Das vermeintlich tiefe Zitat, das da lautet: „Wer heutzutage in einer politischen Debatte den Begriff >Nazi< gegen wen auch immer ins Feld führt, ist aus ethischer Sicht ein Lump, aus historischer Sicht ein Verharmloser und aus intellektueller Sicht eine Null“, ist weder tief noch klug – es ist irreführend, falsch und letztlich ein Schutzschild für genau jene, die den Vorwurf verdienen.
Zunächst zum angeblich „ethischen Lumpentum“. Wer heute die Ideologie des Nationalsozialismus erkennt und benennt, handelt gerade nicht unethisch, sondern übernimmt Verantwortung. Ethisch verwerflich ist vielmehr das Verschweigen oder Verharmlosen von faschistischem Denken. Holocaustüberlebende wie Esther Bejarano haben eindringlich gewarnt: „Ihr dürft nie vergessen, was geschehen ist. Und ihr dürft nie schweigen, wenn Unrecht geschieht.“
Historisch soll die Verwendung des Begriffs angeblich eine Verharmlosung sein. Nein – das Gegenteil ist richtig. Verharmlosung geschieht, wenn man Nazismus in eine historische Vitrine sperrt, so als sei er ein abgeschlossenes Kapitel. Doch wie die Geschichte zeigt, „reimen“ sich autoritäre Bewegungen, neue Formen von Antisemitismus, rassistische Ideologien und Geschichtsrevisionismus gefährlich oft. Den Nazi-Begriff heute zu vermeiden, hieße, der Wiederkehr seiner Ideen sprachlos gegenüberzustehen.
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Und intellektuell eine „Null“? Nein, die Dummheit liegt im Zitat selbst. Sprache ist unser Werkzeug zur Einordnung – wer „Nazi“ ausspricht, benennt Ideologie, Strukturen, Weltbilder. Der Verzicht darauf macht sprachlos und blind – ein intellektuelles Armutszeugnis.
Am Ende geht es bei diesem Zitat schlicht darum, sich gegen Kritik zu immunisieren. Wer solche Sätze verbreitet, signalisiert nicht die Sorge um sprachliche Genauigkeit, sondern das Bedürfnis, keinen Nazi-Vorwurf hören zu müssen – auch dann nicht, wenn man Positionen vertritt, die eindeutig an Nazi-Ideologie erinnern.
Die Wahrheit ist unbequem: Der Begriff „Nazi“ bleibt relevant. Ihn mutig zu verwenden ist kein Missbrauch, sondern Pflicht – aus Respekt vor den Opfern, im Bewusstsein der Vergangenheit und als Warnung, den Anfängen zu wehren.
