Wir sind nicht alle gleich. Und das ist unsere Chance!

Derzeit geht meine 14jährige Tochter Amelie in die 4. Klasse einer Montessori-Schule. Das war eine bewusste Entscheidung. Ich selbst bin auf ein Realgymnasium gegangen. Meinen musisch-kreativen Talenten ist diese nicht wirklich entgegengekommen, doch zu meiner Zeit hat man da nicht viel überlegt: Da sind deine Geschwister hingegangen, also gehst du auch hin. Ich weiß nicht, wie es anders gekommen wäre, wenn meine Talente von Vornherein gefördert worden wären. Aber ich bin durchgekommen. Bei meiner Tochter wollte ich es anders machen. Ich wollte die Talente von Amelie fördern. Deshalb haben wir uns für eine kleine Montessori-Schule entschieden.

Ich persönlich glaube, dass es erstens auf die Kinder selbst ankommt. Da gibt es offensichtlich unterschiedliche Persönlichkeiten. Nicht für alle ist die Waldorff-Schule, Montessori-Pädagogik oder anderes das Richtige. Schließlich gibt es auch Kinder, die in der Volksschule bereits kommen und meinen: „Mama, ich möchte Noten.“ Das alles Entscheidende aber sind die Lehrer und deren Persönlichkeit.

In der öffentlichen Mittelschule hatte Amelie auch Lehrer, da hätte ich keinen Unterschied zwischen dem Montessori- und dem öffentlichen Gedanken gesehen. Sie waren unglaublich aufgeschlossen und sind sehr respektvoll mit den Kindern umgegangen. Gerade in den letzten beiden Schulen habe ich Lehrer erlebt, vor denen ich den Hut ziehe. Sie lieben Kinder, machen viel in ihrer Freizeit, damit die Kinder Freude am Lernen bekommen. Natürlich gibt es auch solche, bei denen man sich fragt, warum sie den Beruf ergriffen haben. Doch es gibt auch solche, die zwei – drei Wochen vor Schulbeginn bereits liebevoll Listen machen, diese an uns Eltern schicken und sich überlegen, welche Projekte durchgeführt werden sollen. Deshalb tu ich mir wahnsinnig schwer, in der Schuldebatte alles über einen Kamm zu scheren. Ich habe es so und so erlebt.

Das Wichtigste für uns Menschen gerade für die kommende, dichte Zeit ist meiner Meinung nach, eine eigenständige Persönlichkeit zu entwickeln. Wenn man als Kind gelernt hat, wer man ist, was man gut kann, was einem gut tut und wenn man mit Begeisterung „seines“ findet, dann kann man positiv und freudvoll in die Zukunft sehen. Da ist es dann auch wurst, ob man studiert, in die Lehre gegangen oder sonst etwas gemacht hat.

Was ich mir für unser Bildungssystem aber in jedem Fall wünsche ist, dass es praktischer orientiert ist, dass es mehr ein Grundallgemeinwissen vermittelt. Ethik, Sozialkompetenz, Politik und Weltgeschehen, aber auch Wirtschaft sollten Pflichtfächer werden. Die Kinder, die rausgehen, müssen sich in dieser großen Welt orientieren können. Heute ist es nicht mehr so wie damals, dass man in Velden geboren wird und sein Dorf nicht verlässt. Wir müssen uns auskennen, sonst sind wir aufgeschmissen. Das ist wichtiger als in der 3. Klasse Latein zu lernen. Je praktischer unsere Kinder losgehen und sagen können, das ist mein Talent, das macht mir Freude, desto stärker sind sie. Wir können nur auf diesen Stärken und Ressourcen aufbauen. Dass wir nicht alle gleich, sondern vielmehr sehr unterschiedlich sind, das ist unsere Chance!

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Veronika Fischer

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fischundfleisch

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