Polystryol-Ausdünstungen - wie gefährlich sind sie und wo kommen sie her?

Sitzkomfort mit Nebenwirkungen

Es ist noch nicht allzu lange her, da stieß die jüngere Generation euphorische Freudenschreie aus, wenn ihr etwas besonders gut gefiel und man durfte ein lautes:"Giftig!" anstatt dem heutige „cool“ oder „lässig“, vernehmen. Wer hätte je gedacht, dass ein vermeintlich gemütlicher Sitzsack dieser Bezeichnung später nicht nur alle Ehre macht, sondern auch noch giftige Luft ausdünsten kann?

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Es sollte der Fortschritt überhaupt sein: Ein knuffiger, super-bequemer Sitzsack, der den Rücken entlastet. Kinder-und Jugendliche sollten wieder lernen, ihre natürliche, gerade Körperhaltung anzunehmen. Es gab einen richtigen Hype um Sitzsäcke. Eltern legten dieses Möbelstück der besonderen Art auf den Gabentisch in der festen Überzeugung, dass es für die Gesundheit ihrer Kinder förderlich sei. Doch hier ist Vorsicht geboten, nur die hochwertig Produzierten Füllmaterialien sind sicher. Bei vielen zu günstig Hergestellten Marken wäre der passende Slogan wohl eher: "Mit gesundem Rücken eine kranke Lunge" Es ist Aufgabe der Eltern, die Kleinsten dieser Gefahr überhaupt nicht erst auszusetzen.

Die Schuldigen für diese gebotene Vorsicht sind ganz klein: Es sind weiche Styroporkügelchen, die sich zwar gut anfühlen können, für die Gesundheit aber, wenn sie nicht richtig entlüftet sind, eher das Gegenteil bewirken.

Gefährliche Perlen – Wo kommen Sie her?

Der Weg dieser gefährlichen Kügelchen in diverse Sitzsäcke beginnt in billigen Chemiekonzernen mit mäßigen Kontrollen in Übersee, hier wird ein bestimmtes Granulat hergestellt, welches beispielsweise in Batterien Verwendung findet. Da große Mengen dieses Granulats entstehen, werden Teile davon an die weiterverarbeitende Industrie weitergegeben. Die hoch brisante Masse wird somit in Umlauf gebracht. Dort angekommen wird das Granulat mit einem Treibmittel, namens Pentan angereichert und durch Wasserdampf bei extrem hohen Temperaturen zu Polystyrolperlen aufgeschäumt.

Kaum entstanden werden sie zu beliebtem Befüllungsmaterial diverser Gegenstände:

  • Sitzsäcke
  • Plüschtiere
  • Stoff-Spieluhren
  • Boxsack
  • Kissen

Auch als Puffer zum Schutz anfälliger bzw. zerbrechlicher Warensendungen werden die Perlen verwendet.

Die Problematik liegt auf der Hand: Die unschuldig aussehenden Polystyrolperlen enthalten noch immer das Treibmittel Pentan. Teilweise wird im Anschluss an die Verarbeitung die enthaltene Menge durch nachträgliches Entgasen reduziert und genau hier muss schon der Produzent genau hinschauen um dem Verbraucher das beste Produkt zu bieten? Billiglieferanten verzichten aus Kostengründen gänzlich auf den Entgasungsvorgang, hier sollte auf jeden Fall von einem Kauf abgesehen werden. Achten Sie auf das Stichwort Entgasung wenn Sie demnächst etwas kaufen was mit diesen Kügelchen gefüllt ist. Auch bei vermeintlich nur draußen genutzten Outdoor Sitzsäcken sollten Sie auf das Qualitätsmaß „entlüftet“ achten und nur bei Ihnen vertrauenswürdig erscheinenden Sitzsack-Händlern mit in Deutschland kontrollierten Marken einkaufen.

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Bei schlechter Entlüftung der Kügelchen droht Gefahr

Viel Gegenstände, die mit den Polystyrolperlen befüllt sind, werden später durch ihre häufig Besitzer stark beansprucht:

  • Sitzsäcke werden durch das Sitzen und toben permanent zusammengedrückt.
  • Spieluhren aus Stoff werden beim Aufziehen festgehalten und dienen manchmal auch als Handpuppen.
  • Auf Kissen legt man seinen Kopf und drückt es durch Änderung der Schlafposition ebenfalls ständig zusammen
  • Die Matratze ist mitunter sehr heftigen Belastungen ausgesetzt, da sie teilweise auch von mehreren Personen gleichzeitig beansprucht wird.
  • Plüschtiere werden geherzt und gedrückt
  • Die Matratze ist mitunter sehr heftigen Belastungen ausgesetzt, da sie teilweise auch von mehreren Personen gleichzeitig beansprucht wird.
  • Boxsack müssen allein durch das Punshing einiges aushalten. Das Schlagen wirbelt die Kügelchen im Boxsack ganz schön durcheinander

Genau bei diesen Vorgängen werden die Gase freigesetzt. Jeder hat schon mal gesehen, wie Staub aufgewirbelt wird, wenn man Kissen aufschüttelt oder sich mit Schwung auf die Couch wirft. Macht man das bei einem Möbelstück, das mit schlecht entlüfteten Polystyrolperlen gefüllt ist, wirbelt nicht nur der Staub umher, sondern auch gefährliche Treibmittelgase, die durch das Quetschen der kleinen Kügelchen freigesetzt werden. Diese Gase verteilen sich nicht nur in der Luft - Kinder neigen auch dazu, alles mit dem Mund zu erforschen. Beruhigt sich ein Baby/Kleinkind durch Saugreflexe am Lieblings-Kuscheltier, kann das sehr beunruhigend sein.

Es kommt noch dicker – Vorsicht beim Hausbau!

Als ob das alles nicht schon schlimm genug wäre, sitzt das gesundheitsschädliche Polystyrol längst schon in den Grundgesten der Wohnung/des Hauses.

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Polystyrol ist aufgrund des geringen Preises einer der beliebtesten Dämmstoffe. Genau diese Tatsache macht es noch gefährlicher; Polystyrol ist leicht entflammbar und daher normalerweise als Dämmschutz denkbar ungeeignet. Um es dennoch als Dämm-Material nutzen zu können, wird es mit dem Umweltgift Hexabromcyclododecan(HBCD)versehen.

Dieses Unweltgift reichert sich schnell in den menschlichen Organismus ein und kann sogar zur Unfruchtbarkeit/Impotenz führen. Schwangere Frauen laufen Gefahr, dass der Fötus im Mutterleib beschädigt wird. Zu allem Überfluss wird Polystyrol auch noch zur Isolierung verwendet. Das ist an sich schon recht fragwürdig; man isoliert z.B. Fliesen oder Badewanne zum Schutz äußerer Einflüsse und holt sich damit die Gefahr direkt ins Haus.

Das ist einer der Gründe dafür, dass HBCD seit 2013 weltweit verboten wurde. Fatalerweise gibt es eine Ausnahme: In der Wärmedämmung darf es nach wie vor verwendet werden.

Pentan ausdünstungen - geräuschlose Bedrohung

Es ist wohl deutlich unwahrscheinlicher, von einer giftigen Schlange gebissen zu werden, als durch Industrieprodukte vergiftet zu werden. Die Menschen selbst sorgen höchst persönlich für die unterschiedlichsten Erkrankungen. Aus Kostengründen holt man sich freiwillig Gifte ins Haus, dessen Folgen noch nicht absehbar sind.

Es gibt allerdings Hersteller und Händler die dies bereits beachten. Neben den gut entlüfteten Polystyrolkügelchen gibt es viele Alternativen, die sich sehr gut für den gewünschten Effekt eignen und der Gesundheit nichts anhaben können. Sensible Näschen können schlecht entlüftetes Polystyrol auch riechen und empfinden es höchst unangenehm. Ansonsten ist es eine geräuschlose Gefahr, dass durch Ausdünstungen den Weg in den menschlichen Körper findet.

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