Flüchtlingsproblem - die Wiederkehr nationalistischer und populistischer Bewegungen sind dabei die noch größere Gefahr für unsere Demokratie

Nicht die Flüchtlinge an sich stellen die größte Bedrohung für die Stabilität unserer Demokratie dar, sondern infolge der Angst der Bürger die populistischen Reaktionen darauf. Gerade bei uns ist eine Wiederkehr nationalistischer Bewegungen kein Neuland, wir haben keine wehrhafte Demokratie.

Ein Sieg populistischer Parteien könnte das Ende der europäischen Einheit zur Folge haben. Wird die Flüchtlingskrise politisch nicht gelöst, entsteht immenser Schaden für die EU. Die Anzahl der Flüchtlinge mit über 1 Mio. wird die EU bei 500 Mio. Einwohnern nicht so schnell ins Wanken bringen.

Viel gefährlicher ist eine schleichende Auflösung und Fragmentierung der EU durch nationalistische Kräfte. Allein ein "Brexit" (Austritt GB) würde einen Wohlstandsverlust nach Bertelsmann-Berechnungen von über 300 Mrd. Euro ausmachen und die Marke "Europa" massiv schwächen. Die Bedrohung für unsere Wirtschaft und unsere Sicherheit würde massiv steigen, die Schwellenangst für Terroristen sinken in einem fragmentierten, renationalisierten Europa.Ein erfolgreiches Friedensprojekt würde sich zerschlagen und bewaffnete Konflikte wieder wahrscheinlicher machen. Politisch müsste man das Image und die Moral der EU-Bürokraten heben durch strengere Kontrollen und mehr Bürgernähe.

Eine koordinierte Terrorismus-Abwehr würde ohne EU nicht mehr funktionieren. Auch die politische Position gegen Putin wäre massiv geschwächt und eine EU-Spaltung ein gefundenes Fressen für ihn. Auch der Kampf gegen die IS wäre im Zuge einer Renationalisierung massiv geschwächt. Auch die gemeinsame Bekämpfung der steigenden Risken der Cyberkriminalität wäre nicht mehr gegeben.

Das Aufziehen von Grenzzäunen und die mögliche Wiedereinführung von Grenzkontrollen macht das Schengen-Abkommen obsolet, behindert massiv den freien Warenverkehr und grenzüberschreitende Wertschöpfungsketten.

Ohne EU würden wir den Status eines Global Players verlieren, und das in Zeiten der chinesischen Herausforderung.Die Risken für 2016 sind nicht unbeträchtlich, aber bei kluger Politik ohne zu stark aufgedrehten Merkel-Heiligenschein beherrschbar.

Das größte Risiko für die nächste Dekade ist jedoch die Technologiearbeitslosigkeit mit großen Sprüngen nach oben. Über die Folgen der Digitalökonomie haben sich Politiker noch wenig Gedanken gemacht. Dazu gehört vor allem die sogenannte „Skalenertragsproblematik“, das heißt Wettbewerbsvorteil infolge Unternehmensvergrößerung, die im eCommerce massiv zugenommen hat. Teuer ist immer nur die Produktion des ersten Exemplares , quasi der Prototyp. Jedoch die Vervielfältigungen dazu haben Grenzkosten gegen Null. Infolge der Größe sind günstigere Lieferantenkonditionen und eine Fixkostendegression möglich.

Dies lässt kleinere Unternehmen (zB. Amazon versus Buchhändler) wegsterben. Volle Preistransparenz im Internet führt noch dazu zu massivem Verdrängungswettbewerb.

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