Wenn sich Finanzministerium und Steuerberater zusammentun.

Im Juni 2023 sorgte eine Veranstaltung für erheblichen öffentlichen und politischen Wirbel: Gerda Hofmann, Spitzenbeamtin im FDP-geführten Bundesfinanzministerium, referierte bei einer exklusiven Tagung für Superreiche und deren Berater und gab dabei Einblicke, wie man trotz geplanter Gesetzesänderungen weiterhin Steuervorteile nutzen könne. Ihr Vortrag auf der Konferenz der Großkanzlei Flick Gocke Schaumburg, dokumentiert durch das ZDF, illustriert eine problematische Nähe zwischen Vertretern der Finanzverwaltung und Steuerberatern, deren Mandanten regelmäßig von solchen Insidertipps profitieren.

Die rechtliche Einordnung dieses Vorgangs ist komplex. Strafrechtlich relevant wäre besonders der Vorwurf der Offenbarung von Dienstgeheimnissen (§ 353b StGB) oder der Beihilfe zur Steuerhinterziehung (§ 369 AO). Allerdings wurden Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaft Berlin wegen Geheimnisverrats am Ende eingestellt, da eine direkte Weitergabe vertraulicher Akten oder Anleitungen zur illegalen Praxis nicht nachweisbar war. Gleichwohl hat Hofmann ihren Auftritt nicht amtlich angemeldet, was einen klaren Verstoß gegen ministerielle Regularien darstellt und ein dienstrechtliches Verfahren nach sich zog. In Folge wurde sie anschließend aus der Steuerabteilung in einen weniger sensiblen Aufgabenbereich versetzt.

Moralisch gibt der Vorgang Anlass zu großer Besorgnis. Als hohe Beamtin ist Hofmann dem Allgemeinwohl und einer gerechten Steuererhebung verpflichtet. Dass sie einer kleinen elitären Gruppe exklusive Hinweise aus ihrem Ministeriumsbereich gab, unterläuft das Prinzip der Steuergleichheit und schädigt das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Integrität staatlicher Institutionen. Kritiker betonen, dass diese Nähe zwischen Finanzverwaltung und Steuerberatern ein strukturelles Problem ist: Gerade in Steuerfragen agieren hochbezahlte Berater für wenige Milliardäre und nutzen oft die mangelnde Ausstattung der Steuerverwaltung zum Vorteil ihrer Klienten. Das beschädigt die Gerechtigkeitsgrundsätze des Steuerrechts, fördert soziale Ungleichheiten und untergräbt die Bemühungen um Steuergerechtigkeit.

Die Rolle des Ministeriums (FDP-geführt) und der Steuerberater ist dabei wechselseitig geprägt von gemeinsamen Interessen: Insidertipps und exklusive Informationen, ob aktiv angeboten oder auf Nachfrage vermittelt, verfestigen ein ungesundes Netzwerk, das dem Grundsatz der Gleichbehandlung widerspricht. Der Fall Hofmann steht somit beispielhaft für das Risiko, dass nicht nur Einzelpersonen, sondern strukturelle Verflechtungen zu Lasten des Gemeinwohls wirken. Der Skandal verdeutlicht die Notwendigkeit strengerer Integritätsregeln, größerer Transparenz und massiver Kontrollmechanismen im sensiblen Steuerbereich.

[1](https://www.transparency.de/aktuelles/detail/article/affaere-hofmann-netzwerk-steuergerechtigkeit)

[2](https://taz.de/Steuerskandal-um-Lindners-Spitzenbeamtin/!5979088/)

[3](https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bundesfinanzministerium-steuern-korruption-christian-lindner-1.6339571)

[4](https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/spitzen-beamtin-gab-tipps-fuer-superreiche-steuer-skandal-im-finanzministerium-86409750.bild.html)

[5](https://www.zeit.de/wirtschaft/2024-01/christian-lindner-referatsleiterin-gerda-hofmann-versetzung)

[6](https://www.private-banking-magazin.de/top-beamtin-aus-finanzministerium-gab-super-reichen-steuertipps/)

[7](https://www.fr.de/politik/christian-lindner-finanz-ministerium-fdp-beamtin-steuer-berater-news-92743605.html)

[8](https://www.instagram.com/p/DCy1DmXtdIZ/)

[9](https://www.abgeordnetenwatch.de/profile/marco-buschmann/fragen-antworten/wohin-wurde-gerda-hofmann-versetzt-mir-ist-durchaus-bewusst-dass-sie-bereits-vor-christian-lindner-dort-ihr)

[10](https://de.nachrichten.yahoo.com/auftritt-verm%C3%B6genden-beratern-gab-top-105702846.html)

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