv zu haben, es waren nur warme, kräftige Farben die ineinander verliefen. Sie schienen das komplette Gegenstück zu der Welt draußen sein, so strahlten sie doch Freundlichkeit, Geborgenheit und Freude aus. Als Julia bemerkte, dass Frank hinter ihr vorbeiging, drehte sich die schlanke Brünette zu ihm um und lächelte ihn an. Er nickte ihr wortlos zu und ging weiter. Ein paar Meter weiter saßen die Blondine Sarah, sie war etwa Ende dreißig, und Franks Tochter Linda auf dem Boden, umgeben von verschiedenen Comicbüchern die neben ihnen lagen, schmökerten gerade in ein paar Archie-Comics und bemerkten Frank nicht einmal. Auf dem Weg in das hinterste Zimmer kam Frank bei einem Spiegel vorbei. Mit seinen vierundvierzig Jahren sah er durch die Umstände der letzten Monate beinahe aus wie fünfzig.

Seine Haare wurden an manchen Stellen schon etwas grau und dadurch dass er sich wochenlang schon nicht mehr rasiert hatte, wirkte er noch älter. Frank öffnete vorsichtig die Tür zum Zimmer. Sebastian war wach, saß auf einem Stuhl an einem mit Brettern vernagelten Fenster und sah durch den Spalt zwischen den Brettern nach draußen. Robert lag auf der Couch und schlief gerade, wurde durch das einfallende Licht der geöffneten Tür geweckt. „Entschuldigt,“ begann Frank „ich wollte nur mal sehen ob es euch gut geht.“ Frank fand die beiden ein paar Stunden zuvor in dem Lebensmittel-Laden gegenüber des Comic-Ladens. Ihre Kleidung war übersät mit Blutspritzern, genauso deren Baseball- und Golfschläger. Sie wurden gerade von einer kleinen Meute Untoter eingekesselt als Frank dazukam. Irgendwie gelang es ihm, die Zombies von den beiden wegzulocken und die beiden in den Comic-Laden in Sicherheit zu bringen. „Uns geht es gut.“ antwortete Sebastian „Danke dass ihr uns bei euch aufgenommen habt. Nicht viele Menschen sind heutzutage so gastfreundlich.“ - „Kein Problem. Aber als Gegenleistung müsst ihr mir eure Story erzählen, wie ihr bis in den Laden gegenüber gekommen seid.“ - „Deal!“

3

„Also,“ begann Sebastian „es war vor ein paar Monaten. Wir waren gerade bei einem Kumpel von uns, als wir das erste Mal von den Angriffen von Untoten auf Menschen hörten. Zuerst dachten wir noch an einen Werbegag, um einen Film oder ein Video-Spiel zu promoten. Als dann aber die Berichte auf immer mehr und mehr Fernsehsendern gezeigt wurden, sind wir doch etwas nervös geworden und haben einen Blick aus dem Fenster geworfen. Da draußen sah man schon eine Menge an Helikoptern herumfliegen, und ein paar dieser Untoten liefen ebenfalls herum. Wobei uns auch Unterschiede auffielen. Die Untoten, die aussahen als seien sie aus den Gräbern gekrochen, schienen langsamer zu sein, als diejenigen die gerade gebissen wurden und selbst zu solchen Zombies wurden. Die waren schneller, agiler und, so kam es uns vor, auch etwas hungriger. Naja, jedenfalls haben wir es geschafft und mit ein paar Freunden zusammenzutun und in einer Gruppe von etwa acht Leuten, haben wir es bis zum Einkaufszentrum geschafft, wo wir auf Hilfe warten wollten. Da haben wir auch unsere erste Lektion gelernt: Hollywood-Filme sind scheiße. Die Idee mit dem Einkaufszentrum war eine dämliche Idee. Zu viele Eingänge, Glastüren, wir wurden ständig von Untoten und anderen Überlebenden überrannt. Manchmal waren sie freundlich, aber zu unvorsichtig und sind von Zombies erwischt worden, oder sie waren die reinsten Banditen, die mit Waffengewalt versuchten, uns zu vertreiben um den Platz für sich alleine zu haben … wie gesagt, Hollywood-Ideen sind beschissen. Wir haben kaum geschlafen, hatten immer Kämpfe .. es war sehr anstrengend.

Nachdem wir auf vier Leute reduziert wurden, weil die anderen entweder gebissen oder von anderen getötet worden sind, haben wir uns entschieden, das Einkaufszentrum aufzugeben. Wir streunten durch die Straßen, versuchten auf den Dächern von Häusern zu überleben, wobei wir aber auch einen von uns verloren. Zu dritt gelang uns irgendwie die Flucht von den Dächern. Unser nächstes Ziel war das Krankenhaus .. ebenfalls eine extrem bescheuerte Idee. Hunderte verletzte und infizierte Menschen … hätten wir etwas logisch nachgedacht, wären wir nicht da rein und hätten nicht noch unseren dritten im Bunde verloren. Robert und ich sind seitdem allein unterwegs, schlafen immer abwechselnd und irgendwo, wo man schnell flüchten kann, sind nur bei Tageslicht unterwegs um nicht von irgendwelchen Zombies überrascht zu werden ..“ Sebastian hielt einen Moment inne und warf einen Blick durch die Bretter vor dem Fenster nach draußen. Danach wandte er sich wieder Frank zu. „Jedenfalls hat Robert Verwandte die am Land wohnen … ein dünn besiedeltes Gebiet, genügend zu essen, das ist unser Ziel. Letzte Nacht wurde unser Nachtlager von ein paar Untoten entdeckt, woraufhin wir ungeplant flüchten mussten. Irgendwie sind wir dann zu dem Lebensmittel-Laden da drüber gekommen und, nun ja, den Rest der Geschichte kennst du ja.“ Frank dachte kurz nach, wandte sich dann an Robert „Wenn wir euch helfen zu deinen Verwandten zu kommen, können wir dann auch dort bleiben?“ Sebastian und Robert sahen sich eine Weile fragend an, bevor Robert schließlich sagte „Okay. Auf dem Weg dorthin machen wir auch alles was ihr sagt, aber wenn wir dort sind, läuft alles nach meiner Pfeife, kommt ihr damit klar?“ - „Geht klar“

4

Nachdem Frank mit den anderen gesprochen hatte und diese einstimmig zustimmten, arbeiteten alle einen Plan aus. „Also, wie weit ist es in etwa bis zu deinen Verwandten, Robert?“ - „Etwa 10 Kilometer ...“ - „10 Kilometer? Das ist ja ein ganz schönes Stück …“ warf Julia ein. „Ich weiß es ist ein Risiko, aber es ist es wert.“ - „Naja, diese Untoten machen mir ja nicht so viele Sorgen, die Bundeswehr ist eher das, was mir Sorgen macht .. die haben einen nervösen Abzugsfinger in letzter Zeit, seit sie merken, dass sie die Lage nicht im Griff haben. Ich bin mir sicher, die machen keinen Unterschied zwischen lebend und untot. Die knallen alles ab was sich bewegt.“ - „Nun, wenn wir am Tag gehen, können wir den Zombies besser ausweichen, gehen wir in der Nacht, können wir das Militär besser umgehen .. wie sollen wir vorgehen?“ - „Auch wenn es gegen meinen und Roberts ursprünglichen Plan ist, aber ich wäre für Dämmerung. So können wir noch einigen Zombies ausweichen und wenn es zu dunkel wird, suchen wir uns einen Unterschlupf und warten dort auf den nächsten Tag beziehungsweise die nächste Dämmerung.“ - „Klingt nach einer guten Idee. Irgendwelche Einwände?“ Die Runde blieb still. „Sehr gut. Dann bewaffnen wir uns, nehmen alles mit was wir so brauchen können und machen uns dann bei Dämmerung auf den Weg. Grob geschätzt wird das in etwa 12 Stunden soweit sein. Nutzt die Zeit noch um zu schlafen und Kräfte zu sammeln. In den nächsten Tagen werden wir sie brauchen.“

Mit diesen Worten beendete Frank die Runde, ging in das hinterste Zimmer in dem Robert und Sebastian waren, nahm einen Rucksack aus einem Schrank und fing an etwas Zeug einzupacken. Unterdessen unterhielten sich Robert und Sebastian ein wenig mit den anderen, um sich ein wenig miteinander bekannt zu machen. Nach ein paar Minuten, als Frank seinen Rucksack gepackt hatte, kam Robert in das Zimmer. „Darf ich dich mal was fragen, Frank?“ - „Klar.“ - „Welche von den zwei Frauen ist eigentlich Lindas Mutter? Julie sieht zwar etwas jung aus, Sarah sieht ihr dafür aber überhaupt nicht ähnlich ..“ - „Lindas Mutter ist bei der Flucht aus unserer Wohnung gestorben. Wir liefen gerade durch das Stiegenhaus nach unten, waren schon fast draußen, als plötzlich hinter uns eine Tür aufschlug, eines dieser Biester herauskam und Nina, meine Frau, packte und ihr ein Stück Fleisch aus dem Hals heraus riss. Das sind Bilder die du nie vergisst. Linda hat das wundersamerweise ganz gut verkraftet mittlerweile, aber ich glaube ganz darüber hinweg ist sie immer noch nicht, weshalb wir es auch vermeiden, vor ihr über Nina oder Mütter zu reden.“ - „Tut mir leid für deinen Verlust, Mann. Ich werds Sebastian dann auch noch sagen, damit wir uns diesbezüglich keinen Fauxpas erlauben.“ - „Danke .. Legt euch jetzt noch ein wenig hin .. wir haben eine harte Nacht und einen langen Weg vor uns.“

5

Die Dämmerung brach herein und die Gruppe machte sich auf den Weg. Mit Frank als Anführer und Robert als Wegweiser an der Spitze öffneten sie vorsichtig die Türe des Comic-Ladens. Jeder mit einer Nahkampfwaffe bewaffnet, einem Rucksack auf dem Rücken und stets auf der Hut fingen sie an, die Untoten die durch die Straßen schlichen zu umgehen. Niemand wusste, ob die Zombies auf Sichtkontakt, Geräusche oder Gerüche reagierten, weshalb alle besonders vorsichtig waren. Kam ihnen einer der Untoten zu nahe, wurde er mit einem harten Hieb auf den Kopf niedergestreckt. Die Gruppe kam gut voran, bis sie in der Ferne Schüsse hörten, die immer näher kamen. „Mist, das Militär … was jetzt?“ flüsterte Robert. Frank sah sich um. Er sah einen offenen, schwach beleuchteten Gebäudeeingang auf der anderen Straßenseite. „Mir nach“ flüsterte er und deutete den anderen ihm zu folgen. Sie schlichen zu dem Gebäudeeingang, welcher sich als Wohnhaus herausstellte und gingen das Treppenhaus nach oben. Im zweiten Stock fanden sie eine Wohnungstür die offen stand. Nachdem alle in der Wohnung waren, schloss Sebastian, der als letzter eintrat, die Tür. Man konnte zwar in der Dunkelheit nicht viel erkennen, aber es reichte um sich ein wenig in der Wohnung zu orientieren.Frank befahl allen, sich auf den Boden zu legen und von den Fenstern weg zu bleiben, da die Schüsse immer näher kamen. Er selbst spähte einen kurzen Moment aus dem Fenster, warf sich aber gleich darauf zu Boden.

Nur einen Augenblick später erleuchtete ein heller Lichtschein der von draußen kam, beinahe den ganzen Raum. Kurz darauf verschwand der Lichtschein wieder. Man hörte draußen etwas vorbeifahren und die Schüsse schienen immer mehr und immer mehr zu werden. Auch das Gestöhne der Untoten nahm stetig zu. Man sollte glauben, dass irgendwann die Untoten einmal zur neige gingen, dem schien aber nicht so. Es schien eher so, als ob für jeden getöteten Untoten drei neue aufstanden. Die Schüsse entfernten sich wieder, wurden aber kurz darauf von einem lauten schmerzerfüllten Schreien abgelöst. Frank warf erneut einen Blick aus dem Fenster. Eine Horde Zombies hatte den GTK Boxer belagert und einer von ihnen kam durch die Dachluke in das Fahrzeug hinein. Der Nissan Patrol Y62 der hinter dem Boxer fuhr, wurde ebenfalls auseinandergenommen. Alle standen langsam wieder auf und warfen einen vorsichtigen Blick aus dem Fenster. Ein lauter Schrei gellte durch den Raum und ließ alle zusammenzucken.

Linda war von einem Zombie, der aus dem Schlafzimmer kam, angegriffen und zu Boden gerissen worden und versuchte nun ihn mit aller Kraft von sich fernzuhalten. Robert rannte in Windeseile zu ihr hin, und versetzte dem Untoten einen kräftigen Schlag gegen dessen Schädel mit seinem Golfschläger. Der Zombie ließ von Linda ab und sank röchelnd zu Boden. Frank stürmte zu Linda hin. „Alles okay? Bist du Okay?“ Doch Linda war noch zu geschockt um zu antworten, ihre Tränen liefen über ihr Gesicht und ihr Schluchzen durchdrang alle Räume. Sebastian gab Robert ein Signal, alle Räume durch zu checken, damit nicht mehr Überraschungen auf sie zu kamen. Als sie zurückkamen hatte sich das Schluchzen von Linda etwas gelegt. Sie lag mittlerweile in den Armen von Frank und klammerte sich fest an ihn. Er fragte sie nun nochmals „Alles okay, Kleines?“ Linda brach wieder in Tränen aus und zog ihren linken Ärmel hoch. Eine Bisswunde zierte ihren Unterarm. Nun rollte auch eine Träne über Franks Gesicht. Er presste Linda fest an seinen Körper „Nein, nein, nein, nein, nein, nein.“ Die Gruppe ließ den beiden etwas Raum und zog sich zurück. Robert ging zu Tür um Wache zu stehen, die anderen begaben sich ins Schlafzimmer und legten ihre Rucksäcke auf dem Bett ab.

6

Als die anderen nach einiger Zeit wieder zu Frank und Linda zurückkamen, hatten sich die beiden schon etwas beruhigt. Linda lag in Franks armen, starrte nur die Wand an, Frank hingegen stand die Trauer ins Gesicht geschrieben. Sebastian räusperte sich. „Ich weiß, es ist ein unangenehmes Thema, aber was machen wir nun? In ca. 24 Stunden wird sie zu einem dieser Zombies, also, bei allem Respekt, müssen wir entweder jetzt etwas unternehmen oder in 24 Stunden.“ Frank sah Sebastian nur kurz an, wandte seinen Blick dann aber wieder ab. Linda starrte immer noch an die Wand. Kevin ging zu Frank hin und kniete sich neben ihn. „Frank … er hat Recht. Wir müssen etwas unternehmen. Wir können es auch so machen, dass sie kaum etwas spürt, dass es schnell geht .. keiner von uns will, dass sie zu einem dieser Dinger wird, richtig?“ Frank zeigte diesmal keine Reaktion. Linda starrte immer noch die Wand an. Kevin legte die Hand auf Franks Schulter. „Frank ..“ - „Ich hab dich gehört … aber wer soll es machen? Ich etwa? Oder du? Sarah? Julia? Oder einer von den beiden Fremden? Wer kann damit leben?“ Für einen Augenblick war es totenstill in dem Raum, keiner sagte etwas, selbst die Untoten draußen auf der Straße schienen zu schweigen. Frank stand vorsichtig auf und lehnte Linda mit dem Rücken an eine Wand.

Er stand auf und zog eine Pistole hervor. „Die ist für solche Notfälle .. es ist nur eine Patrone drin .. also wer soll es machen? Mitten durch den Kopf, sodass sie möglichst nicht leidet.“ Linda starrte immer noch an die Wand. Schweigen stand im Raum. „Ich mach es“ sagte Sebastian. „Es ist bestimmt einfacher wenn es jemand macht, der sie nicht kennt.“ Frank gab ihm die Waffe in die Hand. Sebastian trat vor Linda, richtete die Waffe auf sie und zielte auf ihren Kopf. In diesem Moment drehte Linda den Kopf und starrte Sebastian in die Augen. Ihre blauen Augen machten ihn nervös. Er legte zitternd den Finger an den Abzug. Sebastian zögerte. Schließlich ließ er die Waffe sinken. „Ich kann es nicht.“ - „Ist okay“ sagte Frank und nahm ihm die Waffe ab „es würde für niemanden leicht sein .. am besten ist, ich mache es selber.“ Die anderen sahen ihn mit einer Mischung aus Gefühlen an. Verwunderung, Besorgnis, Angst … alles war dabei. „Aber wenn ich es mache, dann will ich allein sein mit ihr. Wartet vor der Tür auf mich, ich möchte noch einen Moment alleine mit ihr verbringen. Sobald ich es hinter mich gebracht habe, komm ich raus und wir suchen uns einen Unterschlupf für die Nacht.“ Die Gruppe nickte und begab sich ins Schlafzimmer um die Rucksäcke aufzunehmen. Danach gingen sie vor die Tür und warteten. Als Robert die Tür schloss, sah er noch wie Frank sich neben Linda setzte und seinen Arm um sie legte. Durch die Türe hörte man sehr gedämpft seine Stimme, aber man verstand keines der Worte die er sagte. Nach ein paar Minuten war es still geworden. Eine weitere Minute verstrich, kein Laut war zu hören. Noch eine Minute verging, kein Ton. Danach gab es einen lauten Knall und es war wieder still. Fünf Minuten später war es immer noch still in der Wohnung. Niemand rührte sich. Niemand kam zur Tür und öffnete sie. Jemand hatte eine Entscheidung getroffen. Die Gruppe setzte sich in Bewegung und suchte nach einem Lager für die Nacht.

Ende

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Hansjuergen Gaugl

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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