Gewalt ist als Erziehungsmaßnahme nicht mehr üblich, sollte man meinen. Dennoch langt auch in diesem Jahrtausend die Hälfte aller Elternimmer noch zu. Neben leichten Kläpsen auf den Hintern praktizieren 14% auch schmerzhafte Bestrafungen. In einem Artikel der Presse trat ein Vater jetzt für physische Maßregelungen ein und erregte dadurch viele Gemüter.

Durchaus zurecht. Denn Gewalt ist als pädagogische Maßnahme niemals okay.Sie ist ein Zeichen der Überforderung und Hilfslosigkeit des Erziehenden. Jeglicher Versuch, diese Gewalt als Erziehungsmethode verteidigen zu wollen, überführt den Befürworter nur seiner eigenen Inkompetenz. Wenn man keine anderen Möglichkeiten findet, um eine Situation zu lösen, greift man eben zur Gewalt. Denn als der Stärkere kann man die Lage auf diese Weise immer zu seinen Gunsten beeinflussen, wenn man bereit ist, moralische und ethische Widersprüche zu ignorieren. Es gibt kein einziges Argument, das Gewalt als erzieherische Maßnahme rechtfertigt. Im Gegenteil, es gibt ganz eindeutige Studien, dass Menschen, die in der Kindheit Opfer von Gewalt wurden, selbst zur Gewaltausübung neigen. Jede Gewalterfahrung birgt das Risiko, dass daraus nachhaltige Komplexe und Psychosen entstehen. Gewalt scheint eine einfache Lösung zu sein, der angerichtete Schaden kann allerdings enorm sein.

Dabei ist auch die konditionierende Wirksamkeit von Bestrafungen zu hinterfragen. Schon bei Haustieren wird gerne diskutiert und gegen negative Reaktionen argumentiert. Während man erwünschtes Verhalten durch gut getimte positive Reaktionen gut verstärken kann, liegt die Schwierigkeit von Bestrafungen in der Mehrdeutigkeit. So machen viele Hundebesitzer den Fehler, ihr Haustier zu schimpfen, wenn es nach einem ungewollten Ausflug wieder zurückkommt. Dabei verbindet der Hund die negative Reaktion mit der letzten Aktion, also der Rückkehr, die ja eigentlich belohnt werden sollte. Sagt man einem Tier, dass es etwas falsch gemacht hat, liegt es an diesem, richtig zuzuordnen, was es falsch gemacht hat. Dies scheitert oftmals. Denn meistens ist der Bestrafer gar nicht in der Lage, sich gut genug in das Gegenüber hineinzuversetzen, um eine wirksame Bestrafung wählen zu können. Bestärkt man gezielt positiv und rechtzeitig, etwa das Abbrechen oder die Nichtausführung einer unerwünschten Handlung, kann dies viel effektiver und zudem moralisch vertretbarer sein.

Nun ist der kleine Max aus dem Artikel natürlich keinesfalls ein Haustier, sondern ein Mensch, dem es durchaus zuzumuten ist, zu verstehen, warum er bestraft wird. Es besteht aber dennoch die Gefahr, dass er den Tadel, den er für unerwünschte Aktionen erfährt, auf eine andere, viel verheerendere Weise kausal verbindet, als es von Vater und Mutter beabsichtigt ist. Zum Beispiel, wenn er zu der Erklärung kommt, dass er bestraft wird, weil er nicht geliebt wird. Oder dass solche Eingriffe in die körperliche Unversehrheit in Ordnung sind, wenn man alles andere zur Erreichung seiner Ziele probiert hat.Niemals ist Gewalt als Erziehungsmaßnahme richtig. Sie ist ein finales Mittel, ein Machtmissbrauch von denen, die entweder zu faul oder zu inkompetent sind, einen Konflikt mit friedlichen Methoden zu lösen, ein einseitiger Schlusspunkt derer, die genau wissen, dass sie aufgrund ihrer Stärke auf einer kräftemessenden Ebene endgültig gewinnen können. Und manchmal endet dies dann grausam, wenn der Bestrafende bei nicht erfolgender Verhaltensänderung statt der eigenen Selbstreflexion einfach die Dosis oder Frequenz der Bestrafung erhöht.Der Vater im Artikel bezeichnet alle Erziehungsvorstellungen, die ohne Maßregelungen oder Strafe auskommen, als naiv. Es tut mir leid, Herr Greber, aber jeder, der zu solchen Methoden greifen muss, ist für eine Lösung der Erziehungsspannungsfelder auf einer anderen, friedvollen Ebene einfach zu unfähig. Lösungen gäbe es nämlich genug, auch wenn sie oft mehr Geduld und Aufwand erfordern. Hoffentlich werden Sie darauf noch aufmerksam.

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