Wie die EVOLUTION Geist und Gefühle hervorbrachte

Die Erkenntnis der Wirklichkeit ist die einzige enge Pforte, die zu Frieden führt. Um sich in der zunehmend komplexeren Welt zurechtzufinden, muss der Mensch die Welt und sein Innerstes, das ihn antreibt, erkennen. Das Bewusstsein ist eingespannt zwischen den inneren Antrieben und den äußeren Widerständen und muss Lösungen für dabei entstehende Spannungen, die sich als Gefühle mitteilen, finden. Je vollständiger unsere Erkenntnis über alles um uns und in uns, desto grösser die Chancen einer friedlichen Verständigung zwischen den verschiedenen Kulturen der Welt in ihrem unausweichlichen Zusammenwirken.

In der menschlichen Sozilisation sind "Überzeugungen die grösseren Feinde der Wahrheit als Lügen", schrieb schon Nietzsche. Überzeugungen mit Überzeugungen zu konfrontieren, führt nur zu Streit und Krieg im Kollektiv.

Für die Entstehung von Leben waren zwei Molekülarten mit komplexen räumlichen Strukturen maßgebend: Aminosäuren und Nukleinsäuren . Die Aminosäuren als Baumaterial und Nukleinsäuren als Baupläne. Leben beginnt in der Evolution genau in dem Augenblick, in dem eine Kette von Nukleinsäuren den Bauplan für immer komplexere Strukturen bereitstellt bis zu Stoffwechselfunktionen .

Gefühle sind Aufträge an das Denken:

Mit diesen Bauplänen tritt das Phänomen «Information» ins Universum. Information kommt im Universum, Physik und Chemie nur in jenen wunderbaren Zell-Molekülen vor, die zB. in einem Kirschkern versammelt den Bauplan für einen Kirschbaum, Kirschblüten und wiederum Kirschen im sich tragen. Die Erde entwickelte sich und irgendwann fand der Sprung statt, wo Informationen sich zu Leben entwickelten in Anpassung einer sich verändernden Natur.

Dabei gründet sämtliches unendlich vielfältiges Leben, von Algen bis zum Menschen, allein auf 4 Nukleinsäuren und 20 Aminosäuren und das gesamte Wissen der Menschheit lässt sich mit 26 Buchstaben und 10 Ziffern in der DNA darstellen.

Entwicklung des Geistes:

Die Entwicklung von Geist geht von einer späteren Evolutionsstufe aus als jener der Entstehung der DNA. Organe können sich nämlich nur ausbilden, wenn deren Funktionieren in einem Organismus koordiniert wird bewerkstelligt durch Signale (= elektrische Impulse), die durch Nervenbahnen fließen und in Ganglien (=Anhäufung von Nervenzellen, Nervenknoten) verarbeitet werden. Signale sind Stellvertreter für chemische Zustände, die in vorangegangenen Evolutionsstufen direkt miteinander reagierten.

Aus der Anhäufung von Signalen in Ganglien verarbeitend (Nervenknotenpunkte) entwickelten sich langsam einfache und in der Evolution dann immer komplexere Knoten bis zum menschlichen Gehirn.

Dem einfachen Reptilgehirn überlagert sich in Jahrmillionen das "limbische System" für menschliche Triebe und Gefühle zuständig und als jüngste Stufe menschlicher Evolution der "Neokortex", wo die Vernunft zu Hause ist oder sein sollte. Jede zusätzliche Kapazität an Datenverarbeitung steht im Dienst der bisherigen, kann jedoch deren Vermögen grundlegend erweitern.

Vom Reptil, dessen Nachwuchs aus dem Ei schlüpft und sich fortan allein durchschlägt bis zum Schimpansen mit langsam heranwachsenden komplexen sozialen Relationen. Datenverarbeitung und Gehirn wurden damit um Grössenordnungen vielschichtiger, komplexer und aufwendiger.

Da die biologischen Bedürfnisse durch angeborene Reflexe und Instinkte unmittelbar in Verhalten übersetzt werden, bleibt das Verhalten selbst von Schimpansen, bei aller gewonnenen Flexibilität, stereotyp und ohne Entwicklung, in kollektiver wie individueller Hinsicht. Jedoch wenn ein Schimpanse einen Mund voll Wasser in ein für seine Hand zu enges Gefäss spült, damit er die Nüsse, die dann obenauf schwimmen, herauszuholen kann, ist dies noch immer nicht Denken, sondern nur eine Rekombination stereotyper Aktionen.

Wann beginnt das echte DENKEN entkoppelt von stereotypen Reflexen?

Um in der von denkenden Wesen gemachten Welt zu bestehen, brauchen Menschen die Fähigkeit zum Denken. Denken ist dem ererbten Instinktapparat überlagert und ist in der Evolution so radikal neu wie das Leben selbst.

Das Hauptmerkmal von Denken liegt in dessen Entkopplung von stereotypen Reflexen und unterscheidet sich grundlegend von den kognitiven Leistungen von Schimpansen.

Jedes Bedürfnis und jede Furcht lösen beim Tier sofort und eindeutig Aktionen aus. Wenn der Körper Energiemangel meldet, treibt es ihn auf die Jagd. Ist ein Weibchen in Brunst, jagen die Männchen sofort hinterher.

Beim Menschen hingegen melden sich Bedürfnisse nicht als starre Imperative, sondern als mehr oder weniger deutliche, mehr oder weniger heftige Gefühle als Aufträge an das Denken. Denken ist ein Softwareprogramm, das Neuronenpopulationen verarbeitet.

Gefühle sind keineswegs blosse Stimmungen, sondern Aufträge an das Denken, aus seiner Übersicht und mit seinen Einfällen Lösungen für die Bedürfnisbefriedigung zu finden oder diese im höheren Interesse wie Gesundheit oder Ethik aufzuschieben. Ohne Denken hätten Gefühle keinen Sinn, und ohne Gefühle hätte Denken keine Richtung. Ist das Bedürfnis gestillt, welches Gefühle ausgelöst haben, verschwindet das Bedürfnis wieder, am Beispiel von Hunger einfach nachzuvollziehen.

Dies gilt jedoch auch für die grossen Lebensziele. Ein Unbehagen im Beruf drängt zum Aufsuchen neuer Beschäftigung. Eine innere Unruhe drängt zum Überdenken der Identität (Sinnsuche, Ichfindung, Persönlichkeitsentwicklung u. Veränderungen, etc..) – und wenn eine Übereinstimmung von Anlagen, Selbstverständnis und Stellung in der Gesellschaft erreicht ist, verschwindet das Thema.

Dies Übereinstimmung hat vor wenigen Tagen Andre Heller in einem Interview in meinen Augen schön ausgedrückt:

"Glücklich ist ein Mensch, der synchron mit seiner Seele lebt", um dieses Ziel zu erreichen, muss ich Nietzsche noch einmal strapazieren mit seinem "Werde, der zu bist".

Negative Gefühle sind keine Strafen, sondern Aufforderungen zu Veränderungen dessen, was sie auslöst.

Das Bedürfnis wird durch das Denken einem ungleich grösseren Universum von Lösungsmöglichkeiten zugeführt als bloss einem Katalog von Reflexen bei Tieren.

Die dadurch gewonnene Anpassungsfähigkeit ist der Grund für den überwältigenden quantitativen Erfolg der damit ausgestatteten Spezies Mensch. Wenn das unmittelbare Überleben einigermassen gesichert ist, drängt das Denken auf Beantwortung von Fragen über den Tag hinaus, will dem Lebensganzen Sinn geben, entwickelt Neugier für die Welt, in die sich das Individuum geworfen sieht. Kulturelle Welten können oft auch Stützwelten für jene sein, welche die reale Welt alleine nicht befriedigt.

Evolution von Denken:

Wie kann sich Denken von der biologischen Datenverarbeitung entkoppeln? Das Gehirn entspricht keiner Computerschaltung mit fixen Verknüpfungen und eindeutigen Ja/Nein-Zuständen. Stattdessen gibt es Mehrheiten oder Minderheiten von Neuronen, die aufeinander wirken. Denken ist ein Softwareprogramm, das entkoppelte Neuronenpopulationen verarbeitet, die Datenverarbeitungskapazität hat sich in einigen Millionen Jahren auf das Dreifache gegenüber Lucy (Australopithecus afarensis) erhöht.

Information ist Struktur von Materie, die sich mitteilt.

Wie in der Evolution vorangehende Erweiterungen der Datenverarbeitungskapazität baut Denken auf dem auf, was andere höhere Primaten schon können:

o raumbezogen: sich erinnern, was wo in ihrer Umgebung ist, sich verborgene Bewegungen vorstellen und beobachtete fortführen, Abkürzungen gehen;

o objektbezogen: Klassen bilden, Entsprechungen bei kleinen Zahlen finden, Probleme durch Einsicht in ihre Mechanik lösen, Werkzeuge gebrauchen;

o sozial: lernen, Beziehungen pflegen, das Verhalten anderer vorausberechnen, Taktik anwenden, kooperieren, Arbeit teilen, Stimmungen wie Trauer ausdrücken.

Diese kognitiven Fähigkeiten steigert Denken ins Unerschöpfliche durch die Erweiterung des Horizonts vom unmittelbar Sichtbaren zu allem Vorstellbaren, von anwesenden Sippenmitgliedern zur ganzen Menschheit, von der Gegenwart in alle Zeiten.

Bewusstsein:

Jean Piaget schreibt: «Am Beginn der geistigen Evolution gibt es . . . keine Differenzierung zwischen dem Ich und der Aussenwelt . . . die erlebten Eindrücke sind auf einer einzigen Ebene ausgebreitet, die weder innerlich noch äusserlich ist.» Danach baut die entkoppelte Datenverarbeitung des Menschen von Geburt eine eigene Datenbank auf, die das Tier nicht hat.

Das Kleinkind speichert von acht Monaten an Gegenstände, Personen und Aktionsschemata, die die Erfahrung von Intention, Handlung und Effekt zusammenfassen. In kleinen Dosen werden eigener Körper, eigene Empfindungen, Einsichten und Vorlieben in die Vorstellung integriert, woraus sich mit der Zeit ein "SELBST" (Identität) aufbaut. Das Selbst betreibt das Denken, und das Denken projiziert das Selbst.

ICH-Bewusstsein entsteht, die neue Informationsplattform, baut sukzessive das Bild einer Aussenwelt auf – und spiegelbildlich das Bild eines Ichs. Die Ausbildung der Individualität entspricht einer zunehmenden Objektivierung der Welt.

«Substanz» von Geist, die die Philosophie zweieinhalbtausend Jahre lang gesucht hat,

ist Information:

Information ist Struktur von Materie, die sich mitteilt.

Denken ist die im menschlichen Gehirn von der Intuition entkoppelte Verarbeitung von Information, die im Dienst ebendieser Intuition Input in Output überführt.

Geist ist Gedachtes. Was ist Gedachtes anderes als – Gedanken! Gedanken können zwar niedergeschrieben und in Bibliotheken verstaut werden, Geist sind sie jedoch erst wieder, wenn sie gelesen und damit gedacht werden.

Seit dem Homo sapiens sapiens erfolgt Denken auch in Sprache statt bloss in Vorstellungen – der entscheidende Sprung im geistigen Vermögen. Sprache besteht aus Begriffen und Regeln und gestattet Erfassung, Verarbeitung, Mitteilung und Speicherung von Erfahrungen. Begriffe sind Abstraktionen und erfassen das, was Mengen von Gegenständen und Ereignissen gemeinsam ist; etwa erfasst der Begriff «Haus» das Millionen von Häusern Gemeinsame, nämlich dass sie von Menschen gemacht sind und beherbergen – der Begriff ist jedoch ohne Kontext leer und bedarf konkreter Ergänzungen wie «Opernhaus der Stadt Wien», «das erste Haus rechts eingangs Dorf» oder "Haus Nr. 15".

Kultur:

Aus der Wechselwirkung von mit Geist ausgestatteten Lebewesen untereinander entsteht Kultur. Hegel nannte die Wechselwirkung «Dialektik» und das Ergebnis «Weltgeist». Kultur durchläuft eine Evolution nach den Gesetzen aller Evolution: Wandel (Mutation in der Biologie), Selektion des sich Bewährenden, Bewahrung des Bewährten. Hegel meinte bejahend zum Ergebnis dieser Evolution: «Was wirklich ist, das ist vernünftig, und was vernünftig ist, das ist wirklich.»

Geist und Materie:

Wie wirken sie aufeinander? Sie sind ein Ganzes, bedingen einander und sind isoliert zu nichts nütze – so wenig wie ein Auto ohne Lenkung und eine Lenkung ohne Auto.

Übrigens im Buddhismus gibt es dieses "Bedingtheitsdenken".

Demnach kann es nur etwas geben, weil es das andere auch gibt. Ein Auto wird es dadurch nutzbar, weil sich seine Bestandteile gegenseitig bedingen, nicht im zerlegten unbedingten Zustand. Im NIRWANA des Buddhismus hört sich dieser Bedingheitszustand - ein nur meditativ erreichbarer Zustand - auf, wenn man von nichts mehr bedingt wird (Ende des Karmas).

Sowohl die Hardware von Leben wie die Software, die dessen Betrieb lenkt, sind materielle Strukturen. Es ist das Zusammenwirken von Information und Materie, das Leben ausmacht. Die Moleküle, die auf elementarer Stufe Information und Materie darstellen, setzen sich in beiden Fällen aus den Atomen H, C, N und O zusammen, haben lediglich unterschiedliche Strukturen, und diese bestimmen ihre unterschiedlichen, komplementären Funktionen.

Dualismus:

Auf Stufe Nervensystem kommt die Zeitdimension hinzu: Signale wirken online aufeinander und führen zu neuen neuronalen Verknüpfungen. Alles Geistige und alles, was unter Seele subsumiert werden kann: Intuition, im Unbewussten verarbeitete Erfahrungen, tragende Erkenntnisse und Bekenntnisse zum Lebenssinn, sind im Gehirn als neuronale Strukturen abgelegt.

"Körper" und "Geist/Seele/Psyche" sind nur an der Oberfläche etwas Verschiedenes, im Innersten sind sie ein Einziges. Die von Platon eingebrachte Idee eines «Dualismus», der den zwei unterschiedlichen Erscheinungsformen dieses einzigen Ganzen isolierte Existenz zuordnet, führt in die Irre.

Die Persönlichkeit wird zur festen Burg in einer

fliessenden, unberechenbaren Welt:

Der Mensch ist in seinen Antrieben und Intuitionen weitgehend Primat geblieben, und sein Denken hat die Funktion, diesen Primaten erfolgreich durch die von Menschen geschaffene Zivilisation zu führen.

Dabei ist seine Identität zu jeder Zeit, da er zu entscheiden hat, festgelegt: genetisch und epigenetisch durch Prägung, eigene Handlungen und Erfahrungen. Die einzige Freiheit liegt folglich in der anstehenden Entscheidung. Wenn diese zu Erfahrung geworden ist, geht sie als kleinere oder grössere Erweiterung in die Identität ein.

Freier Wille:

Freier Wille ist somit auch in der Theorie nur das, was das Individuum im Alltag erlebt: die Wahl des nächsten Schrittes – nicht die Wahl, wer es im Augenblick der Wahl sei. Selbst wenn dieser Schritt die Erstellung eines Lebensplanes ist: Es geht um nicht mehr als den nächsten Schritt. Da jeder Schritt im Dienst weitgehend intuitiver Bedürfnisse steht, fällt die Entscheidungen in letzter Instanz ebenfalls die Intuition. Der freie Wille beschränkt sich somit primär auf das Auffinden von Lösungen und das Aufbereiten von Entscheidungen. Wie «frei» er darin sein kann, manifestiert sich bisweilen in Ratlosigkeit.

Unsterblichkeit der Seele?:

Die Aussenansicht von Seele ist Persönlichkeit. Zunehmend in einem Menschenleben wird diese durch die eigenen Entscheidungen geformt. Je schärfer auf Ziele ausgerichtet, je kohärenter Entscheidungen, je konsequenter Handlungen, desto grösser die Chance auf ein seinen Möglichkeiten gerecht werdendes Leben. Ihre Erfüllung bedarf nicht der Nobelpreise, Goldmedaillen oder Millionen, sondern allein der Ausschöpfung der eigenen Anlagen von der Liebesfähigkeit bis zur Tatkraft, wie winzig oder überragend sie immer sind.

Die Persönlichkeit wird zur festen Burg in der fliessenden, unberechenbaren, bisweilen konfus erscheinenden Welt. Sie legt ihre Werte fest und hält sich daran. Ihre Überzeugungen, Haltungen und Handlungen sind ein Ganzes. Sie ist sich selbst willkommen, nimmt das Unabänderliche hin und gliedert sich mittragend in die Gesellschaft ein. Die Persönlichkeit, oder eben Seele, die sich auf solche Höhe emporarbeitet, erreicht zu Lebzeiten eine vergnügliche Art von Unsterblichkeit, bedarf jedoch keines Lebens mehr nach dem Ableben. Unser Geist spukt nicht im Universum herum, sein einziges Zuhause von Geist im ganzen Universum das menschliche Gehirn, solange der Mensch lebt.

Dieser Beitrag ist eine gedankliche Kurzfassung zum Buch von:

Hans Widmer, Autor von "Das Modell des "konsequenten Humanismus" – Erkenntnis als Basis für das Gelingen einer Gesellschaft" sowie von «Grundzüge der deduktiven Physik – Fundament für die grossen Theorien der Physik».

Dr. Hans Widmer, 1940, studierte Maschinenbau an der ETH Zürich und promovierte in Nuclear Engineering am MIT. Nach Stationen als CEO in international tätigen Konzernen übernahm er ein Unternehmen in der Maschinenbau-Industrie. Widmer ist Vater von vier Kindern.

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Persönliche Gedanken dazu:

Obiger Beitrag soll zum Reflektieren über das "Menschsein" anregen, egal wie man dazu stehen mag,denn allein durch die Aussage: "Der Mensch ist in seinen Antrieben weitgehend Primat geblieben" könnte auch für manche beleidigend oder zuviel existenzialistisch wirken, aber wie immer soll sich jeder seine eigene Meinung dazu bilden.

Der ehemalige Chef von McKinsey und Oerlikon-Bührle, hat mitgeholfen, tausende Stellen abzubauen, pardon "Kapitalanlagen sanieren". Dann beschreibt er in einem Buch " ... Humanismus ..." das Modell einer menschengerechten Gesellschaft. Ein gespenstischer Geist mit einem Menschenbild das seinen Selbstbild gerecht wird. Der Goldman Sachs Chef Blankfein behauptet, wieder Gottes Werk zu verrichten. Und so, wie das Jahr 2016 EU-weit begonnen hat mit den diversen Krisen und unzureichenden Bewältigungsstrategien auch in der österr. Politik, muss man sich um den Geist auch immer wieder Sorgen machen.

Meine persönliche Erfahrung ist jedenfalls:

Je mehr es gelingt, uns von unserer Selbstbezogenheit zu lösen, umso besser bewältigen wir unser Leben. Denn unser ICH braucht den ANDEREN, um sich selbst zu verstehen, zur eigenen Identitätsfindung. Unser ICH braucht aber auch die Freiheit und das Glück des anderen. Wer das nicht versteht, hat die tiefste Bedeutung allen existentiellen und kulturellen Seins nicht verstanden.

Älter werden bedeutet:

sein Denken zu erweitern, sich der dem Ende nähernden Reise des Lebens noch intensiver einzulassen und auch aus unserem ICH noch stärker herauszutreten, um den anderen besser kennen zu lernen. Es bedeutet, den Blick zu erweitern, die Menschen in ihrer Eigenart, ihrem Anderssein und ihrer Einzigartigkeit lieben zu lernen. Wenn diese Liebe intensiv genug ist, die Aufhebung der Zeit zu erfahren.

Berufswelt:

Bei meinen persönlichen Erfahrungen in einer leitenden Position im Bankgeschäft habe ich auch sehr viele negative Erfahrungen gemacht verbunden mit dem Gefühl, in einer unheilen Berufswelt leben zu müssen insb. gegen Ende der 90er-Jahre, wo das neoliberale Werteethos über uns hereingebrochen ist, da hat es begonnen. Meetings und Gespräche dienten oft keineswegs der Wahrheitssuche oder Problemlösung, sondern vielfach nur der Selbstdarstellung des Einzelnen, wie auch viele Emails als Selbstdarstellungsvehikel benutzen und andere damit quasi von Zeitdieben zuschüttet werden. Selbstdarstellungsbedürfnis und Karrieregeilheit selbstgefälliger Kollegen gehörten zum Alltag bis hinauf zu den narzisstischen Chefetagen. Aus dem "König Kunden" musste eine "auszunehmende Weihnachtsgans" gemacht und unmoralische Geschäfte wurden damit gerechtfertigt : "Sonst machts halt die Konkurrenz".

Weg zur Weisheit:

Weisheit, die man nicht so leicht lernen kann sondern von ihr nur getragen werden kann oder nicht ist für mich jenes Maß, das für die richtige Balance zwischen den Bedürfnissen unserer Emotionen (limbische System, Gefühls-u. Beziehungsebene) und des Geistes (Vernunft und Pragmatik - Neokortex) gefunden werden muss und auch nicht von Bildung und Wissen abhängen muss. Auch von einfachen Menschen kann man viel Weisheit lernen.

Die 5 Säulen der Weisheit (in einem ausbalanzierten Verhältnis zueinander stehend) sind für mich:

1) Emotion (Gefühlswelt, Sozialisation, etc..)

2) Vernunft (Kognition - jedoch auch in der Intuition steckt viel und oft mehr Weisheit)

3) Erfahrung

4) Selbstreflexionsfähigkeit (die kritische Distanz auch zum eigenen ICH, Kritikfähigkeit und Selbsterkenntnisfähigkeit)

5) Dynamik statt Statik (wer glücklich bleiben will, muss sich auch immer wieder verändern können)

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Spinnchen

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