UN-Botschafterin gegen weibliche Genitalverstümmelung nimmt ihrem Sohn den Penis

Einer meiner Leser hat mich auf einen interessanten Wikipedia-Eintrag über Waris Dirie hingewiesen. Waris Dirie hat sich zu recht einen Namen gemacht, weil sie sich gegen weibliche Genitalverstümmelung eingesetzt hat. Ihr engagement gegen diese Art von Verbrechen hat ihr weltweit Anerkennung und Preise eingebracht. So bekam sie u.a.

Entsprechend sollte man meinen, daß Waris Dirie in allen Fach- und Sachfragen gut unterrichtet ist, wenn es darum geht, Menschen Teile ihres Körpers ohne ihre Einwilligung abzuschneiden - was zweifellos eine schlimme Straftat ist. Doch intereressanterweise ist dem nicht so, denn Wikipedia zufolge - und die ist nach feministischer Deutung zuverlässig - ließ Waris Dirie ihren Sohn beschneiden. Zitat:

"Waris Dirie hat zwei Söhne. Sie lebt seit 2009 in Danzig. Ihr jüngster Sohn ist in Wien geboren.[20][21] Sie ließ ihren ältesten Sohn beschneiden und rechtfertigte dies mit ästhetischen und hygienischen Gründen: "We had Aleeke circumcised in the hospital a day after he was born. This is very different from female genital mutilation; that should never even be called circumcision - it's not. In males it's done for medical reasons - to ensure cleanliness. I could hear Aleeke crying when they did it but he stopped as soon as I held him. Despite my strong feelings about FGM, I knew it was the right thing to do. My son has a beautiful penis. It looks so good and so clean. The other day he told me he had to go to the bathroom. I said, 'You can do that alone, you are a big boy now,' but he wanted me to come and see him. His little penis was sticking up straight and clean. It was lovely to look at!"[22]"

Darüber habe nicht nur ich mich gewundert, sondern auch anderen Menschen ist dieser double standard aufgefallen, wenn es nicht um Frauen, sondern nur um Männer geht - nach dem Motto: "Männer sind eben nichts wert und waschen können sie sich auch nicht, da schneidet man am Besten gleich alles weg, dann ist das Thema durch.". Ich kann mir nicht erklären, wie eine Frau der Meinung sein kann, daß sie über den Körper ihres Sohnes verfügen darf und zwar aus ästhetischen Gründen. Pikanterweise bekennt sich Waris Dirie zusätzlich zur Sozialtheorie des Radikalfeminismus. Zitat:

"Vielleicht sollten die Frauen den Männern die Eier abschneiden, damit auf der Erde wieder ein Paradies entstehen kann. Die Männer würden ruhiger werden und sensibler mit ihrer Umwelt umgehen. Ohne diesen ständigen Ausstoß von Testosteron gäbe es keinen Krieg, kein Töten, kein Rauben, keine Vergewaltigungen."

Der systematische Zusammenhang zwischen der Befürwortung von Jungenbeschneidung und Feminismus wird dadurch zwar nicht bewiesen, aber ausschließen tut sich beides in diesem Fall offenbar nicht. Glücklicherweise gibt es auch andere Stimmen aus dem feministischen Lager.

Da Waris Dirie kein Einzelfall ist, stellt sich die Frage, was sich eigentlich im Kopf solcher Frauen abspielt, daß sie kein Problem damit sehen, ihrem männlichen Kindern die keinesfalls schmerzlose, sondern traumatisierende Prozedur zuzumuten und ihnen dadurch bei erheblichem Risiko tödlicher Komplikationen einen wesentlichen Teil ihr künftigen Sexualität zu nehmen. Ich stehe diesem Benehmen jedenfalls nur fassungslos und ablehnend gegenüber. Das mag auch daran liegen, daß es Frauen gibt, die auf Kosmetik stehen, welche aus den abgeschnittenen Vorhäuten von Säuglingen gemacht ist. Zivilisierte Worte zur korrekten Bewertung dieses Sachverhalts stehen mir nicht zur Verfügung.

Daher scheint es unumgänglich zu sein, den Dialog mit Frauen und Feministinnen über die Beschneidung von männlichen Säuglingen zu suchen, falls sie solche Meinungen haben.

Zunächst einmal ist es wesentlich zu verstehen, daß es bei Männern und Frauen ganz unterschiedliche Typen von Beschneidungen gibt und ihre Anwendung hängt von den Traditionen und Zwecken der jeweiligen sozialen Gemeinschaften ab. Einen Überlick über die internationalen Gewohnheiten zur Beschneidung von Jungen gibt dieses Video. Für die USA wird das noch einmal hier genauer unter die Lupe genommen, wobei deutlich wird, daß dort Beschneidung vor allem zur Unterdrückung männlicher Sexualität eingesetzt wird. Die ethische Dimension der Beschneidung wird hier diskutiert und natürlich gelten die Ergebnisse für Jungen wie für Mädchen gleichermaßen. Eine interessante Durchspielung von Pro- und Contra-Argumenten kann hier nachlesen, die besonders oft genannte Begründungen sexuell übertragbare Krankheiten wird gesondert besprochen. Wer dem Thema aber in allen Details nachgehen will, kann das hier tun.

Die Folgen der Beschneidung sind für die Betroffenen meistens weniger erfreulich und zwar auch dann, wenn dies imErwachsenenalter geschieht. In der Regel wissen das Frauen nicht und wie so etwas ausgehen kann, wenn sich ein Mann in dieser Sache einer Frau unterordnet, wird in der ansonsten straff feministischen taz geschildert. Und weil es zum Thema gehört, wollen wir nicht vergessen, daß auch Frauen sich teilweise freiwillig der Beschneidung unterziehen. Männer machen das leider auch.

Natürlich gab es von juristischer Seite ebenfalls ein Echo auf dieses Thema in den Massenmedien: Prof. Tonio Kröger hält das gegenwärtige Beschneidungsgesetz in ZeitOnline für verfassungswidrig und sein Votum wird hier diskutiert. Wer etwas von Jura versteht, kann sich die Diskussion in den Rechtswissenschaften hier einmal genauer ansehen. In der Praxis bringt das Beschneidungsgesetz für Ärzte interessanterweise kaum Erleichterungen. Die Politik und auch die sonst moralisch so erhabenen NGOs verfolgen in der Frage der männlichen Beschneidung interessanterweise eigene Ziele - und zwar quer durch alle Parteien.

Ich hoffe, daß dieser post umfassend über Jungenbeschneidung informiert und deutlich geworden ist, daß sie nicht anders behandelt werden kann als die weibliche Beschneidung, die zu Recht als schweres Verbrechen international geächtet ist. Doch wenn ich mir so manche Frauen anhöre, dann kann man wohl erwarten, daß das männliche Geschlecht auch in Zukunft mit Doppelstandards entweder zur Benachteiligung von Männern oder zur Bevorzugung von Frauen wird leben müssen.

0
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

2 Kommentare

Mehr von elmardiederichs