INTERNET - Segen und Fluch (Reaction Emojis, Chewbacca-Maske, Confirmation Bias, Echokammern, Serendipity Hasspostings, Shitstorm, Orwell, etc.)

o Dass sich die Digitalisierung auf den Journalismus auch negativ auswirkt, ist kein Wunder. Die nicht ausreichende Ökonomisierbarkeit des Onlinejournalismus wegen der Gratis-Informationsflut im Internet und die Beschleunigung und Nachrichtenflut ohne Redaktionsschluss bei Onlinemedien muss zwangsweise zu Lasten der journalistischen Qualität gehen.

o Es gibt aber auch viel schlimmere Erscheinungen, wo es nicht nur um Qualitätsverlust, sondern immer penetranter werdende Trivialität geht am Beispiel "Chewbacca-MASKE".

Dieses virale Video ist wieder einmal dabei, zum Renner in der Internet-Community zu werden. Es sagt einiges über das Niveau des Durchschnittsamerikaners aus und wir wundern uns, warum Trump so eine Resonanz findet. Er versteht es, mit Ansagen, die er selbst nicht ernst nehmen kann, die Emotionen der Durchschnittsamerikaner anzusprechen und sie so zu seinen Fans werden zu lassen. Hillary Clinton fehlt dieses Fähigkeit, weshalb er sie noch in arge Nöte bringen könnte beim Rennen um das Präsidentenamt. Für Populisten wie Trump ist das Internet ein Paradies mit Verstärkereffekt, Hillary kann damit nicht umgehen.

o Das Internet mit seinen sozialen Netzwerken hat sich teilweise auch zu einer ungewohnten Dreckschleuder ("shitstorms";) insb. bei den Postings entwickelt, weil Menschen ohne physische Anwesenheit des Gegenübers oft völlig ihre Hemmungen verlieren ausartend in Hasspostings und Drohungen.

o Gestern hörte ich mir einen Talk mit der ChefRed. der Wirtschaftswoche und Professorin der UNI-St.Gallen für Kommunikationswissenschaften Miriam Meckel im Schweizer Fernsehen an:

http://www.srf.ch/sendungen/sternstunde-philosophie/miriam-meckel-gehen-wir-der-digitalen-welt-ins-netz

Welchen Einfluss haben Internetkonzerne wie Google und Facebook auf die Menschen heute? Befördern sie eher Freiheit und Demokratie oder Abhängigkeit und Tyrannei? Können sie auch zur Verdummung beitragen?

Fasziniert von den Wunderwaffen des Internets ist die Professorin der Universität St. Gallen und Chefredakteurin der deutschen «Wirtschaftswoche», Miriam Meckel aber noch immer. Trotzdem forscht sie auch dem "süssen Gift" nach, welches die Digitalisierung ausströmt:

Dass etwa Algorithmen den Menschen zunehmend die Entscheidungen abnehmen und sie sich mit Vergnügen in "digitale Echokammern" (Filterblasen) einsperren lassen. Darunter ist gemeint die Zurückspiegelung der eigenen Meinung,die dann einen Verstärkereffekt auslöst und bis in Hassspiralen sich verlaufen kann.

Algorithmische Hassspirale:

In der Kommunikationswissenschaft spricht man auch von sog. "Confirmation Bias" (Welten, wo ich dank Algorithmus immer bestätigt werde in meiner Sicht von der Welt). Die Folge ist auch, dass ich nicht nur bei AMAZON ähnliche Bücher argorithmisch vorgeschlagen bekomme, sondern in einschlägigen Foren sich auch Hasswelten und Hasspostings hochschaukeln können infolge algorithmischer Verstärkerwirkungen. Der fremde Gegen-Zufall fällt weg.

Eine Brigitte-Journalistin machte sich über alternde Skateboarder lustig und erlitt deswegen völlig unerwartet einen Shitstorm mit hunderten Hass-Postings pro Minute bis zu Todesdrohungen.

o Wer Wind sät, wird Sturm ernten (Shitstorms):

Das Fehlen eines physischen Gegenübers, diese Abkoppelung fördert massiv die Hassspiralen und Wutbürger.

Ein ähnlich gelagertes Problem gibt es in der Drohnenkriegsführung, weil der Angreifer im virtuellen Raum keine Hemmschwelle mangels eines physischen Gegenübers hat.

o Nestle/Greenpeace Shitstorm wegen Palmöl

in Schockoriegeln:

Nicht das Internet als Techologie ist das "süße Gift", sondern es liegt in uns. Was der Mensch daraus macht, ist das Problem. Die Technologie selbst ist weder gut noch böse, sondern neutral.

Der neueste Schrei sind die 3D-Brillen, wo ich virtuell meine Lieblingsschauspielerin erleben kann, sie virtuelle in 3D anfassen kann, um sie herumgehen kann und vieles mehr ....

o Was am Algorithmus-Prinzip zu kritisieren ist, dass es eigene Meinungen, Vorlieben verstärkt, jedoch konträre andere Meinungen, Zufallsmeinungen weitgehend ausblendet. Auch dazwischengeschaltene Zufallsgeneratoren ("randomized algorithmus") funktionieren nicht optimal.

o "Serendipity" (Zufallsbegegnung):

Der Zauber des Zufalls darf nicht verlorengehen.

Das Internet bietet den Reiz ungeplanter Begegnungen.

Andererseits neigen Alhorithmen wiederum dazu, eher wieder

durch Gleichschaltungen das Gegenteil zu bewirken.

o Silicon Valley (eine "Ersatz-Religion" mit Messiaserlebnissen):

In den USA gibt es eine "Kultur des Scheiterns" - man darf scheitern. Jedoch das Scheitern darf nicht Selbstzweck werden, sondern Voraussetzung dass dadurch etwas weiterentickelt wird, dafür etwas Neues rauskommt ("fail, fast, forward").

In Europa fliegt man raus, wenn man scheitert.

o Überwachung - von jedem existiert ein Dossier, diese Daten werden von Datenbrokern an Versicherungen, Arbeitgeber, Werbeindustrie, etc..gegen teures Geld verkauft:

http://themavorarlberg.at/gesellschaft/von-jedem-internetnutzer-existiert-ein-dossier

Die Algorithmen erstellen mit den vielen Daten automatisiert ein Profil und eine Zukunftsprognose über jeden. Wenn sich heute Arbeitssuchende um eine Job bewerben und der Bewerber erzählt seine zurechtgeschneiderte Story, die jedoch dem vom Arbeitgeber zugekauften Computerprofil widerspricht - man kann sich die wahrscheinlichen Folgen ausmalen.

Diese Silicon Vally Kultur ist innovativ und disruptiv und vermittelt ein "Messias-Erlebnis" für den, der was neues entdeckt hat (zB. Steve Jobs mit iPhone-Präsentation). Dieses Messiaserlebnis führt zu einem sektenähnlichen Charakter dieser Silicon-Valley Kultur.

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Margaretha G

Margaretha G bewertete diesen Eintrag 25.05.2016 03:40:12

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